Von Edith Hummel
Eine Hommage an einen einzigartigen Mann, Einwanderer, Ingenieur, Bürgermeister und Familienvater: Teodoro Schmidt Weichsel
Dieser Tage kommt ein Buch auf den Markt, das auf eine besondere Weise ein Stück Geschichte erzählt: einerseits einen wichtigen Abschnitt der Entwicklung Chiles und andererseits das Werden und Erblühen einer sehr vielseitigen Familie.
In seinem Buch «Teodoro Schmidt Weichsel, un Inmigrante ejemplar» erzählt Andrés Montero Jaramillo die Geschichte seines Urgroßvaters Teodoro, der 1858 von Hamburg nach Chile kam. Im Gegensatz zu vielen anderen Auswanderern war er ein deutscher Ingenieur mit Berufserfahrung, der am anderen Ende seiner bekannten Welt sein Wissen sinnvoll nutzen wollte.
Neugierig geworden durch die Erzählungen seiner Oma, Teresa Schmidt, denen Andrés Montero schon als ganz kleiner Junge gespannt lauschte, forschte Andrés viele Jahre auf den Spuren seines Urgroßvaters und sammelte Erinnerungsstücke und Fotos, darunter das Originalticket für die Überfahrt von Hamburg nach Valparaíso. All diese Entdeckungen, die Erinnerungen und die recherchierten Fakten präsentiert er nun in seinem Buch.
Teodoro war nach einer elternlosen Kindheit, dem Studium der Ingenieurskunst und dem Tod seines Onkels, General Franz Schmidt, bei dem er aufwuchs, entschlossen seine Erfüllung in der Fremde zu suchen. Eigentlich wollte er nach Brasilien, doch als es Probleme mit der Abfahrt des Schiffes gab, war Teodoro pfiffig. Er wusste, dass es einen chilenischen Regierungsagenten gab, der ihm helfen konnte, nach Lateinamerika zu kommen. So war er bald im Besitz zweier Empfehlungsschreiben und konnte damit nach seiner Ankunft in Valparaíso eine Tätigkeit bei der Familie Oveja auf deren Farm in Zapallar beginnen. Früh schon widmete er sich dem Ingenieurwesen rund ums Wasser, dem Kanal- und Dammbau. Mit seinem Wissen, seinen Konstruktionen und der hohen Qualität seiner Arbeit hatte er innerhalb kürzester Zeit einen so guten Ruf, dass die Regierung ihn um seine Mitarbeit bat. Gemeinsam mit der Armee erschloss er über 800.000 Hektar im Süden von Chile, vermaß Parzellen für die neuen Siedler und plante Straßen und Städte im damaligen Brachland zwischen dem Norden Chiles und Patagonien.
Seine hervorstechenden Eigenschaften waren Ruhe, Sanftmut und Bescheidenheit, die ihn einzigartig machte. So wies er ein Gehaltsangebot der Regierung mit dem Argument zurück, dass er nicht so viel Geld brauche, die Hälfte wäre genug. Mit 33 Jahren gründete er mit der Tochter des Gouverneurs der Araucanía, Juanita Quezada, eine Familie und von ihren 13 Kindern überlebten drei Söhne und sieben Töchter. Drei seiner Kinder brachten es bis zu Ministern, eine Tochter wurde Äbtissin bei den Hermanas de la Providencia.
Er war einer der Gründerväter Temucos, wo er auch jahrelang als Bürgermeister aktiv war. Sein Wirken war vielfältig und die Auswirkungen seines Schaffens haben auch heute nicht an Aktualität verloren.
Dieses Buch schließt die Lücke zwischen den Berichten mit einer trockenen Aneinanderreihung von Daten und Fakten sowie den romantisierenden Büchern, die nur einige geschichtliche Eckdaten nennen. Und weil es lebensnah geschrieben ist, liest es sich spannend und kurzweilig. Man könnte fast sagen: «Und wieder einmal schreibt das Leben die besten Geschichten!».
Es ist spannend zu erfahren, wie viele verdienstvolle und bekannte Chilenen mit Teodoro Schmidt Weichsel verwandt sind: So zum Beispiel die Ministerin Carolina Schmidt Zaldivar, seine Ururenkelin, und der bekannte chilenische Pianist Alfredo Perl, der Ururenkel seines Onkels, General Franz Schmidt, der Teodoro nach dem Tod seiner Eltern aufzog.
Andrés Montero Jaramillo: Teodoro Schmidt Weichsel, un inmigrante ejemplar
Ediciones El Libero, 271 Seiten, Hardcover für 15.000 CLP
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