Von Walter Krumbach
Die erste Filmvorführung fand in Santiago am 17. Februar 1895 statt. Der Unternehmer Francisco de Paula stellte in einem privaten Kreis das Kinestokop vor, ein Vorführapparat, der 1891 bis 1892 von William Kennedy Laurie Dickinson, dem Chefingenieur von Thomas Alva Edison, entwickelt worden war. Am 25. August 1896 zeigte de Paula im Teatro Unión Central der chilenischen Hauptstadt eine Reihe von Kurzfilmen der Gebrüder Lumière. Es ist die erste dokumentierte öffentliche Filmvorführung im Land.
Der erste chilenische Film feierte am 20. Mai 1897 im Salon der Filarmónica in Iquique Premiere. Der Fotograf Luis Oddó Osorio präsentierte an dem Abend seine auf 35mm-Film gedrehte Dokumentation «Una cueca en Cavancha». Der Streifen hatte eine Spieldauer von einer Minute (!) und zeigte fröhlich spielende Kinder und Jugendliche am Strand von Cavancha, während ein Paar eine Cueca tanzt. Oddó brachte in den folgenden Monaten weitere Filme zur Uraufführung, wie zum Beispiel «Llegada de un tren de pasajeros del interior a Iquique», der die Bahnhofseinfahrt eines von der Salpeterpampa kommenden Zuges zeigt, «Bomba Tarapacá Nº 7», wo Einsätze einer der ältesten Feuerwehrkompanien des Landes zu sehen sind und schließlich den Sportfilm «Grupo de gananciosos en la partida de football entre caballeros de Iquique y de la pampa».
Der erste ganz in Chile gedrehte, entwickelte und geschnittene Film ist «Ejercicio general del Cuerpo de Bomberos» (Valparaíso, 1902). Der älteste noch erhaltene Film ist «Un paseo a Playa Ancha» von Maurice Albert Massonier, der in Paris bei den Brüdern Lumière in die Lehre gegangen war. Er hat eine Spieldauer von zwei Minuten und zeigt eine Szenenfolge am Strand bei Valparaíso.