Von Pfarrer Erich Hauck
Einige Monate nach meiner Erstkommunion, am 18. April 1948, kam in mir der Wunsch auf, Priester zu werden. Wie es die Vorsehung Gottes wollte, wohnte im Haus einer meiner Tanten ein Priester, der im Zuge einer Evakuierung der Bombardierung Würzburgs, das war im Jahr 1945, nach Brünnstadt, meinem Heimatort, einem kleinen Dorf, kam. Meine Eltern teilten diesem wohl meinen Wunsch mit und der Priester, ein Studienrat, entschloss sich, mich auf eine Aufnahmeprüfung für das Gymnasium in Würzburg vorzubereiten. Gleichzeitig leitete er die Aufnahme ins sogenannte Kilianeum, einem Bischöflichen Knabenseminar zur Förderung geistlicher Berufe, ein. Mit elf Jahren, nach bestandener Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium, trat ich im September 1950 ins Kleine Seminar (so wurde es auch genannt, im Unterschied zum Großen Seminar, dem Priesterseminar) in Würzburg ein.
Dort wohnte ich unter geistlicher Betreuung, während ich mein Studium bis zum Abitur am Humanistischen Gymnasium absolvierte. 1959 trat ich ins Große Seminar, dem Priesterseminar ein, wo meine geistliche Vorbereitung fürs Priestertum stattfand, während ich meine theologischen Studien an der Universität in Würzburg durchführte. Es ist natürlich, dass ein kindlicher Wunsch nach dem Priestertum sein Reifestadium durchmacht: vom Kindesalter durch die Pubertät bis hin zum jungen Mannesalter.
1956 wurde ich von einem Mitschüler des Kleinen Seminars auf Schönstatt aufmerksam gemacht, und ich fuhr gleich im Sommer dieses Jahres zusammen mit einigen weiteren Mitschülern per Fahrrad nach Schönstatt. Dort lernte ich zum ersten Mal die Schönstattbewegung kennen. Es folgten viele weitere Begegnungen und Erfahrungen mit dieser für mich bis dahin ganz unbekannten Welt, die großen Enfluss auf mein kommendes Priestertum haben sollten. Die Ideen Pater Josef Kentenichs von der Zeitenwende, vom Aufbruch der Kirche vom alten Zeitenufer hin zum neuen Zeitenufer, vom neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft motivierten mich stark bei meiner Entscheidung zum Priestertum.
Als nun der Tag meiner Priesterweihe gekommen war, war ich froh, dass ich nun für diese Aufgabe gerüstet war, nämlich als Priester Menschen für diese neue Zeit vorzubereiten. Es waren sechs Jahre geistlicher Arbeit und ein intensives theologisches Studiums sowie ein Gemeinschaftsleben mit weiteren Kandidaten fürs Priestertum. Es war eine große Freude, zu sehen, wie meine Eltern, Verwandten und meine Heimatgemeinde an den liturgischen Zeremonien in der Seminarkirche (der Dom war durch den Krieg zerstört und noch nicht ganz wiederaufgebaut) Anteil nahmen. Und acht Tage später fand dann in Brünnstadt meine erste Heilige Messe mit meiner Heimatgemeinde und ein großes Fest statt.