«Dem Stern gefolgt»
Von Stefanie Hornung
Er ist technisch verantwortlich für Caterpillar Maschinen und zur Stelle, wenn‘s brennt. Max Berg ist Feuerwehrmann bei der 15. Deutschen Feuerwehrkompanie der Stadt Santiago und Techniker aus Passion.
Den schwäbischen Dialekt hört man ganz fein heraus, wenn Max Berg spricht. Denn der Deutsch-Chilene hat einen großen Teil seiner jungen Jahre in Stuttgart und Umgebung verbracht. Aufgewachsen in Concepción ging der Sohn eines Deutschen und einer Chilenin auf die dortige Deutsche Schule. Nach Schwaben kam er nach dem Schulabschuss: «Ich war von Technik begeistert, Maschinen sind meine Leidenschaft. Deshalb bin ich direkt nach dem Colegio für sechs Monate zum Praktikum bei Daimler Benz in Stuttgart gegangen», erzählt er. Aus dem halben Jahr wurde schließlich eine duale Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bei Mercedes und an der Fachhochschule Bad Canstatt – und der schwäbische Dialekt nahm ebenfalls Einzug in sein Leben. «Als meine Ausbildung nach zweieinhalb Jahren beendet war und ich den Gesellenbrief in der Tasche hatte, wollte ich eigentlich gleich arbeiten und dann schnell den Meister dranhängen», erinnert er sich an seine Pläne.
Dass es ein wenig anders kommen sollte und er den Meisterbrief erst 1991 in den Händen halten konnte, liegt am Einberufungsbescheid der Bundeswehr. Seine deutsche Staatsbürgerschaft hätte ihn zu zwei Jahren Grundwehrdienst verpflichtet, was dem lebenshungrigen jungen Mann eine Zeitverschwendung erschien. «Ich entschloss mich schweren Herzens, vorerst nach Chile zurückzukehren.» Seine Ausbildung bei Mercedes Benz prädestinierte ihn für eine Anstellung bei Kaufmann, dem Generalvertreter des deutschen Automobilherstellers auch in Llanquihue, wo er auch einige Jahre blieb, bevor er wieder nach Deutschland zurückging – um endlich den ersehnten Meisterbrief zu machen. Danach ging es ebenfalls in gewohnte Gefilde: Max Berg arbeitete erneut bei Daimler Benz in Stuttgart, diesmal in der LKW-Versuchsabteilung.
«Dann wollte mich die Bundeswehr aber schon wieder haben und ich aber immer noch nicht die Bundeswehr», weshalb er sich 1991 wieder auf den Weg zurück nach Chile machte – aber mit dem Plan, doch noch einmal länger oder für immer in Deutschland zu bleiben. Denn damals lebte seine geliebte Oma noch. Sie war nach dem Krieg mit dem jüngsten Sohn nach Deutschland zurückgegangen und Max Berg hatte eine enge Verbindung zu ihr. Dennoch machte er sich auf den Rückweg.
«Ich folgte einem Stern nach Deutschland und dann holte mich ein Stern endgültig nach Chile zurück», schmunzelt er, als er den Grund für das Bleiben in seinem Heimatland erklärt. Denn 1992 hatte er seine zukünftige Frau – «meinen Stern», wie Max Berg lachend erklärt – kennengelernt und im Jahr darauf geheiratet. Zwei Söhne, Mathias und Thomas (heute 22 und 18 Jahre alt), vervollständigten die Familie. An eine Rückkehr nach Deutschland war vorerst nicht mehr zu denken, zumal er sich auch beruflich etablierte.
Er hatte bereits 1998 bei Finning Chile angefangen und arbeitete zunächst als technischer Leiter der Kenworth Abteilung, bildete sogar LKW-Mechaniker nach deutschem Vorbild aus. «Als Finning dann mit dem Vertrieb für Kenworth aufhörte, kamen die Caterpillar Schwerlastwagen und Baumaschinen dazu und wurden mein Spezialgebiet.» Nach verschiedenen beruflichen Herausforderungen innerhalb des Unternehmens ist der 57-Jährige heute als Technical Support Manager für den gesamten technischen Bereich in Chile, Bolivien und Argentinien zuständig: «Ich sorge für Optimierung zwischen Flottenmanagement und Wartungsservice. Die riesigen Schwerlastwagen mit bis zu 360 Tonnen Gewicht haben feste Wartungsintervalle und müssen ab Werk immer wieder nachgerüstet werden. Meine Aufgabe ist die Koordination und Einhaltung der technischen Wartungsvorschriften.» Er sagt es mit viel Begeisterung, die Leidenschaft für alles Technische blitzt auch im Gespräch immer wieder durch.
Die Leidenschaft für große Maschinen war es auch, die den 14-jährigen Max in Concepción zur Jugendgruppe der 7. Compañía der Freiwilligen Feuerwehr brachte, wo er bis zu seinem Weggang nach Deutschland blieb. Er unterhielt weiter regen Kontakt zu seinen Kollegen vom Brandschutz, aber zögerte lange, sich neu zu verpflichten.
«Mein ältester Sohn hat mich dann wieder zurück zu den Bomberos gebracht. Er hat alte Fotos von mir in Feuerwehr-Uniform gesehen und war sofort sprichwörtlich Feuer und Flamme», lacht Max Berg. Mathias trat in die Jugendfeuerwehr der 15. Deutschen Feuerwehrkompanie in Las Condes ein und versuchte immer wieder, seinen Vater dazu zu bewegen, erneut zur Truppe zu kommen. Dies fiel Max schwer, denn zu dieser Zeit war er beruflich häufig auf Reisen und hatte wenig Zeit. Als irgendwann eine Einladung zu einer der Sitzungen auf seinem Tisch lag, ging er spontan hin – und trat 2013 wieder in den aktiven Feuerwehrdienst ein. Er bekleidete Positionen im Offiziersrang und als Intendant, bis er im Januar 2019 zum Sekretär der Kompanie ernannt wurde.
«Wenn es irgendwo brennt, sind alle Männer der Familie im Einsatz», lacht er und sagt, dass das Leben für eine Frau eines Feuerwehrmannes nicht immer ganz einfach ist. Damit die Familie auch gemeinsam entspannen kann von Arbeit, Schule, Universität und Diensten für die Feuerwehr, geht es am Wochenende oft in die Berge: «Das Trekking ist Familienhobby. Wir lieben die Natur, wandern so oft es geht.».