Inicio Porträt Andrea Jandzio – Deutschlehrerin am Colegio Alemán

Andrea Jandzio – Deutschlehrerin am Colegio Alemán

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«Tango ist nicht mein Ding»

Andrea Jandzio

Von Argentinien über Deutschland bis nach Chile – Andrea Jandzio hat in ihrem Leben schon viele Koffer gepackt und ist nun in Santiago angekommen.

Von Stefanie Hornung

Das Leben hat manchmal so einiges mit einem vor, ohne dass man den Plan dahinter kennt. Man kann es Zufall nennen, Fügung oder auch Schicksal. Aber auf jeden Fall nimmt das Leben dann einen ganz anderen Verlauf. So erging es auch Andrea Jandzio. Die Argentinierin arbeitete 2018 an einer internationalen Schule in Buenos Aires als Deutschlehrerin und war nach einer Trennung noch damit beschäftigt ihr Leben neu zu ordnen, als ein Angebot ihres Vaters kam: «Er lud mich ein, gemeinsam mit ihm nach Santiago zu fliegen, wo er bei Cencosud arbeitet. In Vorbereitung auf die Reise habe ich mich aus purer Neugier über die deutschen Schulen in Chile informiert und spontan eine Bewerbung an das Colegio Alemán in Santiago gemailt.» Dass daraus eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch werden würde, hätte sie sich dennoch nicht träumen lassen. Nur wenige Wochen später hatte Andrea die Zusage, als Leiterin des Fachbereichs Deutsch als Fremdsprache (DaF) an das Colegio Alemán nach Chicureo zu gehen.

«Ich wollte die Entscheidung aber gemeinsam mit meiner Tochter Carolina treffen. Sie war damals 15 Jahre alt und die Trennung von ihrem Vater hing uns beiden noch sehr nach. Letztendlich einigten wir uns darauf, dass sie in Buenos Aires in ihrer alten Schule und mit ihren Freunden bleiben würde und wir uns nur an Wochenenden oder in den Ferien sehen.» Dass die räumliche Trennung von ihrer Tochter auch nach fast zwei Jahren nicht leichtfällt, ist Andrea anzumerken. Die quirlige Frau mit dem flotten Kurzhaarschnitt wird einen Augenblick still und sieht nachdenklich in die Ferne. Aber sie weiß ihre Tochter gut untergebracht. Carolina wohnt nun gemeinsam mit Andreas ein Jahr jüngerer Schwester, einer Ärztin, in ihrem Elternhaus in Buenos Aires. «Außerdem kümmert sich meine Mutter sehr um sie. Überhaupt bin ich meinen Eltern so dankbar. Ich war ja mit 21 Jahren eine junge Mami.» Sie hatte damals ihr Studium am Instituto Lenguas Vivas in Buenos Aires begonnen. Während andere ausgingen, musste sie sich um Studium und Kind kümmern. «Dass ich dennoch alles schaffen konnte, habe ich auch meinen Eltern zu verdanken.» Mit dem Abschlusszeugnis als Lehrerin für DaF an Sekundar- und Oberstufe sowie Hochschulen startete sie zunächst in ihrer Heimatstadt Quilmes, am dortigen Colegio Aleman Eduardo L. Holmberg, wo sie vorher selbst zur Schule ging.

Die Berufswahl kam nicht von ungefähr. Ihr Vater arbeitete bei der Deutschen Bank in Frankfurt am Main, wo Andrea bis 1989 den Kindergarten besuchte. Auch während der nachfolgenden Schulzeit und des Studiums in Argentinien kehrte sie immer wieder mit Austauschprogrammen nach Deutschland zurück. Zudem haben ihre Eltern deutsche Wurzeln: Ihr Vater Bronislao stammt aus einer deutsch-polnischen Familie und wurde in Falkenberg geboren, in der Nähe von Breslau. Ihre Mutter wiederum hat ihre Wurzeln noch weiter im Osten, bei den Wolgadeutschen. Die Eltern lernten sich in Argentinien kennen, wohin ihre Familien auswanderten.

Der gute Kontakt zu ihrem Vater erstreckt sich auch auf Santiago. Wenn er in der Stadt ist, gehen die beiden im Golf-Club Mapocho dem gemeinsamen Hobby nach. «Mein Handicap ist allerdings noch ausbaufähig», lacht Andrea. Am Wochenende ist die 1,82 Meter große Andrea gern beim Trekking in den Bergen unterwegs oder joggt in den ruhigen Straßen ihres Wohnviertels in Las Condes.

Über den Sport, insbesondere Trekking, hat sie auch einen Großteil ihres Freundeskreises in Chile kennengelernt. Einen Partner hat sie auch gefunden. «Aber keinen menschlichen», lacht sie. Ein Kater namens Arveja (Erbse) hat seinen Weg in ihr Herz gefunden. Obwohl am Anfang nicht klar war, dass er der männliche Mitbewohner in ihrer Wohnung in Las Condes sein würde. «Carolina und meine Mutter waren zu Besuch in Santiago und wir haben ihn auf einer Adoptionswebseite für Katzen gesehen. Wir dachten, dass wir ein Katzenmädchen adoptieren würden, aber nachdem wir mit dem Tier nach Hause kamen, hat meine Mutter auf den ersten Blick gesehen, dass es eher ein Arvejo als eine Arveja ist.» Die glückliche Single-Frau hat also Begleitung, wenn sie abends einem ihrer liebsten Hobbies frönt, dem Lesen. Einen menschlichen Partner an ihrer Seite könnte sie sich schon wieder vorstellen, aber als überdurchschnittlich große Frau ist das nicht ganz einfach, gibt sie zu. Dabei gefallen ihr die Chilenen sehr gut: «Sie sind sehr höflich und respektvoll, haben einen guten Humor.»

Nicht nur deshalb will sie vorerst in Chile bleiben. Im März dieses Jahres wechselte sie aus Chicureo zum Colegio Alemán Santiago, wo sie neue Herausforderungen erwarten. Und obwohl sie Freunde, Familie, Tochter und die abendlichen Regenschauer in Buenos Aires vermisst, mag sie ihr neues Leben hier gern. Den Tango jedenfalls, den vermisst sie nicht: «Tengo ist nicht mein Ding. Vielleicht ist ja die Cueca etwas für mich.»

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