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viernes, 17. enero 2025
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Blu-Ray Report – «J. Edgar» von Clint Eastwood

J. Edgar Hoover war 22 Jahre jung, als er 1917 in das Justiministerium der USA eintrat, wo er zunächst in Zusammenhang mit der russischen Oktoberrevolution den Aktionen vermeintlich feindlicher Ausländer nachging. Es bestand damals die Furcht davor, dass sich der Kommunismus in den USA ausbreiten könnte. Hierbei entwickelte er einen stark ausgeprägten Antikommunismus, der fortan sein Denken und Schaffen bestimmen sollte. 1929 ernannte ihn Staatspräsident Calvin Coolidge zum Leiter des Sicherheitsdienstes. Bald darauf nahm er eine gründliche Modernisierung vor, die 1935 zur Umbenennung der Behörde in Federal Bureau of Investigation, kurz FBI, führte. Hoover leitete sie bis zu seinem Tod im Jahre 1972.

Der Film umspannt diesen langen Zeitraum, wobei Hoovers privater Blickwinkel den Ton angibt. Zwei Etappen in Hoovers Laufbahn lenken die Handlung: die des jungen, aufstrebenden Agenten und hochbegabten Organisators, sowie die des alten, rechthaberischen Machtmenschen, der seine Position um nichts in der Welt loslassen will.

Dem Drehbuch liegt eine gründliche Recherche zugrunde, wobei eine Unmenge Details berücksichtigt werden, ohne dabei dem großen Spannungsbogen Brüche und Risse zuzufügen. Die beachtliche Inszenierung und die hervorragende Leistung der Darsteller überzeugen vollends und regen den Zuschauer an, sich mit diesem im Ausland nicht sonderlich bekannten Kapitel der nordamerikanischen Geschichte näher auseinanderzusetzen. 

Leonardo DiCaprio verkörpert den jungen Anfänger und den alten Drahtzieher mit seiner phänomenalen Begabung, anscheinend mühelos in komplexeste Gestalten jeden Alters hineinzuschlüpfen.

Regisseur Clint Eastwood fängt den harten Stoff in rau kontrastierten Bildern ein und dabei blassen die besonders heftigen Szenenfolgen fast bis zum Schwarzweiß ab. Die Qualität der Blu Ray ist gut, allerdings empfiehlt es sich, den Raum abzudunkeln, um auch die stockfinsteren Bilder vollends erfassen zu können. 

Als Bonus ist der Scheibe nur eine, aber dafür umso interessantere Dokumentation beigefügt: «J. Edgar: The Most Powerful Man in the World», in der gleich zu Beginn der Drehbuchautor Dustin Lance Black die These aufstellt, dass «im 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten niemand mehr Macht besessen hat als Edgar Hoover». Er ließ weit über seine Befugnisse hinaus ausgesuchte Politiker ausspionieren, und schreckte dabei nicht davor zurück, Beweismaterial über deren – manchmal heikles – Privatleben zu sammeln, womit er etliche Staatsmänner, darunter auch ein paar Präsidenten, das Fürchten lehrte. Nur so erklärt sich, dass niemand sich traute, ihn zu entlassen. Verschiedene Mitwirkende an der Produktion, darunter Regisseur Eastwood und Hauptdarsteller DiCaprio, äußern sich zur Persönlichkeit Hoovers und wie sie sie in Inszenierung und Darstellung umsetzten. 

Film und Bonusmaterial sprechen nicht nur Geschichtsinteressierte an, sondern gehören eindeutig in die Kategorie der gehobenen Unterhaltung. Ein Kunsterzeugnis vom Feinsten für ein denkbar breites Publikum!

  • «J. Edgar», USA, Vereinigtes Königreich 2011 
  • Regie: Clint Eastwood 
  • Produktion: Clint Eastwood, Brian Grazer, Robert Lorenz, Ron Howard 
  • Drehbuch: Dustin Lance Black 
  • Musik: Clint Eastwood 
  • Kamera: Tom Stern 
  • Ton: José Antonio García 
  • Schnitt: Joel Cox, Gary D. Roach  

Mit: Leonardo DiCaprio, Armie Hammer, Naomi Watts, Damon Herriman, Jeffrey Donovan, Judi Dench u. a. 

  • Spieldauer: 137 Min.
  • Bild ***
  • Ton ***
  • Darbietung    *****
  • Extras ***

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