«Goldfinger» von Guy Hamilton
Von Walter Krumbach
Als kürzlich die Medien Sean Connery zu seinem 90. Geburtstag hochleben ließen, war in den Berichten die von ihm verkörperte James-Bond-Figur der Mittelpunkt. Zwischen 1962 und 1971 spielte er sechs Male den selbstsicheren Frauenheld, den unzerstörbaren Geheimagenten, der auch den hoffnungslosesten Lagen wie aus dem Ei gepellt entschlüpft. In der Eingangssequenz von «Goldfinger» etwa, schwimmt er im Taucheranzug zu einem Drogenlabor, um dieses hochgehen zu lassen. Als er sich anschließend der Schwimmausrüstung entledigt, erscheint darunter ein eleganter Abendanzug, bei dem nicht einmal die Nelke im Knopfloch fehlt.
Die beliebte Romanserie Ian Flemings wurde später mit anderen Hauptdarstellern verfilmt, wobei jedoch mit fortschreitender Computertechnik den Spezialeffekten immer mehr Platz eingeräumt wurde. Dementsprechend spielen seither die schauspielerischen Leistungen in den 007-Filmen eine sekundäre Rolle. So ist es nicht zu verwundern, dass Connerys Darstellung des Spions heute mehr denn je geschätzt wird.
Zudem verpflichteten damals die Produzenten namhafte Charakterdarsteller, wie den Deutschen Gert Fröbe in der Rolle des Goldschmugglers. Fröbe ist heute unvergessen als Pater Hoffmann in Viscontis «Ludwig» und als Oberst von Holstein in «Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten».
James Bond erhält in «Goldfinger» den Auftrag, den Bösewicht gleichen Namens zu beobachten und ihn bei seinen Straftaten zu ertappen. Dabei wird er in dessen Plan verwickelt, in Fort Knox die Goldreserven der Vereinigten Staaten mit einer radioaktiven Bombe zu verseuchen und damit wertlos zu machen. Der Verbrecher hofft dadurch zu erreichen, dass sein eigener Goldbestand nun jäh an Wert zunimmt.
Wie in allen 007-Filmen üblich, spielen die modernsten Errungenschaften der Technik und der Elektronik eine wichtige Rolle. So wird Bond zum Beispiel auf einem Foltergerät um ein Haar von einem mächtigen Laser-Strahl zerteilt. Noch spektakulärer ist jedoch der Aston Martin-Sportwagen des Agenten, der nicht nur über eine Radaranlage und austauschbare Nummernschilder verfügt, sondern hinter den Stoßstangen Machinengewehre verbirgt. Eine hochfahrbare Stahlplatte am Heck fängt Verfolgerschüsse ab, ein Raucherzeuger macht das Fahrzeug unsichtbar und der Schleudersitz des Beifahrers befördert auf Knopfdruck unliebsame Gäste in einem Sekundenbruchteil aus dem Wagen hinaus.
Das Blu Ray-Bild ist uneinheitlich. Die Miami-Sequenz hat Schärfe und kräftige Farben, nicht so die idyllische Berglandschaft der Schweiz. Der Tontechniker Norman Wanstall erhielt den Oscar für «beste Toneffekte», was man in unserer Zeit nicht mehr nachvollziehen kann. Heute hört sich die Tonspur wie das Ergebnis herkömmlicher Routinearbeit an.
Als Extras bringt die Platte Interviews mit Connery und Pussy Galore-Darstellerin Honor Blackmann, sowie einen detaillierten Bericht über Bonds Aston Martin-Flitzer und einige langweilige Kameraproben von Nebendarstellern.
Nach der Bond-Serie wechselte Sean Connery zum Charakterfach über. In zahlreichen seriösen Produktionen, wie Richard Attenboroughs «Die Brücke von Arnheim», «Der Name der Rose» von Jean-Jacques Annaud oder «Die Unbestechlichen» von Brian de Palma spielte er tragende Rollen, konnte jedoch nie wieder an seine James Bond-Popularität anknüpfen. Vielmehr wurden seine Darstellungen meistens mit der Figur des 007 verglichen. 2003 stand er zum letzten Mal vor der Kamera und 2012 zog er sich vollends aus dem Filmgeschäft zurück.
«Goldfinger», Vereinigtes Königreich 1964. Regie: Guy Hamilton. Produktion: Albert R. Broccoli, Harry Saltzman. Drehbuch: Richard Maibaum, Paul Dehn. Musik: John Barry. Kamera: Ted Moore. Ton: Gordon K. McCallum, Norman Wanstall. Schnitt: Peter R. Hunt. Mit Sean Connery, Gert Fröbe, Honor Blackman, Shirley Eaton, Tania Mallet, Harold Sakata, Lois Maxwell u. a. Spieldauer: 110 Min.
Bild ***
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