«Meine Türe steht immer offen»

Von Stefanie Hornung
Nach 40 Jahren ist Pastor Siegfried Sander von der Erlösergemeinde in Santiago im März in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Etwas früher als geplant, denn sowohl der für den 29. März geplante Abschiedsgottesdienst als auch der Besuch seiner 93-jährigen Mutter in Deutschland mussten wegen des Coronavirus abge-sagt werden. Daher entschied er sich, der Großstadt den Rücken zuzukehren und sich in sein Häuschen nach Las Cascadas zurückzuziehen. Seine Kisten und Kästen müsse er erst einmal in Ruhe auspacken, sagt er am Telefon. Und «diese Mischung aus verschiedenen Gefühlen zwischen Abschied und Neuanfang verdauen», denn: «Ich will mich mit meinem eigenen Lebenslauf auseinandersetzen.»
Ein Lebenslauf, der Höhen und Tiefen, aber auf jeden Fall viel Bewegung beinhaltete. Neun Jahre war Siegfried Sander Pastor der Gemeinde «El Redentor», Abschlussdekade eines intensiven Berufslebens. «Ich kam 1980 direkt nach dem Studium mit gerade einmal 25 Jahren aus dem pfälzischen Heimatstädtchen Lauterecken nach Chile, aus heutiger Sicht ziemlich naiv, unwissend, aber dafür voll Optimismus», erzählt er. Er ging nach La Union an die dortige Gemeinde und fühlte sich «ins kalte Wasser geworfen». Die zweisprachige Realität der chilenisch-deut-schen Gemeinde, die Situation unter der Militärdiktatur und die Anforderungen des Pastorenlebens brachten ihm einiges über das Leben in Chile und den Arbeitsalltag im Dienst des Christentums bei. Nach zehn Jahren als zweisprachiger Bei-Pastor, Religionslehrer und Seelsorger in Osorno erhielt er eine volle Pastorenstelle. In diese Zeit fällt auch die intensive Arbeit mit Jugendlichen und Studenten, darunter die Gründung des Sommerlagers in Puerto Fonck oder eines Studentenheims in Osorno.
Nach weiteren Stationen in Santiago und einigen Jahren in der Seegemeinde rund um Frutillar entschied sich Siegfried Sander, am anderen Ufer des Llanquihue ein Stück Land mit Häuschen zu kaufen und vorerst anzukommen. Dennoch kehrte er regelmäßig nach Santiago zurück, zuletzt als Pastor der Erlösergemeinde und mit dem Anspruch, die Zusammenarbeit der getrennt agierenden lutherischen Kirchen voranzutreiben.
Nun kann sich Siegfried Sander seinem Lebensabend widmen. Ob dieser ruhig sein wird? «Ich glaube, es gibt eher viel zu tun. Ich habe drei Hunde, 30 Zwerghühner. Außerdem eine Hütte, die an Sommergäste vermietet wird und ich baue an einem Hostel für Biker und Radler auf meinem Grundstück.» Für Besucher steht seine Türe immer offen. Zu erreichen ist er per Mail: siegfried.sander@gmail.com.