Von Silvia Kählert
Seit 1911 feiern Frauen den «Internationalen Tag der Frauen». Am 8. März protestieren sie für ihre Rechte und ermuntern zum Einsatz aller für die Gleichberechtigung – damit die Gleichstellung der Geschlechter eines Tages Realität wird. So lautet dieses Jahr das Thema der Vereinten Nationen zum Weltfrauentag «Each for Equal».
In Berlin ist der 8. März seit letztem Jahr ein gesetzlicher Feiertag. In Santiago de Chile nahmen 2019 über 190.000 Menschen an einem Protestmarsch teil.
Der Cóndor nimmt den diesjährigen Weltfrauentag zum Anlass mit einer Serie über Frauen zu starten, die eine Pionierrolle oder besondere Leistungen in Chile erbracht haben und einen deutschen Hintergrund haben. Den Anfang macht Dora Riedel Seinecke, die erste Architektin Chiles.
Eine Pionierin im Fach Architektur: Dora Riedel war im Jahr 1930 die erste Frau in Chile, die dieses Studium abschloss.
Geboren wurde sie am 11. März 1906 in Valdivia. Ihre Eltern Carlos Riedel und Herminia Seinecke Deppe waren Deutsch-Chilenen. Das Mädchen ging zunächst an die Deutsche Schule in Valdivia. Nach dem Umzug der Familie nach Valparaíso bekam sie Unterricht in der Ölmalerei. Dabei entdeckte die junge Frau ihr Interesse am Zeichnen und wollte gerne Architektur studieren. Ihr Vater unterstützte sie in dieser Entscheidung. Im Frühjahr 1922 wurde sie von einem Ausschuss von Professoren des Liceo de Valparaíso geprüft und ihre Immatrikulation zugelassen. 1925 begann sie ihr fünfjähriges Studium, wobei die Studentin durchgehend sehr gute Leistungen erbrachte.
Am 9. Dezember 1930 machte sie ihren Abschluss im Fach Architektur an der Universidad de Chile. Im gleichen Jahr begann sie mit Karl Brunner im Ministerio de Obras Públicas zu arbeiten. Im Jahr 1930 gab es zwei Millionen Frauen in Chilenen, von denen nur rund 300 einer Arbeit nachgingen.
Ein Jahr später zog die 25-Jährige nach Deutschland, um Innenarchitektur an der Universität Stuttgart zu studieren. In diesem Fach wurde sie zwei Jahre später promoviert. Dora Riedel heiratete den Architekten Anton Hammerle, mit dem sie fünf Kinder hatte. Bis 1938 lebte die Familie in München und zog dann nach Innsbruck um. Ihr Ehemann stammte aus Tirol. Anton Hammerle wurde Baurat. Gemeinsam mit ihrem Mann plante Dora Riedel ihr Haus, das 1947 gebaut wurde und das das einzige von ihr entworfene Gebäude sein sollte.
Das Colegio de Arquitectos de Chile schuf im September 2017 den nach Dora Riedel benannten Preis, der an die Architekten geht, die die innovativsten Projekte einreichen und 2018 zum ersten Mal vergeben wurde..