Clown-Car-Wash in München und Auto-Zirkus in Chile
Von Silvia Kählert
Die Corona-Pandemie macht erfinderisch – das beweisen die Zirkusse weltweit. Sie leben von der Live-Kultur und sind daher besonders hart betroffen.
Die lustigste Autowaschstraße Münchens, die «Clown-Car-Wash» mit Clowns, Artisten und Popcorn – damit kann der Circus Krone zumindest kleine Vorstellungen trotz Coronavirus geben. Die Besucher durchfahren die 90 Meter lange Waschstraße mit dem eigenen Auto. 20 Clowns und Artisten sorgen dabei für ein Unterhaltungsprogramm im Stammquartier des Circus Krone. Zirkuschefin Jana Mandana Lacey-Krone erklärte dem Münchner Radiosender Arabella, dass sie sehr stolz sei, mit Clown-Car-Wash ein Stück Circus auch während der Corona-Pandemie mit den Hygienevorschriften umsetzen zu können.
Monatelang konnte der Schweizer Zirkus Knie wegen der Corona-Pandemie nicht auftreten. Anfang September waren die Artisten in einer verkürzten Tournee unterwegs und gastierten drei Wochen auf dem Zürcher Sechseläutenplatz, eine der wichtigsten Spielstätten. Direktor Fredy Knie ist dankbar, dass die Mini-Tournee zumindest gewisse Einnahmen generiert. Denn die Reserven seien irgendwann aufgebraucht, so der 74-Jährige im Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).
Der deutsche Circus Roncalli verschiebt seine geplante Tournee auf das Jahr 2021. Das von den Österreichern Bernhard Paul und André Heller 1975 gegründete Unternehmen mit Sitz in Köln musste Gastspiele in Wien, Graz und Linz absagen.
In den wichtigsten Tagen des Jahres fiel wegen der Coronakrise das Geschäft für die chilenischen Zirkusse aus: weder in den Sommerferien, am Día del Niño noch während der Fiestas Patrias konnten die Artisten in die Manege. Für einige waren diese drei Feiertage in den letzten Jahren ausreichend gewesen, um über das ganze Jahr zu kommen, wie La Tercera am 4. September berichtete.
Joaquín Maluenda, der Clown des Duos Los Tachuela, der auch der Asociación Gremial de Empresarios Artistas Circenses de Chile vorsteht, gibt gegenüber der Tercera an, dass nach Beginn der Pandemie etwa 108 Zirkusse und 1.650 Artisten in ihren Zelten und Anhängern in verschiedenen Städten des Landes strandeten. «Niemand ist weitergezogen, weil alle erwarteten, dass es sich um eine vorübergehende Sache handelt», erklärte er der La Tercera. Um über die Runden zu kommen, so Maluenda, hätten alle Zirkusartisten im ganzen Land improvisiert. Die Artisten seien mit Zirkusmusik und mit kandierten Äpfeln und Churros zum Verkauf, durch die Straßen gezogen. «Niemand ist reich geworden, aber wenigstens überleben wir», sagt der Älteste der Tachuela.
Wie die meisten chilenischen Zirkusse hat der Universal Circus mit seinen 50 Mitgliedern im Januar eine neue Tournee begonnen. Sie kamen Ende Februar in Vicuña an, in der Region Coquimbo, als die Pandemie begann. Nachdem sie mehr als 50 Tage ohne Aktivität und ohne Einkommen verbracht hatten, kamen sie auf die Idee, einen Autozirkus zu organisieren. Das heißt, die Zuschauer konnten in ihren Autos ins Zelt fahren. Die gesamte Innenseite des Zeltes, mit Tribüne und Sitzen war markiert, so dass es Platz für 25 Autos gab.
Die Pandemie begann in einem Moment, als der Zirkus in Chile gerade eine gute Zeit erlebte: Seit 2017 ist der erste Samstag im September per Gesetz der nationale Zirkustag. Darüber hinaus wurde der traditionelle Zirkus im vergangenen Jahr in das Register für das immaterielle Erbe Chiles eingetragen.