Von Schwester Teresa Winter
Vorbeugen ist alles! Nicht einfach für Obdachlose. Trotz Coronakrise konnten sechs Obdachlose ihren Traum verwirklichen und in eine Wohnung ziehen.
Ich beobachte jeden Tag, wie schwer es den Bewohnern unserer Población in Recoleta fällt, die Hygieneregeln einzuhalten: Hände waschen, Mundschutz richtig benutzen, Kleidung waschen, Schuhe sorgfältig reinigen, die unnötigen Gänge reduzieren und vor allem: Abstand halten. Wer keine Wohnung hat, wie soll er oder sie diese Regeln beachten? Ausgangssperre? Wenn man doch gar keine Wohnung hat!
In unserem Haus geht es uns relativ gut mit diesen Maßnahmen. Das Team steht dahinter und achtet darauf, dass die Regeln eingehalten werden. Es ist nicht so einfach, aber «steter Tropfen höhlt den Stein».
Vor dem 18. Oktober im vergangenen Jahr hatten alle arbeitsfähigen Bewohner einen Arbeitsplatz, heute sind es wenige, die dieses Glück haben. Am Mittagstisch sitzen an die 18 Männer und Frauen, das bedeutet für mich, dass ich gut wirtschaften muss, denn die Kosten verdoppeln sich. Die größte Herausforderung ist, wie man über einen langen Zeitraum diese Menschen bei «guter Laune» hält, die doch normalerweise ein freies Leben führen. Kartenspiele, Tischtennis und Tischfußball sind beliebte Möglichkeiten, die Zeit zu verkürzen, auch Backen und natürlich Fernsehen.
Sorgen für die Zukunft stehen im Raum. Während sich einige Sorgen um den Arbeitsplatz machen beziehungsweise ob sie irgendwann einmal eingestellt werden und sich somit ihr Wunsch nach einer eigenen Wohnung erfüllt, mache ich mir Sorgen darum, was aus unserem Obdachlosenheim wird, wenn einer der Obdachlosen oder des Teams krank wird. Alles steht in den Sternen – ich kann mir nicht vorstellen, wie wir das alles in den Griff bekommen. Ich weiß nur eines: Angst ist ein schlechter Ratgeber.
Anfang des Jahres haben wir als Fundación einen neuen Vertrag mit dem Ministerium für soziale Entwicklung abgeschlossen. Die Idee ist, für 20 Obdachlose eine Wohnung zu finden, in der sie zu zweit oder dritt wohnen können. Mit viel Energie und Vertrauen haben wir uns auf diese Herausforderung eingelassen. Trotz Krise haben wir mittlerweile fünf Mietverträge unterschreiben können und sechs Obdachlose sind in «ihre» Wohnung eingezogen. Sechs Obdachlose weniger auf der Straße, sechs Menschen mehr, die in Ruhe und Frieden versuchen, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, sechs Menschen, die vor Dankbarkeit weinten, weil sie schon seit Jahren nicht mehr in einem richtigem Bett geschlafen haben. Wenn man diese Augenblicke miterlebt, vergisst man die Arbeit und Mühe um dieses Projekt aufzubauen..
Wer die Arbeit Schwester Teresas für die Obdachlosen unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto spenden:
RUT 71.735.400-1; Banco de Chile, donaciones@fundacioncristovive.cl, Cuenta Corriente N° 01133-09, Fundación Cristo Vive, Verwendungszweck: Obdachenlosenheime Schwester Teresa