Die Familiengeschichte der pensionierten Lehrerin Regina Friese-Wittmer ist eng mit Valparaíso verbunden. Auf Seite 6 in diesem Cóndor beschreibt die 67-Jährige, wie der Urgroßvater Theodor Blech 1866 nach Chile kam, ein Hutgeschäft leitete, seine Frau, die gebürtige Luise Erras aus Bayern, kennenlernte, und seine Kinder Ortrud (Regina Friese-Wittmers Großmutter) und die Zwillinge Oswald und Harold auf die Welt kamen. Hier sind Fotos, die meisten aus dem Familienalbum von Regina Friese-Wittmer, mit Szenen der Familie, die auch zeigen, wie das Leben der Deutschen zu dieser Zeit in Valparaíso aussah.
Ortrud und die Zwillinge im Garten des Hauses in der Calle Camila, wo es einen eigenen Brunnen gab Die heutige Plaza Aníbal Pinto (damals Plaza del Orden) war schon immer ein belebter Ort: Hier konnte man einen Blick in die Auslagen des eleganten Hutladens Blech-Wegener von Theodor Blech oder in die der Gold- und Silberwarenhandlung von Guillermo Klickmann riskieren. Viele Deutsche kauften ihr Brot in der Bäckerei Hucke, die Kinder drückten sich bei Burmeister & Co. Spielwaren an den Schaufenstern die Nasen platt; edles Briefpapier erhielt man in der Gran Papelería von «Born und Klaunig». Und wer von all den Verlockungen genug hatte, kehrte beim deutschen Wirt Adolfo Kretschmann, beim Bier- und Weinlokal «Café del Orden» ein. Von der Plaza del Orden ging die Calle San Juan de Dios (die heutige Calle Condell) ab. Vater Theo mit seiner Erstgeborenen Ortrud im Jahr 1894 Während eines Ausflugs nach Salto (Vina del Mar) oder nach Limache Luise Blech (links) mit ihrer Tochter Ortrud und einer Freundin, der Malerin Caroline Kemper, beim Promenieren auf dem Paseo, was zu den Nachmittagsbeschäftigungen der Frauen gehörte – im Hintergrund der Mirador der Feuerwehr Der Hauslehrer regte auch praktische Tätigkeiten an: Hier fertigten die Kinder Adobesteine So funktionierte die Trinkwasserversorgung: Die Bewohner des «Cerros» waren auf Wasserträger angewiesen, die das Wasser aus Brunnen und Quellen der Hügel und «Quebradas» holtenund auf Maultieren in Fässern zu je 20 oder 30 Litern transportierten. Laut Josef Ivens, Autor der drei «Jahr- und Adressbücher der Deutschen Colonien in Chile» kosteten zwei Fässer sechs bis zwöfl Centavos. Luise Erras als junge Frau mit neuem Hut: Diesen hatten ihre Eltern aus München geschickt Schick gemacht: Die Eltern ließen die Mädchen (hier: Ortrud) fotografieren, um die «auswärtigen Mächte», so wurden in der Familie die Verwandten in Deutschland genannt, mit Fotos zu versorgen