Von Annekatrin Leis, Kommunikationsabteilung der Deutschen Schule Santiago
Als die chilenischen Regierungsbehörden Mitte März bekanntgaben, den Präsenz-
unterricht aufgrund der weltweiten Coronapandemie vorerst auszusetzen, stellte diese Entscheidung auch die Corporación Educacional Federico Froebel als Träger der DS Santiago, der DS Chicureo sowie der kaufmännischen Berufsschule Insalco (Instituto Superior Alemán de Comercio) vor die Herausforderung, neue Strategien zu finden, die es weiterhin erlauben, den knapp 3.000 Schülern und Auszubildenden qualitativ hochwertige Bildung, mit einer tiefen Verwurzelung in der deutschen Sprache und Tradition, zukommen zu lassen. Heute, über drei Monate später, können die drei Bildungseinrichtungen auf ein solides Fernunterrichtsmodell zählen, das es ermöglicht die Dynamik des Klassenzimmers auch in der virtuellen Lernumgebung aufrecht zu erhalten.
Um das zu erreichen, arbeiteten die DS Santiago, DS Chicureo und das Insalco seit dem ersten Tag intensiv und mit viel Energie daran, den Schulalltag von zu Hause aus zu organisieren, um dem Bildungsauftrag für jeden einzelnen Schüler gerecht zu werden. Man erkannte schnell, dass die Fortsetzung des Lehr- und Lernprozesses auf dem digitalen Weg, eine Arbeitsweise ist, die viele Möglichkeiten, vor allem im Umgang mit neuen Medien, bietet.
Aber, was versteht die Corporación eigentlich unter dem digitalen Fernlernen? «Das bedeutet, dass wir ungeachtet der Distanz zwischen lehrender und lernender Person, unseren Schülern weiterhin die wertvolle Erfahrung aus dem Klassenzimmer in all seinen wichtigen Dimensionen vermitteln», erzählt Myriam La Fuente, Akademische Leiterin der Corporación. «Zu dieser neuen Lernumgebung gehören neben dem fachlichen und methodischen Lernen, auch die Betreuung der Klassen über virtuelle Treffen durch den Lehrer. Dabei wird die Vermittlung der pädagogischen Inhalte im digitalen Klassenzimmer so organisiert, dass alle Schüler die Lernziele eines jeden Unterrichtsfaches erreichen können.» Markus Stobrawe, Schulleiter der DS Santiago, ergänzt: «Auf diese Weise übernimmt die Schule die Verantwortung, allen ihren Schülern eine wertvolle Lernerfahrung zu ermöglichen, unabhängig davon, wo sie sich befinden. Dafür bedarf es der Mitarbeit und Disziplin aller, aber auch der Geduld und dem Vertrauen, dass wir das gemeinsam schaffen können.»
Selbstverständlich war diese Situation nicht nur für die Lehrer, sondern vor allem für die Familien der Schulgemeinschaften neu. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle, trotz der aktuellen Lage, in ihrem täglichen Leben auf bestimmte Konstanten zählen können. Für die drei Bildungseinrichtungen der Corporación hieß das: einen klaren pädagogischen Rahmen für den digitalen Lehr- und Lernprozess entwickeln, einen konkreten Stundenplan anfertigen, eine digitale schülergerechte Plattform anlegen und klare Erwartungen stellen. All das hat dabei geholfen, neue Abläufe in dieser weltweit wechselhaften Situation zu schaffen. «Sich für die richtige Plattform zu entscheiden, die den Fernunterricht stützt, ist in diesem Prozess von außerordentlicher Wichtigkeit», sagt Myriam La Fuente. «Diese muss über eine hohe Funktionsvielfalt verfügen, benutzerfreundlich, verlässlich und vor allem zugänglich für alle Altersgruppen unserer Schüler sein.» Andrea Moreno, Direktorin der DS Chicureo fügt dem hinzu: «Unser Anspruch ist es, die Lernerfahrungen, die unsere Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor Ort machen, in das digitale Klassenzimmer zu überführen. Dafür schaffen wir pädagogische Begegnungsräume für unsere größeren und spielerische Instanzen für unsere kleineren Schüler.»
In der neuen virtuellen Lernumgebung werden übrigens nicht nur die Lerninhalte schülernah vermittelt, Fragen beantwortet und Feedback erteilt, sondern es wird in erster Linie das selbstständige Lernen der Schüler angeleitet. «Was unser Fernunterrichtsmodell betrifft, befinden wir uns in einem stetigen Optimierungsprozess unserer Qualitätsstandards, der die Kommentare und Anmerkungen aller unserer Schulgemeinschaften berücksichtigt», so Myriam La Fuente.
Besonders hervorzuheben ist, dass auch ein Großteil der Ausbildungsunternehmen des Insalco gemeinsam mit den Azubis, die fest in die Unternehmensstrukturen involviert sind, auf Homeoffice umgestellt hat. «Viele der digitalen Instrumente und Methoden, die wir zur Zeit einsetzen, werden Bestandteil des Lernprozesses bleiben. Der Unterricht wird durch den nun fast alltäglich gewordenen Einsatz digitaler Möglichkeiten qualitativ einen Sprung nach vorne machen», schließt Thomas Mittelstrass, Rektor des Insalco, ab.
Die DS Santiago, DS Chicureo und das Insalco haben also in den letzten Wochen gezeigt, dass es auch andere Wege gibt, um «Schule zu machen». Dabei haben sie vor allem bewiesen, dass durch den bedachten und umfangreichen Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel eigentlich noch viel mehr machbar ist als gedacht. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Corporación auf eine Bildungsgemeinschaft zählen kann, die auch in schwierigen Zeiten füreinander einsteht. Nun gilt es, die Grenzen des Möglichen zugunsten der Schüler und Auszubildenden noch weiter zu verschieben – eine Aufgabe an der die Corporación und ihre Familien weiterhin gemeinsam wachsen werden.