Ein Schwarzes Loch mit bloßem Auge beobachtbar
Von Alois Schmidt
Ein Schwarzes Loch wurde mit dem Feros-Instrument des La-Silla Observatoriums der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der Atacama-Wüste in Chile entdeckt. Und so unwahrscheinlich es klingen mag: Wir können es mit bloßem Auge beobachten!
Schwarze Löcher gibt es in unterschiedlichen Größen. Die wahren Giganten sind supermassereich und befinden sich im Zentrum von Galaxien. Sie werden immer schwerer, weil sie Materie (etwa ganze Sonnen) aus der Umgebung in sich hineinziehen.
Es gibt aber auch kleinere Schwarze Löcher. Sie entstehen, wenn Sterne mit der etwa achtfachen Masse unserer Sonne in einer Supernova kollabieren. Sie haben dann nämlich ihren Brennstoff aufgebraucht und der kontraktiven Gravitation steht kein nach außen gerichteter Explosiondruck mehr entgegen.
Man kann sie leicht entdecken, wenn sie Teil eines Doppelsystems sind. Dann ziehen sie nämlich von einem begleitenden massereicheren Stern Materie ab. Diese wird in der Adaptationsscheibe durch Reibung stark aufgeheizt und sendet Röntgenstrahlung aus, die Wissenschaftler dann beobachten.
Auf diese Weise wurde von Forschern der ESO im Sternbild Teleskopium das System «HR 6819» entdeckt. Es ist etwa 1.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, befindet sich also in «kosmischer» Nachbarschaft. Daher kann man es bei günstigen Umständen mit bloßem Auge sehen oder besser gesagt, man kann aus Sternbewegungen Schlüsse ziehen.
Aus der Bewegung des äußeren Sterns konnte man die Bewegung eines zweiten Sterns auf einem engeren Orbit ableiten. Doch es existierte noch ein drittes Objekt, das vom Inneren der beiden Sterne alle 40 Tage umkreist wird. So konnten die Forscher schätzen, dass das unsichtbare Objekt fünfmal so schwer wie unsere Sonne ist. Ein Neutronenstern wäre höchsten auf eine 4,2 mal so große Masse gekommen. Also hatte man ein Schwarzes Loch gefunden und nicht nur das: Es ist das der Erde nächstgelegene!