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María Palma Kitzing – Immobilienmaklerin

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«Man muss das Glück in den kleinen Dingen finden»

Von Stefanie Hornung

Farben und Familie machen ihr Leben bunt: Die Maklerin María Palma Kitzing lebt jeden Tag im Bewusstsein, den besten daraus zu machen.

Stolz zeigt María de los Ángeles Palma Kitzing die alten Familiendokumente: «Hier, das ist die Geburtsurkunde meines Großvaters!» Sie ist datiert auf den 22. Februar 1887 in der niederschlesischen Stadt Haynau, heute in Polen gelegen. Adolf Julius Richard Kitzing lautete der Name des Neugeborenen. Seine Enkelin María bewahrt die alten Dokumente nicht nur liebevoll auf, sondern kennt auch die Familiengeschichte gut. «Ich mag die Geschichten und Traditionen, die meine Großeltern und Eltern an uns Kinder weitergegeben haben», sagt sie und zeigt einen Ausschnitt aus einem Register, in dem angegeben ist, dass eben jener Großvater seit 1907 in Chile ansässig war.


Er war damals als Leiter der deutsch-chilenischen Handelsfirma Saavedra Bénard in Valparaíso an Land gegangen, arbeitete später in Coquimbo und dann in Santiago. In La Serena traf der Großvater seine zukünftige Frau, die Chilenin Elena Rivera, für die der evangelisch Getaufte in Folge viele katholische Messen besuchte, nur um seine Angebetete sehen zu können. «Meine Oma lernte extra für ihren Mann die deutsche Sprache und interessierte sich für deutsche Traditionen wie den Osterhasen. Das muss eine große Liebe gewesen sein», ist sie überzeugt. Aus dieser Verbindung stammten drei Kinder, darunter die Mutter von María, Dolly. Diese sorgte auch dafür, dass ihre vier Kinder die deutsche Sprache lernten, sprach sie doch selbst perfekt Deutsch. «Ich bin auf die deutsche Marienschule gegangen und danach ins Colegio Alemán», erzählt die Maklerin, die ihre Muttersprache auch heute noch pflegt. Ebenso wie ihre Geschwister liebt sie deutsche Musik und Kultur.

Nach dem Schulabschluss ging sie an die Universidad de Chile zum Wirtschaftsstudium, das sie als Ingeniera Comercial verließ. Danach stieg die Betriebswirtin in die Immobilienwirtschaft ein. Ihr Vater hatte sich ein kleines Vermögen erarbeitet, darunter auch ein Weingut in Villa Alegre in der Region Maule. María übernahm gemeinsam mit ihm die Verwaltung der Liegenschaften. «Ich habe mich dann selbstständig gemacht mit einer eigenen Maklerfirma», erzählt die blonde Frau. Die Selbstständigkeit sollte ihr auch in dunklen Zeiten über so manches hinweghelfen. Denn die verheiratete Mutter einer zweijährigen Tochter und schwanger im sechsten Monat mit ihrem Sohn sollte mit nicht einmal 30 Jahren ihren geliebten Mann verlieren. «Mein Mann war Sportler, sehr aktiv und wirklich nie krank – und dann auf einmal kam der Krebs.» Sie habe gar nicht mehr über andere Dinge nachdenken können, musste einfach nur funktionieren. Trotz verschiedener Behandlungen verstarb ihr Mann nicht lange nach der Diagnose und María war Witwe, Mutter und Hauptverantwortliche für den Familienunterhalt. «Meine Eltern waren in dieser schwierigen Zeit für mich da, ohne sie wäre alles viel schwieriger gewesen. Und meine Kinder haben mir immer wieder die Kraft gegeben aufzustehen, jeden Tag aufs Neue. Sie sind der Sonnenschein, der mir in den dunklen Zeiten geholfen hat. Und man muss das Schöne und das Glück in den kleinen Dingen finden, das Beste aus jedem Tag machen.»

Auch heute ist der Kontakt zu ihren Kindern eng. Magdalena ist in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten und hat Wirtschaft studiert. Seit einem Jahr ist sie unter der Haube – Enkel nicht ausgeschlossen, wie María lachend erzählt. Sie freut sich schon auf die Rolle als Oma. Der Sohn Ricardo dagegen ist Anwalt geworden. Beide sprechen ein bisschen Deutsch, haben einige Urlaube in Deutschland verbracht.

Noch einmal geheiratet hat die Maklerin nicht. Das schien ihr nicht das Richtige zu sein, mit zwei kleinen Kindern. «Außerdem war ich immer sehr beschäftigt. Mir macht meine Arbeit Spaß, ich lerne durch sie immer wieder neue Menschen kennen und das erfüllt mich sehr», beschreibt sie ihren Beruf. Freude bereitet ihr auch das Reisen, obwohl der geplante gemeinsame Urlaub mit ihren Kindern nun erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben ist – das Coronavirus hat die Pläne aller verändert. Da bleibt auch für María erst einmal der Rückzug ins Private. Ein Umstand, den die Mittfünfzigerin auch dazu bringt, sich an alte Familienrezepte zu erinnern: «Apfelstrudel – den zu backen hat mir mein Großvater beigebracht!» Diesen und viele weitere Leckereien backt sie für ihre Familie, wenn sie derzeit nicht ihren anderen Hobbys nachgehen kann: Fotografieren, Reiten und Schwimmen. Oder aber sie sucht in alten Dokumenten nach schönen Erinnerungen. «Sieh mal: das ist meine Mama.» Das Ebenbild von María, sehr mädchenhaft im Stil der 1940er Jahre, lächelt den Betrachter aus dem alten Schwarzweißfoto an. Solche Fotos sieht sie sich gern an und erfreut sich an ihnen. In den kleinen Dingen findet sich das Glück.

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