
Von Walter Krumbach
Ingmar Bergmans Erzählung von einem betagten Professor, der während der Reise zu einer Ehrung als Doctor honoris causa ausgiebig Gelegenheit hat, sich mit seinem egoistischen Lebenswandel auseinanderzusetzen, erhielt verschiedene internationale Auszeichnungen. Heute gilt der Film als eines der bedeutendsten Werke des großen schwedischen Regisseurs. Victor Sjöström in seiner letzten Rolle als Professor Isak Borg erbringt eine superbe schauspielerische Leistung.
Bergman bedient sich in seiner hochsensibel gestalteten Schilderung sowohl realistischer als auch surrealer Stilmittel. So beobachtet Borg in einem Alptraum eine führerlose Leichenkutsche, die an ihm vorbeifährt. Das Gefährt erleidet einen Unfall, der Sarg kracht auf den Asphalt und öffnet sich. Darin liegend erkennt Borg sich selbst. Auch Tagträume quälen ihn, als er an den Ortschaften seiner Jugend vorbeifährt, die ihn mit seiner Vergangenheit konfrontieren. Als er schließlich zu seiner Ehrung in Lund eintrifft, hat sich seine Auffassung über seinen bisherigen Lebenswandel wesentlich geändert, obwohl er sich dies nicht anmerken lässt.
Bergmann engagierte wiederholt die gleiche Schauspielergruppe, mit der er nicht nur Filme drehte, sondern auch Theaterstücke inszenierte. Sie waren aufeinander eingespielt und bildeten somit ein solides Team, das die vielschichtigen Figuren treffend darzustellen imstande war. Neben der Debütantin Ingrid Thulin wirken in «Wilde Erdbeeren» verschiedene Bergman-Darsteller, wie Gunnar Björnstrand und Bibi Andersson, mit. Auch der kürzlich verstorbene Max von Sydow, einer der profiliertesten Mitarbeiter Bergmans, ist in der kurzen (aber nicht unwichtigen) Rolle des Tankwarts zu sehen.
Die Blu-Ray-Veröffentlichung liegt einer im Jahr 2011 erfolgten Digitalrestaurierung zugrunde. Die Überspielung des Schwarzweißbildes ist rundum gelungen. Es ist scharf, feinkörnig und kontrastreich, als käme es gerade aus dem Kopierwerk. Die Qualität versetzt in Erstaunen, es ist eine wahre Freude, diese Bildqualität zu genießen. Auch der Mono-Ton ist tadellos. Die Stimmen haben Präsenz und klingen natürlich, ebenso die Geräuschkulisse. Die Musik ertönt glasklar und adäquat gestaffelt.
Als Bonus ist eine Galerie mit vorzüglichen Standfotos der Schlüsselszenen beigefügt.
«Smultronstället»
Schweden 1957.
Regie: Ingmar Bergman.
Produktion: Allan Ekelund.
Drehbuch: Ingmar Bergman.
Musik: Erik Nordgren.
Kamera: Gunnar Fischer.
Schnitt: Oscar Rosander.
Mit Victor Sjöström, Ingrid Thulin, Bibi Andersson, Gunnar Björnstrand, Max von Sydow u. a. Spieldauer: 92 Min.
Bild *****
Ton ****
Darbietung *****
Extras **