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Zehn Jahre soziales Projekt Teatrobus

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Online-Theater und Lebensmittel für Familien in Quinta Bella

Von Silvia Kählert

Diane Catani (ganz links) mit ihrem Team, als sie noch vor der Coronakrise zusammen an Workshops teilnehmen konnten

Teatrobus feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Die Gründerin des sozialen Projekts mitten in der Población Quinta Bella, die Luxemburgerin Diane Catani, kann nicht wie geplant mit den 30 Theaterschülern, ihren Eltern und dem Team feiern. Angesichts von Corona brauchen die 22 Familien sie aber nun mehr denn je.

«Mittlerweile habe ich mein Wohnzimmer in ein kleines Drehbuch-Filmstudio umgewandelt», erzählt Diane Catani von ihren nun in Zeiten der Coronakrise neuer Art von Theaterkursen, die den Kindern von Beginn an des Projekts im Jahr 2010 in der Calle Schwester Karoline Mayer gratis angeboten wurden.

«Von den Alltagssorgen ablenken»

«Zuhause filme ich meine selbst erfundenen Märchen und wir schicken sie den Kindern, die sonst beim Workshop mitmachen.» Die Sozialpädagogin ist der Meinung:«Alles ist möglich. Es ist eine große Herausforderung, aber uns ist es wichtig, den Kindern durch das Mittel Theater zu ermöglichen, auch von zuhause aus kreativ zu sein und sich von den Alltagssorgen ein bisschen abzulenken.»

Gleichzeitig geht es weiter mit dem Online-Theater: «Wie immer treffen wir uns mit den Kindern freitags. Das erste Mal war es chaotisch. Denn die Eltern müssen dafür ihre Handys zur Verfügung stellen. Das Internet funktioniert oft nicht so gut. Oder mittendrin brauchen sie es. Hinzukommt, dass die Kinder kein eigenes Zimmer haben, der Fernseher läuft, die Geschwister laut sind oder schreien», erzählt Diane Catani. Außerdem arbeiteten einige Eltern auch tagsüber und die Kinder seien ganz alleine zu Hause, ohne Handy und ohne Computer. « Wir waren kurz vorm Verzweifeln. Doch am zweiten Freitag wurde es schon besser», berichtet Diane Catani von ihren Erfahrungen.

Online-Theater für die Kinder von Teatrobus

Wichtig sei es, dass die Kinder untereinander Kontakt haben Sie erzählt:» Wir haben zwei Gruppen. Mit den Kleinen versuchen wir Objekte von zu Hause mit unserer Fantasie in verschiedene Dinge zu verwandeln und damit dann eine Geschichte zu erfinden. Mit den 12- bis 16 Jährigen allerdings proben wir weiterhin virtuell unser Theaterstück, um den Text nicht zu vergessen. Genauso wichtig für die Jugendlichen ist der soziale Kontakt, auch wenn es nur per Bildschirm ist. Deshalb ermöglichen wir ihnen neben den Textproben, einfach mal frei über ihre Emotionen zu reden. Wir schreiben gleichzeitig alles auf. Dieses wertvolle Material könnte die Basis für ein neues Theaterstück sein.»

«Es wird immer kritischer für viele»

Doch nun legt das Theaterteam seine Arbeit noch mehr auf den sozialen Schwerpunkt. Durch den Online-Kontakt mit den Kindern und persönliche Telefonate mit den Eltern erfährt das Teatrobus-Team quasi hautnah, wie es den Familien geht, wen die Quarantäne besonders hart trifft. «Vor allen Dingen lebt Vilma, unsere Elternbeiratsvorsitzende, mitten im Armenviertel. Sie kennt die Lebensumstände der einzelnen Familien und kann sie direkt ansprechen», berichtet die Theaterleiterin. «Und es wird immer kritischer für viele, da sie inzwischen zum Teil keinen Lohn mehr bekommen. Wenn dann jemand schwerkrank ist und zum Beispiel Krebs hat oder ein Baby geboren wurde, dann fehlt es hinten und vorne am Notwendigsten» .

Vilma Orellana organisiert Lebensmittel für die bedürftigsten Familien der Theaterschüler vom Teatrobus, die wegen der Coronakrise kein Geld mehr verdienen können.

Sechs von den Familien haben die größten Probleme. Das Team hat daher das Benzingeld, das sie zur Zeit nicht für den Bus des Theaters brauchen, dafür verwendet, Tüten für sie mit Lebensmitteln zusammenzustellen: Reis, Nudeln, Salz, Tee oder Thunfischdosen.

Wie jedes Jahr konnte die Theaterpädagogin im letzten Dezember in ihre Heimat Luxemburg reisen. Dort unterstützen ihr Projekt private Förderer und gemeinnützige Organisationen. Nun hat sich die Lage aber seitdem komplett verändert. Immer mehr Familien in Recoleta werden jede Woche bedürftiger. Wer daher Teatrobus unterstützen möchte, die Familien mit lebensnotwendigen Lebensmitteln versorgen zu können, kann auf dieses Konto spenden:

Scotiabank
Corporación Cultural Teatro Bus
Cuenta corriente nº 976637577
Rut: 65. 097.903-6
teatrobus.chile@gmail.com

Facebook: teatro bus quintabella

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