Es gibt viele Pros und Contras, was das Tragen von Schuluniformen angeht. Hier einige Meinungen und Erfahrungen.
Paula Castillo, Mutter von zwei Schulkindern und Deutschlehrerin
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Grundsätzlich bin ich für das Tragen einer Schuluniform. Allerdings hat sich der eigentliche Zweck sehr verändert. Sinn der Sache war es ursprünglich, dass man nicht unterscheiden konnte, zu welcher sozialen Schicht man gehörte. Nun ist es genau das Gegenteil: Auf der Straße kann man sofort Uniformen erkennen, die offensichtlich exklusiver als andere sind.
Als ich selber noch Schülerin war, sahen wir in Chile wirklich fast alle gleich aus: Alle Mädchen trugen einen Trägerrock, der einzige Unterschied waren die Krawatten. Trotzdem ist es immer noch besser als Straßenklamotten – dann würden die sozialen Unterschiede noch stärker auffallen.
Es wird oft kritisiert, dass der Verkauf der Schulkleidung ein Geschäft sei und teuer für die Eltern. Ich sehe aber das Geschäft mit den Büchern als viel kritischer an: Früher, als die Schulbücher noch qualitativ besser waren, konnten sie an Geschwister weitergegeben werden. Heute sind sie sehr teuer, aus dünner Pappe und haben oft Lückentexte und Aufgaben zum Ausschneiden, so dass man sie nicht weitergeben und noch einmal benutzen kann.
Bastian Goldner, Vizeschülersprecher 2018 und Abiturient 2019 der Deutschen Schule Santiago
In meinen Augen ist das Konzept der Uniform eine angemessene Lösung, um verschiedene Probleme, wie Mobbing oder soziale Segregation, im Schulalltag zu überwinden. In Chiles gespaltener Gesellschaft scheint die Uniform ein effizienter Weg zu sein, Unterschiede vermeintlich zu nivellieren. Eine echte Lösung ist die Uniform dann aber doch nicht, denn die reale Ungleichheit hat weiterhin bestand. Zudem schränkt eine Uniform den Individualismus, die gesunde Selbstdarstellung und im gewissen Sinne sogar die freie Meinungsäußerung eines jeden ein. Aber warum beschäftigen wir uns mit Äußerlichkeiten, wäre es nicht viel wichtiger, ein gerechtes und ausgewogenes Erziehungssystem für alle zu schaffen?
Johanna Klein, Schülerin der 11. Klasse der Deutschen Schule Santiago
Die Schuluniform ist anfangs erst sehr ungewohnt, vor allen Dingen, wenn man frisch aus Deutschland kommt. Aber nach ein paar Tagen gewöhnt man sich daran, weil schließ-lich alle so aussehen. Dadurch dass man jeden Tag das gleiche trägt sind die «colors- days» auf der Sede Las Condes interessante Tage, da man seine Kleidung ausnahmsweise selber wählen darf. Wem dies nicht reicht, der wertet die Uniform hin und wieder individuell mit einem Pullover, anders farbigen Schuhen oder Socken auf und mischt somit Uniform mit dem eigenen Style – riskiert aber auch einen Eintrag von einem der Inspektoren, denn die Uniform ist Teil der Schulordnung.
Obwohl es geteilte Meinungen unter uns Schülern über das Thema Uniform gibt, bin ich der Meinung, dass die Schuluniform im Prinzip vorwiegend von Vorteil ist, hauptsächlich weil sich Jugendliche dadurch nicht so sehr über das Äußere definieren. Ich finde aber auch, dass wie oben beschriebene «Abweichungen» der originalen Uniform kein Problem darstellen sollten, weil es dazu beiträgt, dass die Schüler sich in der Schule wohlfühlen.