Zumindest ein Gebiet gibt es, das durch die Coronakrise profitiert: die Natur. Von Greta und Fridays For Future, die das ganze letzte Jahr die Schlagzeilen der Medien bestimmten, hört man nichts mehr. Die Umweltbewegung hat einen Teil ihrer Ziele schneller erreicht, als sie noch vor kurzem zu träumen gewagt hätte. Nun wird aber auch deutlich, was die radikale Umsetzung ihrer Forderungen bedeutet. Zwar hätten auch sie sich die Ursache, die Beschränkungen aufgrund der Coronakrise, sicher nicht gewünscht, aber das Ergebnis schon: Die Industrien stoppten ihre Produktion, viel weniger Autos, Flugzeuge und Schiffe sind auf den Straßen, in der Luft und auf dem Meer unterwegs.
Es wird nun aber auch ganz deutlich, wer am meisten unter diesem Lockdown und der damit seit 100 Jahren schllimmsten Wirtschaftskrise leiden muss: Das sind die untersten Schichten der Bevölkerung – und zwar in allen Ländern. Die mit den unsichersten Arbeitsplätzen verlieren zuerst ihren Arbeitsplatz und das sind oftmals die Immigranten. Das zieht wiederum nach sich, dass sie keine Überweisungen an ihre Familien in ihren Heimatländern tätigen können, die damit zum großen Teil ihren Lebensunterhalt abdeckten und nun völlig ins Elend gerissen werden. Die Überweisungen der Migranten an ihre Familien in Entwicklungsländer beliefen sich im Jahr 2018 nach Schätzungen der Weltbank auf 554 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als dreimal so viel, wie an öffentlichen Mitteln in die Entwicklungszusammenarbeit flossen.
Auch in Chile sind die Ärmsten der Armen die Migranten, wie zum Beispiel die Venezulaner und Haitianer. Zwar hat die chilenische Regierung vor einigen Wochen ein umfangreiches Hilfsprogramm gestartet und vor einigen Tagen zusätzliche fünf Maßnahmen beschlossen, die unter anderem die Verteilung von Lebensmitteln und psychologische Unterstützung beeinhalten. Nichtdestotrotz kann durch private Hilfe oder Organisationen, die die Pobladores zum Teil persönlich kennen, oftmals schneller und zielgenauer geholfen werden.
Nun sollten die Priviligierten in Vitacura, Providencia oder Lo Barnechea, die sich leisten konnten, sich für den Umweltschutz einzusetzen, den Blick auf das Problem der Armut im eigenen Land richten und sich solidarisch zeigen.