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Kolumne: Die Welt steht Kopf

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Von Silvia Kählert

Wer seine Oma im Altenheim besucht, muss 200 Euro Strafe zahlen. Im Wiederholungsfall werden sogar bis zu 25.000 Euro fällig. Das bestimmt seit Dienstag, 24. März, der neue Bußgeldkatalog, den als erstes Bundesland in Deutschland Nordrhein-Westfalen eingeführt hat. Vor einigen Wochen noch hätte jeder sich an den Kopf gefasst und gefragt, ob das ein Witz sein soll. In Zeiten von Coronavirus ist klar: Diese Regelung soll die alten Menschen schützen. Und witzig ist es sowieso nicht, denn hier geht es «um Leben und Tod», wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erklärte.

Die Welt steht Kopf. Wenn wir es gut mit unseren Mitmenschen meinen, dann halten wir – zwei Meter sind angesagt – Abstand. Und tragen möglichst noch eine Maske. Am besten ist aber, man bleibt ganz zuhause, hält sich also freiwillig an eine 24-stündige Sperrstunde.

Einen kleinen Vorgeschmack von solch einer Katastrophensituation hatten wir in Chile ab Oktober. Durch die zerstörten Metros, Demonstrationen und Streiks mussten viele von Zuhause aus arbeiten. Es gab auch Fabriken, die einige Zeit schließen mussten. Wieviel gravierender die Situation jetzt ist, zeigt allein schon, dass das monatelang herbeigesehnte Verfassungsreferendum ohne großen Widerstand auf einige Monate verschoben werden konnte. Jetzt sind sich wohl alle einig und sogar weltweit: Es gilt, die Coronakrise so gut wie möglich durchzustehen, so dass so wenig Menschen wie möglich krank werden.

Durchstehen bedeutet aber auch: Den besonders Gefährdeten zu helfen – wie zum Beispiel für die alte Dame nebenan einkaufen zu gehen. Oder über die sozialen Medien mit denen in Kontakt zu bleiben, die es besonders nötig haben. Da kann man dann nur hoffen, dass es in den Altenheimen Pfleger gibt, die sich mit Computern auskennen. Damit, wenn schon kein Besuch möglich ist, die Oma nicht vereinsamt und sie wenigstens über Skype ihre Lieben sprechen und sehen kann.

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