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Stiftung «Trekkingchile»

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«Unsere Hauptattraktion ist und bleibt die Natur»

Die Stiftung «Trekkingchile» konnte Anfang Januar ein 2.000 Hektar großes Naturschutzgebiet dank der Spende eines deutschen Unternehmens erwerben. Ihr Gelände mit einem Umweltmuseum befindet sich bei Talca. Der Cóndor interviewte den Vorsitzenden von «Trekkingchile» Franz Schubert zu Aufgabe und Ziel der Stiftung.

Wo liegt das 2.000 Hektar große Naturschutzgebiet?

Es befindet sich in der Region del Maule, angrenzend an das Naturreservat Altos del Lircay. Wir haben große Pläne mit dem Naturschutzgebiet und starten am 23. März diesen Jahres mit einer Erkundungstour.

Was ist die «Fundación Trekkingchile»? 

Der Umweltgedanke war und ist bis heute kein großes Thema in Chile, weder in der Politik noch in der Gesellschaft. Wir starteten deshalb mit Leuten, die einen ökonomischen Vorteil aus einer intakten Umwelt ziehen und das ist zweifellos die Tourismusbranche. Chile ist das Paradies für Wanderer. Unsere Hauptattraktion ist und bleibt die Natur, daher auch der Name unserer Stiftung. Das Ganze weitete sich aber rasch aus. Mittlerweile führen wir mindestens genauso viele soziale Projekte durch, meistens in Zusammenarbeit mit Schulen. Bildung kann auch im Umweltbereich Probleme vermeiden und Vermeidung ist immer einfacher als Wiedergutmachung.

Welche Art von Projekte organisiert die Stiftung?

Die Projekte sind sehr vielfältig. Wir sind keine großen Planer, sondern Macher. Wir starten ein Projekt aus Interesse, entwickeln es, bis es klappt und Sinn macht – in erster Linie im Bereich Umweltschutz. Unser Projekt «FairChile» zum Beispiel wird von vielen kleinen Unternehmen gesponsert. Wir pflanzen da nicht nur jährlich tausende einheimische Bäume, sondern zeigen praktisch auf, warum das Sinn macht. Das erreichen wir an Hand von Klimawerkstätten, wir verlegen Bücher zum Thema, legten eigens einen botanischen Garten an, errichteten ein Tropenhaus und sogar ein kleines Umweltmuseum. Bisher wurden wir schon von über 9.000 Schulkindern besucht. Wir setzen nicht einfach einen Baum und sagen: Jetzt ist die Welt besser. Wir suchen auch keinen Weg, mit dem sich die Tourismusbranche von ihren Umweltsünden freikaufen kann. Wir wollen dem Tourismus echten Sinn verleihen.

Ein weiteres erfolgreiches Projekt ist unsere Kinderfahrschule, die wir in Zusammenarbeit mit den Carabineros de Chile auf unserem Stiftungsgelände errichtet haben. Wir verwenden dazu keine Fahrräder, sondern Tretautos. Die Gemeinde stellte uns sogar eine echte Ampel zu Verfügung, ich hoffe die fehlt jetzt nicht im Stadtverkehr. Als letztes möchte ich noch ein gut funktionierendes Projekt erwähnen: das Reiseleiterregister. Wir bieten Kurse an und unterstützen örtliche Guides. Touristen können diese direkt über unsere Plattform kontaktieren. Es haben sich mittlerweile über 600 Guides eingetragen.

Auf der Strecke geblieben ist zum Beispiel ein Projekt, das wir 2018 starteten – ein Gartenbauwettbewerb. Wer den schönsten Kleingarten auf dem Stiftungsgelände anlegt, bekommt saftige Preise. Sieben Themen standen zur Auswahl, wie Bienengarten oder Kräutergarten. Das Projekt wurde zwar erfolgreich mit einer großen Feier abgeschlossen, es besteht aber kein großes Interesse es zu wiederholen. Ich denke es liegt am hohen Arbeitsaufwand. Toll war es trotzdem.

Wer steht hinter der Stiftung, wer sind die Mitglieder?

Im Direktorium sitzen alles ehrenamtliche Personen, sowohl Ausländer als auch Chilenen. Obwohl es keine Gehälter gibt, sind alle gerne bei der Sache. Unsere Projekte machen einfach Spaß, sie sind sehr vielfältig und bringen uns mit interessanten Menschen in Kontakt. Aus Zeitgründen treffen wir uns leider viel zu wenig. Zusätzlich werden wir von den «Botschaftern» der Stiftung unterstützt. Diese sind in ganz Chile verstreut, sind behilflich, wenn sie können, haben aber nicht die Zeit, sich so wie die Direktoren einzubringen. Wir haben keine zahlenden Mitglieder, aber weit über 1.000 Leute, die in irgendeiner Weise mitmachen. Wer Lust hat dazu, kann sich gerne bei uns melden.

Wie lange gibt es die Fundación, wie hat sich das Wandern seitdem in Chile entwickelt?

Die Stiftung Trekkingchile gibt es schon seit Mai 2007. Ziel ist es, unsere Projekte zu realisieren. Das Interesse an Natur, an Wanderungen und Trekkingtouren in Chile ist geradezu
explodiert. Klar führt auch das zu Umweltproblemen. Jetzt wäre es noch ein Einfaches diese zu verhindern, aus den Fehlern anderer zu lernen und Chile zu einer umweltfreundlichen Naturdestination zu machen.

Wo gibt es deiner Meinung noch Nachholbedarf? Zum Beispiel gilt der Nationalpark Torres del Paine als überlaufen.

Der Nationalpark Torres del Paine ist ein sehr gutes Beispiel, was passiert, wenn man nichts oder etwas falsch macht. Es kristallisieren sich Kerne aus der unglaublichen Anzahl an Naturschönheiten heraus. Das kann an falschem Marketing der Behörden liegen oder einfach an der Unwissenheit der Touristen. Fakt ist, dass manche Gegenden an Touristen förmlich ersticken und andere im Dornröschenschlaf verweilen. Für die Stiftung ist die Dezentralisierung vom ersten Tag an eines der wichtigsten touristischen Ziele gewesen. Wir berichten auf Road-
shows, nehmen an Messen teil und informieren über die vielen Alternativen im Wanderbereich. Unser wichtigstes Hilfsmittel dabei sind unsere über 20 verschiedenen Wanderkarten und unsere kostenlose App mit über 600 verzeichneten Routen.

Wie steht die Stiftung zu «Friday for Future»?

Schon lange vor den Demonstrationen der Jugendlichen und schon lange vor Greta Thunberg war dies ein wichtiges Thema für uns. Wir sehen es nicht gerne, die ganze Schuld auf das CO2 zu legen. Erstens ist es wissenschaftlich umstritten und zweitens nicht das einzige Thema. Auch wir verwenden CO2 als Parameter, an dem man Umweltsünden messen kann. Unsere Projekte konzentrieren sich aber nicht rein auf die Kompensation. Wir pflanzen Bäume, das ist richtig, aber der soziale Aspekt und die Bildung darf dabei nicht zu kurz kommen. Wir stehen aber auf alle Fälle zu 100 Prozent hinter der Bewegung. Es ist eigentlich eine Schande für uns Erwachsene von Kindern gezwungen werden zu müssen, an unsere Zukunft zu denken. Ich bin dabei mit meinem Verhalten leider auch keine Ausnahme noch großes Vorbild.

Was sind eure nächsten Projekte und betrifft euch die Krise?

Eigentlich wollten wir als nächstes ein Projekt zur Vermeidung von Plastikmüll starten. Wir haben dazu schon eine Broschüre und ein kleines Seminar zusammengestellt. Unser neues Mikros-
kop zeigt dabei den Werdegang von Mikroplastik, dieser kann digital auf eine Leinwand projiziert werden. Als Krönung dürfen die Kinder aus leeren Plastikflaschen Raketen basteln die gut 50 Meter durch die Luft fliegen, ein toller Spaß. Uns fehlt es leider an Freiwilligen, welche die Schulklassen betreuen. Ein wichtiges Anliegen haben wir aber bereits gestartet: unsere Bienenwiese. Es werden dabei verschiedene Blumenwiesen unter verschiedenen Bedingungen angelegt, wie Feuchtigkeit, Schatten und Bodenqualität. Zusätzlich wird das Insektenaufkommen dokumentiert. Abschließend wird eine Anleitung zum Nachmachen mit einer kleinen Tüte voller Samen verteilt.

Als Stiftung hat uns die Krise insofern betroffen, dass unsere Projekte mit den Schulen momentan auf Eis gelegt worden sind. Wir sind neugierig wie es weitergehen wird. Nach 30 Jahren in Chile sind wir aber überzeugt davon, dass es sich positiv entwickeln wird..

Weitere Informationen unter:

Fundación

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