Klaus von Storch – Vorsitzender der DS Chicureo
Sein Fach ist das Flugwesen und die Astronautik. Diese anspruchsvollen Arbeitsgebiete hinderten den Luft- und Raumfahrtingenieur Klaus von Storch jedoch nicht daran, die zeitaufwendige Aufgabe des Vorsitzenden der DS Chicureo zu übernehmen, wo er derzeitig mit Vorstand und Schulleitung zukunftsweisende Projekte ausarbeitet.
Von Walter Krumbach
Klaus von Storch war bis 2004 Offizier der Luftwaffe. Mit 16 trat er in die Escuela de Aviación ein, und ein Jahr später flog er bereits die bewährte einmotorige Propellermaschine Mentor, die zum militärischen Grundtraining eingesetzt wird. Es folgten Düsenflieger vom T-37 bis zum F-5. Im Zuge der Modernisierung der Luftwaffe fiel die Entscheidung, Personal auf den Gebieten der Satellitenforschung und der Astronautik auszubilden. Von Storch wurde in die USA beordert, wo er sich als Raumfahrtingenieur instruieren ließ.
Nach seiner Rückkehr arbeitete er an dem Projekt des FASat-Bravo mit, dem ersten Satelliten der chilenischen Luftwaffe, der 1998 abgeschossen wurde und knapp drei Jahre die Erde umkreiste, bis im Juni 2001 seine Batterie ausfiel. Er war auch an dem Projekt «Chinitas en el espacio» des Liceo Nº 1 «Javiera Carrera» beteiligt, welches das Verhalten der Marienkäfer in der Schwerelosigkeit zu untersuchen beabsichtigte.
Später kam eine Einladung der Nasa, um an einem Flug des Space Shuttle teilzunehmen. Ebenso kam ein Kontakt mit russischen Behörden zustande, um in Begleitung von zwei russischen Kosmonauten eine zehntägige Reise ins All zu unternehmen. In diesem Fall stand sogar der Termin für den Abschuss fest. Beide Raumfahrten scheiterten jedoch aus verwaltungstechnischen Gründen!
Nachdem von Storch die Luftwaffe verließ, widmete er sich den erneuerbaren Energien. Eine Zeitlang flog er für Lan Chile, heute ist er Flugkapitän bei Sky.
Parallel dazu arbeitet er mit Franklin Chang Díaz zusammen. Der gebürtige Costaricaner war für die Nasa bereits sieben Mal im All. Er gründete die Firma Ad Astra Rocket Company, die sich auf die Entwicklung von Plasmaantrieben für die Raumfahrt spezialisiert hat. «Damit werden eventuell die Flüge zum Mars einen wesentlich kürzeren Zeitraum in Anspruch nehmen», weiß von Storch.
Vor anderthalb Jahren wurde er Mitglied im Vorstand der jüngsten Deutschen Schule Chiles, der DS Chicureo, die im Nordosten Santiagos liegt. Heute ist er ihr Vorsitzender. Früher hatte er ausreichend Gelegenheit gehabt, für diesen verantwortungsvollen Posten Erfahrung zu sammeln, da er etliche Jahre Mitglied des Vorstands der Corporación Federico Fröbel gewesen war, an der er sich mit den Belangen anderer Ausbildungsstätten, wie der DS Santiago und dem Insalco, auseinandergesetzt hat.
Heute hat Chicureo vom Präkindergarten bis zur 7. Grundschulklasse 800 Schüler. Im vergangenen Jahr begann die Bauetappe, die das gesamte Gebäude, mit den Klassenräumen bis zum IV Medio fertigstellen wird.
Bei dem Hausbau wurden neueste technische Errungenschaften angewendet. Fassaden, Fenster und Bedachung sind wärmeisoliert, ebenso die Turnhalle, die zudem mit Led-Beleuchtung ausgestattet und deren Boden mit dem holländischen hochabsorbenten Pulastic-Material belegt ist. Die Rennbahn ist aus dem gleichen Material gefertigt, das zur Herstellung der Bahn des Olympiastadions von Berlin verwendet wurde. Das Spielfeld hat einen holländischen Kunstrasen mit EPDM-Füllung, die schlechten Wetterbedingungen besonders gut standhält. Dazu kommen acht wissenschaftliche Labore der letzten Generation und Musiksäle mit hohem akustischen Standard. Die gesamte Infrastruktur der Schule gestattet anhand von Zusatzbauten wie Rampen, dass körperlich Behinderte sie ohne Schwierigkeiten betreten können. Es wurde für das Gelände um die Schule ein System mit niedrigem Wasserverbrauch ausgewählt und Bäume angepflanzt, die zum Ökosystem der Gegend gehören.
Überdies ist es der Schulgemeinschaft in der derzeitigen Covid 19-Krise gelungen, mit Hilfe der Technik den Unterricht, aufrechtzuerhalten: «Die heutige Lage ist einmalig», stellt von Storch fest, «wir haben einige Schüler, die aus Spanien, Deutschland und aus den Regionen Chiles am Unterricht teilnehmen. Dies ist für uns lehrreich und öffnet uns für die Zukunft die Augen.»
So hat die Pandemie auch die Planung der Schule beeinflusst. «Unsere Grundlagen sind recht solide, wir vermitteln Werte, sind aber dabei völlig offen, uns nach unerwarteten Umständen zu richten, wie es jetzt mit der Pandemie der Fall ist», meint er, «vielleicht wird es später zum Beispiel normal sein, dass Schüler für ein paar Monate von Deutschland aus am Unterricht teilnehmen.» Für die kommenden Jahre wünscht sich der Vorsitzende, «dass wir mit den weltweit besten Mitteln technischer und pädagogischer Art unterrichten können.»
Wenn jemand so beschäftigt ist wie Klaus von Storch und zudem an derart zukunftsweisenden Projekten wie jene der Ad Astra Rocket Company beteiligt ist, drängt sich die Frage auf: Hat er überhaupt Freizeit? Er hat. Der Ingenieur ist begeisterter Skiläufer und bereist so oft er kann mit seiner Familie die Welt. Allerdings: «Wegen der Pandemie mussten wir vorerst kurzfristig nach Hause zurückkehren.» Aber auch dieses Desaster, solange es auch schon währt, wird einmal ein Ende haben.