8.4 C
Santiago
23.3 C
Berlin
viernes, 20. septiembre 2024
Inicio Magazin Geschichte Zum 125. Todestag von Adam Opel – Vom Schlossergesellen zum «Nähmaschinenkönig»

Zum 125. Todestag von Adam Opel – Vom Schlossergesellen zum «Nähmaschinenkönig»

Von Peter Downes

Opel ist heute einer der größten europäischen Automobilhersteller. Der Namensgeber Adam Opel hatte jedoch nie selbst Automobile hergestellt. Seine Witwe Sophie und die Söhne Carl und Wilhelm sind die tatsächlichen Automobilfabrikanten gewesen.

Die Söhne Adam Opels, Carl (links), Wilhelm, Heinrich, Fritz und Ludwig 1895 mit ihrem «Quintuplet», unterstützen ihren Vater beim Verkauf von Fahrrädern.

Adam Opel hat sich vom Schlossergesellen durch die Herstellung von Nähmaschinen und Fahrrädern zu einem der größten deutschen Unternehmer hochgearbeitet.

Erste Fabrik im Kuhstall

Im hessischen Rüsselsheim kam am 9. Mai 1837 Adam Opel in einer Schlosserfamilie zur Welt. Sein Vater Philipp Wilhelm (1803-1870) war Schlossermeister und hatte eine kleine Werkstatt in Rüsselsheim; dort bildete er auch seinen ältesten Sohn Adam zum Schlossergesellen aus. Nach seiner Lehre im Familienbetrieb machte sich der 20-jährige Adam auf eine fünf Jahre dauernde Gesellenwanderschaft, die ihn nach London, Paris, Brüssel und Lüttich führte. 

In Paris arbeitete er drei Jahre lang in einer Nähmaschinenfabrik. Als er 1862 in seine Heimatstadt zurückkehrte, teilte er seinem Vater mit, nun selbst Nähmaschinen bauen zu wollen. Davon war jedoch sein Vater nicht begeistert und bestand darauf, dass Adam tagsüber weiterhin in der väterlichen Werkstatt arbeiten sollte. So begann Adam abends beim trüben Schein der Rüböl-Lampe mit der Arbeit. In mühsamer, harter Handarbeit stellte er seine erste Nähmaschine her, die dann 40 Jahre lang bei einem Rüsselsheimer Schneider ihren Dienst tat. Innerhalb eines Jahres baute er dann noch weitere sechs Geräte.

Ein Onkel sprang ihm zur Seite und überließ dem Neffen einen ehemaligen Kuhstall, der daraufhin zu einer kleinen Fabrik umfunktioniert wurde. Außerdem gab er ihm Geld zur Anschaffung der notwendigsten Instrumente. Nun stellte Adam seinen ersten Mitarbeiter ein und 1863 begann er mit einer größeren Nähmaschinenproduktion. Mit dem Anwachsen der Aufträge wurde aber die «Kuhstallfabrik» zu klein, so dass Adam 1868 ein Grundstück an der Bahnstrecke Frankfurt a. M. – Mainz erwarb. Dort entstanden dann eine Fabrik mit einem Kesselhaus und ein stattliches Wohnhaus.

Im selben Jahr heiratete Adam Sophie Scheller, eine Hotelbesitzer- und Likörfabrikantentochter aus dem Taunus. Aufgrund eines hohen Lotteriegewinns ihres Vaters konnte sie einen großen Betrag in die aufstrebende Firma einbringen. Sophie war eine äußerst sparsame Gattin und beteiligte sich tatkräftig am Fabrikbetrieb. So kümmerte sie sich um die Lohnauszahlung, den Außendienst und um die Auszubildenden. Sie entwickelte sich zur eigentlichen «Seele» des Betriebs. Bei notwendigen Überstunden der Arbeiter, versorgte sie sie mit Mahlzeiten.

Die Nähmaschinenherstellung war ein voller Erfolg. Bald kam aber auch die Konkurrenz auf den Plan, vor allem die nordamerikanische Singer-Nähmaschine. Dennoch konnte sich Adam Opel auf dem Markt behaupten. Durch ständige Verbesserungen in der Produktion wurde die Firma Opel nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland erfolgreich. 1882 beschäftigte der Betrieb bereits 210 Angestellte und baute jährlich 15.000 Nähmaschinen. 

Einer der größten Fahrradhersteller 

Ein Freund aus England sandte ihm ein «Bicycle», was eine große Freude im Hause Opel auslöste. Als dann aber ein Geschäftsfreund das neuartige Gefährt sah, zahlte er Adam Opel eine hohe Liebhabersumme und so war das Rad sofort wieder verkauft. Adam erkannte jedoch, dass diese «Fahrmaschine» Erfolg haben würde und nahm 1886 die Produktion von «Velos» auf. Das Geschäft mit dem «Velociped» bildete ein Jahr später schon das Kerngeschäft der Firma. Das Fahrrad wurde schnell zu einem beliebten Sportinstrument einer neuen Generation. Auch die Söhne Opels entwickeln sich zu begeisterten Rennfahrern und nahmen erfolgreich an zahlreichen Wettrennen teil. Alle fünf Söhne und auch die Mutter Sophie förderten mit Unterricht auf einer eigens geschaffenen Fahrbahn den Verkauf der «Velos». Fahrradfahren wurde nun immer populärer. Die Söhne gründeten dann in Rüsselsheim auch den ersten Radfahrerverein. Und als die «Fünf Rüsselsheimer» ihren sechs Meter langen «Quintuplet» vorführten, waren die Zuschauer begeistert.

Nach einer Absatzkrise gegen Ende des Jahrhunderts gelang es durch grundlegende Erneuerungen – Luftreifen, Freilaufnabe und Rücktrittsbremse im Jahr 1910 – nochmals den Markt neu zu beleben. Als die Firma Opel dann 1937 den Produktionsbereich aufgab, zählte sie mit 2,6 Millionen insgesamt verkauften Fahrrädern zu den größten Fahrradherstellern der Welt. 

Sophie Opel Gründerin der Autofirma

Als Adam am 8. September 1895 an Typhus starb, war sein Unternehmen sowohl bei Nähmaschinen wie bei Fahrrädern der Marktführer in Europa. Drei Jahre später aber entschieden sich seine Witwe Sophie und die beiden älteren Söhne Carl und Wilhelm, eine Partnerschaft mit dem Schlosser am Hofe von Dessau, Friedrich Lutzmann, einzugehen. Dieser hatte sich schon eine Zeitlang mit Automobilentwürfen beschäftigt. Adam Opel selbst hielt nichts von den neuen Fahrzeugen: «Aus diesem Stinkkasten wird nie mehr werden als ein Spielzeug für Millionäre, die nicht wissen, wie sie ihr Geld wegwerfen sollen», das sollen seine Worte noch kurz vor seinem Tod gewesen sein. Somit war Sophie die eigentliche Gründerin der Automobilfirma Opel.

Sophie und Adam Opel

Ab 1899 lief dann in Rüsselsheim der erste «Opel patent-Motorwagen System Lutzmann» vom Fabrikhof. Es zeigte sich jedoch schon bald, dass die Produktion keinen Erfolg versprach, vor allem als bei internationalen Wettrennen die Franzosen schneller waren. Zudem hatte man bis 1901 lediglich 65 Autos geliefert, und so beendete man schon nach zweijährigem Betrieb die Zusammenarbeit. In dem französischem Automobilhersteller Darracq fand man einen Motorenhersteller, auf dessen Motoren dann die Opel-Modelle montiert wurden. 1902 konnte Opel dann erstmals eigene Modelle auf der Hamburger Automobilausstellung präsentieren. Großen Erfolg hatte der 1909 produzierte «Doktorwagen», der wegen seiner Stabilität und Verlässlichkeit von Ärzten geschätzt wurde, die längere Strecken bei Krankenbesuchen auf wenig befestigten Straßen fahren mussten. Der Wagen war zudem kostengünstig im Vergleich zu anderen in der Zeit. Mittlerweile beschäftigte das Opelwerk bereits 2.750 Arbeitskräfte.

Zwei Jahre später aber zerstörte ein Feuer nahezu die gesamte Fabrik – auch an die 3.000 Nähmaschinen und 2.000 Fahrräder -,so dass man eine neue errichten musste. Ein Vorteil dabei war, dass dadurch Maschinen neusten Standes angeschafft wurden. In den 1920er Jahren konnte die Firma dann durch die Einführung eines Fließbandes die Massenherstellung beginnen und war 1924 das erste deutsche Unternehmen, dass mit seinem Model «Laubfrosch» – einem grünen offenen Zweisitzer – ein kostengünstiges und seriengefertigtes Automobil auf den Markt brachte. Opel stieg nun zum größten deutschen Fahrzeughersteller Deutschlands auf, mit einem Marktanteil von 37.5%. Nachdem die Firma an die Börse ging, verkaufte die Familie Opel 1929 das Unternehmen mehrheitlich an den nordamerikanischen Autohersteller General Motors, zu dem sie bis 2017 gehörte. Mit dem Kauf der Anteile von General Motors durch das französische Auto- und Motorrad Unternehmen «Groupe PSA» (bis 2016 als PSA Peugeot Citroën bekannt) im März 2017 für 2,2 Milliarden Euro wechselte Opel wieder den Besitzer. Als Markenname blieb aber Opel bis heute erhalten und ist der zweitgrößte Autohersteller – nach Volkswagen – Europas. Noch immer ist der Hauptsitz von Opel in Rüsselsheim. 

Ironischer Weise herrscht heute – inmitten der Coronapandemie – in Europa ein Fahrradboom. Während die Autohersteller mit Kurzarbeit und Hilfsmaßnahmen der Regierungen, die Verkaufskrise aufzufangen versuchen, machen die Fahrradhersteller ihr bestes Geschäft. Womöglich wäre bei einer solchen Situation ein Adam Opel und Familie – lebten sie in unserer Zeit – entweder beim Fahrradgeschäft geblieben oder sie hätten die Produktion von Autos wieder auf Fahrräder umgestellt. Wer weiß?

Anmeldung zum Cóndor-Newsletter

Wir senden Ihnen den regelmäßig erscheinenden Newsletter mit unseren Textempfehlungen zu.

- Werbung -

Mehr Lesen

Porträt – Vicente Ortega 

Speditionskaufmann (Insalco) Mit dualer Ausbildung im internationalen Logistikbereich erfolgreich Der 21-jährige...

Botschaftsempfang mit deutschen Forschern

Die deutsche Botschaft lud am 15. August zu einem Empfang in die Residenz der neuen deutschen Botschafterin Susanne Fries-Gaier ein. Anlass war...

Deutsch-Chilenin bereist Ende des 19. Jahrhunderts Europa

Tagebuch der Julie Teichmann als Buch erschienen Eine junge Deutsch-Chilenin fährt zur ärztlichen Behandlung nach Deutschland....

Gramsci y la conquista de las conciencias

Por Karin Ebensperger Ahrens Estamos viviendo un decaimiento de la esencia que sustenta la civilización occidental. Y esto se...