Blu Ray Report
Von Walter Krumbach
Die Expertenmeinungen über Leni Riefenstahls Filmbericht über den NSDAP-Parteitag im Jahre 1934 klaffen abgrundtief auseinander. Einige preisen ihn als größten Dokumentarfilm aller Zeiten, andere wiederum verurteilen ihn als Machwerk, das einzig zur Verherrlichung eines Diktators gedreht wurde. Tatsache ist, dass Riefenstahl mit ihrer überwältigenden Bildsprache, dem technisch untadeligen O-Ton (den Off-Sprecher erspart sie sich – die Bilder erzählen die Geschichte wie von selbst!) und dem versierten Schnitt eine stichhaltige Schilderung aufbaut. Mittelpunkt ist die Person Adolf Hitlers. Mit geschicktem Kameraeinsatz bringt sie das Kunststück fertig, sein eher durchschnittliches Profil zum Heldenantlitz hochzustilisieren.
Freilich ist nicht alles perfekt an Riefenstahls Werk: Unverständlich ist etwa, warum sie den SA-Führer Viktor Lutze mit seiner ungewollt komischen Fistelstimme einblendet, wo er doch eine recht banale, stellenweise peinliche Rede hält. Die Dokumentation hätte sicher nichts verloren, wenn diese Szenenfolge im Papierkorb gelandet wäre. Oder lag es vielleicht daran, dass wenige Monate vor dem Parteitag die oberste NS-Führung Lutzes Vorgänger Ernst Röhm umbrachte und Lutze nun propagandistisch gestärkt werden musste? Zum anderen räumt die Regisseurin dem anziehenden, bildwirksamen Rudolf Hess, der lediglich als Hitlers Ansager fungiert, viel mehr Platz ein als etwa dem abstoßenden Julius Streicher, den sie mit nur einem Satz aus seiner Ansprache zeigt.
In den USA stieß der Streifen schon während seiner Entstehungszeit auf großes Interesse. An Filmausbildungsstätten wird er als bedeutsamer Unterrichtsgegenstand wahrgenommen und Heimkinofreunde sammeln ihn seit den 1980er Jahren, als er im VHS-Format erschien, wie ein Kultobjekt. Im Jahr 2014 überspielte der Spezialeffekte-Experte Greg Kimble eine 35mm-Originalkopie auf einen Digitalträger mit 2K-Qualität, um aus Bild und Ton das Bestmögliche herauszuholen. Kein Kratzer, kein Dreckfleck blieb dabei übrig. Das Bild überrascht durch seine Makellosigkeit und einem natürlichen Kontrast, obwohl sich stellenweise ein Fehlen an Plastizität bemerkbar macht, was wahrscheinlich am Alter des 35mm-Originals liegt. Dazu sitzt es felsenfest, von Flackern und Flimmern keine Spur. Der Ton gewinnt im Vergleich zur dumpfen VHS-Kopie deutlich an Klarheit. Sprache, Musik und Geräusche haben dank einer verbesserten Frequenzwiedergabe schärfere Konturen.
Als historischen Berater zog Kimble Anthony R. Santoro hinzu, der die verjüngte Fassung mit Untertiteln versah, um dem heutigen Betrachter Schauplätze, Personen und Handlungen zu erläutern. Texte wie «Congress Hall of the NSDAP», «Night Rally of Political Leaders on Zeppelin Field» oder «Review of SA & SS and Commemoration of the recent death on August 2, 1934 of Reichspräsident and General Field Marshal Paul von Hindenburg» erweisen sich dabei als sehr hilfreich.
Als Bonus bringt die Platte den 17minütigen Dokumentarfilm «Tag der Freiheit – unsere Wehrmacht» aus dem Jahr 1935. Adolf Hitler trug Leni Riefenstahl diese Produktion auf, um die Streitkräfte gebührend zu zeigen, die nach damaliger Ansicht in «Triumph des Willens» unterrepräsentiert waren. Die Dokumentation zeigt im gleichen Erzählstil ihres großen Bruders vom Alltagsleben der Soldaten, und fängt Marschübungen und Manöver ein.
Ein Faltblatt mit einem informativen Artikel des Filmregisseurs und Akademikers Roy Frumkes über Leni Riefenstahl und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus (nur Englisch) rundet das Angebot ab.
«Triumph des Willens», Deutschland 1935. Regie: Leni Riefenstahl. Produktion: Leni Riefenstahl. Drehbuch: Leni Riefenstahl. Musik: Herbert Windt, Richard Wagner, Ernst Hanfstaengl. Kamera: Sepp Allgeier. Schnitt: Leni Riefenstahl. Spieldauer: 111 Min.
Bild ****
Ton ****
Darbietung *****
Extras ***