(sik) «Ein Kind zur Welt zu bringen ist genauso gefährlich wie eine Lungenentzündung ersten Grades», notierte Ignaz Semmelweis 1846 in sein Tagebuch. Durch die Erkenntnisse dieses Arztes gelang es, die Sterblichkeit der Mütter nach der Geburt erheblich zu senken. Dennoch wurde er zu Lebzeiten nicht anerkannt, sondern sogar angefeindet.
Bernhard Küenburg, Präsident der Ignaz Semmelweis Gesellschaft, erklärte in einem Interview im Juni 2018 in der österreichischen Zeitung Kurier, dass viele Ärzte sich damals in ihrer Autorität angegriffen fühlten. Denn Semmelweis hatte nachgewiesen, dass es ihre Hände waren, die die Infektionen hervorriefen. Daher spricht man heute noch von einem sogenannten Semmelweis-Reflex, wenn Fakten ohne Grund abgelehnt werden, nur weil man sich angegriffen fühlt.
Nicht lange nach seinem tragischen Tod wurde seine Leistung anerkannt. Sieben Filmwerke entstanden im Laufe der Jahre über den Arzt. Unter anderem auch zwei deutsche Filme: «Semmelweis – Retter der Mütter» von Georg C. Klaren 1950 mit Karl Paryla und Michael Verhoevens Kinofilm «Arzt der Frauen» 1989 mit Heiner Lauterbach in der Hauptrolle.
Bernhard Küenburg betont in dem Interview, wie aktuell die Erkenntnisse heute immer noch seien. Es seien durch den unbedenklichen Gebrauch von Antibiotika Keime und Bakterien in den Krankenhäusern entstanden, die resistent geworden sind. Viele Gesundheitsexperten halten diese Keime für eine der größten Bedrohungen der Menschheit. Laut Studien, sterben in Europa circa 150.000 Menschen pro Jahr direkt und indirekt an diesen Keimen und der Hauptteil dieser Infektionen ist durch die Hand übertragen worden. Das überschreitet sogar die Zahl an Verkehrstoten.
Auch die Corona-Pandemie beweist, wie entscheidend die von Semmelweis geforderte Maßnahme beim Kampf gegen Krankheiten ist. Das gründliche Händewaschen gehört zu den ersten Regeln, um sich vor Covid-19 zu schützen.