Inicio Kultur Welttag des Buches am 23. April

Welttag des Buches am 23. April

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«Wir feiern das Lesen»

Egal, ob ein spannender Krimi, romantischer Liebesroman oder ein Sachbuch – Lesen entführt in andere Welten. Und der Zwangsrückzug in die eigenen vier Wände wegen der Coronakrise bringt das Lesen vielen wieder näher.

Für den 1995 von der Unesco eingeführten Weltbuchtag waren weltweit Aktivitäten geplant, die aber aufgrund des Coronavirus abgesagt oder umdisponiert werden mussten. So ist die ursprünglich geplante traditionelle Kinder-Leseförderaktion von über 3.500 deutschen Buchhandlungen – Motto: «Ich schenk dir eine Geschichte» – auf den 20. September verschoben worden. Das Goethe Institut Santiago bietet nun bis zum 30. April virtuelle Sprechstunden ihrer Bibliothek über die Applikation zoom.us an. Mehr Informationen dazu unter www.goethe.de/ins/cl/de

Auch wir, die Cóndor-Redaktion, möchten Sie natürlich am «Welttag des Buches» zum Lesen inspirieren. Im Folgenden drei Bücher, die uns besonders am Herzen liegen.

Verrückte Vögel in Schottland

Von Stefanie Hornung

Auf einem entlegenen, etwas heruntergekommenen Landsitz in den schottischen Highlands soll ein Seminar für Banker stattfinden. Die Gastgeber, Lord und Lady McIntosh, haben aber nicht nur eine Vorliebe für Whisky, sondern auch für exotische Pfauen. Deren mehrere treiben auf dem Landsitz ihr Unwesen. Leider hat eines der Pfauenmännchen eine überaus zerstörerische Vorliebe für blaumetallische Oberflächen und die Leiterin der Seminargruppe fährt einen Wagen mit ebenjener Lackierung. Ein Umstand, aus dem sich zum Leidwesen aller Beteiligten nicht nur Sachschäden, sondern auch ungeahnte Verwicklungen menschlicher Natur entwickeln…

Isabel Bogdan: Der Pfau, 2016 erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, erhältlich auch als e-book

Die Briefe der Lilli Jahn

Von Silvia Kählert

Erschütternd und ein einzigartiges Zeitzeugnis: Das Buch «Mein verwundetes Herz» erregte in Deutschland sofort bei seinem Erscheinen 2002 große Aufmerksamkeit. Es handelt sich um die Briefe der vor 120 Jahren in Köln geborenen Jüdin Lilli Jahn aus dem Arbeitserziehungslager Breitenau und die ihrer fünf Kinder an ihre Mutter. Sie ist in Auschwitz 1944 umgekommen. Das Buch wird aus literarisch-dokumentarischer Sicht auf eine Stufe mit dem Tagebuch der Anne Frank gestellt.

Ihr Enkel, der Spiegel-Redakteur Martin Doerry, fand ihre Briefe nach dem Tod seines Onkels, des späteren Justizministers der Bundesrepublik Gerhard Jahn, editierte und veröffentlichte sie. Lilli Jahn lebte mit ihrer Familie im nordhessischen Immenhausen, wo sie als Ärztin arbeitete. Ich selber wohnte viele Jahre im nur einigen Kilometer entfernten Vellmar. Eine der vielen Lesungen dort und in Kassel werde ich nicht vergessen: Als die Schauspielerin Katharina Wackernagel mitten im Lesen einer der Briefe in Tränen ausbrach. Wenn dieses Jahr an die Befreiung der Konzentrationslager gedacht wird, dann sprechen die Briefe, «Sprachdenkmäler der Menschlichkeit» wie sie Martin Walser in einer Rezension nannte, für sich selbst.

Martin Doerry: «Mein verwundetes Herz», Deutsche Verlags-Anstalt, 2002

«Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth»

Von Walter Krumbach

Die Autorin vereint in der über 600-seitigen Chronik zwei parallel laufende Handlungsstränge: Winifred Wagners Herrschaft über die Bayreuther Festspiele und die politische Entwicklung Deutschlands während der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus. Beide sind eng verknüpft, da das Haus Wagner mit Adolf Hitler seit 1923 ein Verhältnis aufbaute, das bis kurz vor dem 1945er Zusammenbruch und Ende des Zweiten Weltkriegs erhalten blieb.

Hamanns Bericht liegt einer akribischen Recherche zugrunde. Sie schildert das Geschehen mit fast tagebuchartiger Genauigkeit. Dabei glücken ihr unerhörte Einblicke in das Musikleben und die Politik der damaligen Zeit, etwa wie der Nationalsozialismus seinen Einfluss auf die Kunst geltend machte und vor allem, welche Beziehung wirklich zwischen Adolf Hitler und Winifred Wagner bestand. Politik und Kunst sind in diesem Fall untrennbare Begriffe, war doch Bayreuth für den Nationalsozialismus im Allgemeinen und für Hitler im besonderen das Bollwerk, mit dem die offizielle Ideologie kulturell untermauert werden sollte.

Das Buch richtet sich somit sowohl an Geschichtsinteressierte als auch an Musikliebhaber. Hamann bemüht sich jederzeit um Objektivität und hinterlässt letztendlich den Eindruck, die gesamte ihr zugängliche Wahrheit dargelegt zu haben.

Brigitte Hamann: «Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth»

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