Von Silvia Kählert
Ewaldo Mödinger Leichtle gründete mit seiner Familie die in ganz Chile für ihre Wurstwaren bekannte Firma Cecinas Llanquihue. Er stammte aus einer der ersten deutschen Einwandererfamilien in Chile und war eine herausragende Persönlichkeit, die sich in vielerlei Hinsicht um die Region de Los Lagos verdient gemacht hatte.
Präsident Eduardo Frei Montalva ernannte Ewaldo Mödinger im Jahre 1968 zum ersten Bürgermeister der Stadt Llanquihue aufgrund seines großen Einsatzes für das Gemeinwohl der Region. Llanquihue löste sich aus der Gemeinde Puerto Varas und wurde zur selbstständigen Stadt erklärt. Der Deutsch-Chilene war einer der ersten freiwilligen Feuerwehrmänner der Primera Compañía Germania der Stadt Llanquihue.
Ehrenkreuz in Gold
Mehr als 80 Jahre engagierte sich der Deutsch-Chilene bei der Ersten Feuerwehrkompanie Germania. Für dieses ehrenamtliche Engagement erhielt er 2018 vom Ministerio Secretaría General eine Auszeichnung. Außerdem reiste im Oktober 2019 eine Delegation des Deutschen Feuerwehrverbands aus Berlin nach Llanquihue, um ihm für seine jahrzehntelangen ehrenamtlichen Verdienste in der Freiwilligen Feuerwehr das Ehrenkreuz in Gold zu überreichen. Ewaldo Mödinger war Comandante, Superintendente und schließlich Capitán de Bomberos der Ersten Feuerwehrkompanie Germania gewesen.
Als einen Höhepunkt in seinem Leben pflegte Ewaldo seinen Militärdienst zu bezeichnen, den er im Regiment Sangra in Puerto Montt ablegte. Er betonte, dass ihm dort bewusst geworden sei, wie wichtig Disziplin im Leben sei. Nach Beendigung der Dienstzeit und Rückkehr in seinen Heimatort trat Ewaldo Mödinger der Ersten Feuerwehrkompanie Germania bei. Seine Aufgabe war zunächst das Signalhorn zu spielen, um den Bewohnern einen Feueralarm zu melden, da es noch keine Sirene gab.
Familienbetrieb Cecinas Llanquihue
Im August 1852 war die Familie Mödinger mit dem Schiff im Hafen von Corral gelandet. Von dort begab sie sich zunächst weiter Richtung Süden bis Puerto Montt, damals Melipulli. 1914 zogen Lorenzo und Teresa Mödinger nach Llanquihue und gründeten im gleichen Jahr eine Metzgerei. Ewaldo wurde am 1. September 1919 geboren. Bereits mit 15 Jahren übernahm er nach dem plötzlichen Told seines Vaters die Metzgerei der Familie in Llanquihue. Zusammen mit seiner Schwester Juana und später auch mit seinem Bruder Arnoldo leitete er den Betrieb. Als Ewaldo Mödinger mit seiner Braut Berta Hoebel während der Hochzeitsreise in Santiago war, kaufte der Geschäftsmann statt Utensilien für den neuen Haushalt, eine Maschine zum Durchdrehen von Fleisch, eine der ersten Geräte für die Wurstproduktion.
Alle Gebäude des Geschäfts und auch das Wohnhaus der Familie verbrannten 1943 vollständig. Einen Neubeginn des Familienbetriebs gab es auch nach dem schweren Erdbeben 1960. Die Familie nannte ihr Unternehmen Cecinas Llanquihue nach dem Ort, der sie als deutsche Einwanderer aufgenommen hatte.
Nun ist Ewaldo Mödinger am 6. April gestorben. Aufgrund der Coronakrise konnte zur Beerdigung nur eine Messe mit den engsten Familienangehörigen in der Kirche San José stattfinden. Es ist aber eine würdevolle Feier geplant, wenn die Beschränkungen aufgehoben worden sind.