Von Silvia Kählert
Das Heilige Land stand schon seit dem Jahr 637 unter Herrschaft der muslimischen Araber. Im 11. Jahrhundert waren die türkischen Seldschuken, die auch Muslime waren, nach Jerusalem vorgedrungen. Sie hatten ein großes Reich auf den Gebieten der heutigen Länder Irak, Syrien und Türkei aufgebaut. Sie errichteten ihre Hauptstadt Nizäa weniger als 100 Kilometer von Konstantinopel entfernt.
Die Seldschuken wollten nicht, dass Christen ihre Gebiete durchquerten. Der Kaiser von Byzanz Alexios I. Komnenos sah das Oströmische Reich bedroht und bat daher den Papst um Hilfe.
So rief Papst Urban II. auf der Bischofssynode von Clermont 1095 zum Kreuzzug auf. Der Gedanke eines Heiligen Krieges faszinierte die Christen. Viele der Kreuzfahrer waren davon überzeugt, mit der Vertreibung der Nichtchristen aus dem Heiligen Land und Jerusalems den Willen Gottes zu erfüllen und darüber hinaus die Erlassung aller ihrer Sünden zu erreichen. Die Kirche stellte auf der Synode von Clermont von Anfang an klar: «Nur wer aus Frömmigkeit und nicht zur Erlangung von Ehre und Geld zur Befreiung der Kirche Gottes nach Jerusalem aufgebrochen ist, dem soll die Reise auf jede Buße angerechnet werden.»
Zwischen 1096 und 1201 wurden dann sieben große und viele kleinere Kreuzzüge durchgeführt, Jerusalem wird nur vorübergehend erobert. Bei den erbitterten Kämpfen eroberten muslimische Heere die Kreuzritter-Festungen im Heiligen Land zurück. Der Begriff «Kreuzzug» geht zurück auf die Befestigung eines Kreuzzeichens an der Kleidung.
Auswirkungen hatten die Kreuzzüge auf die europäische Wirtschaft, den Handel und die Kultur. Im Osten lernten die Kreuzfahrer fremde Güter kennen, wie zum Beispiel Seide, exotische Früchte und Gewürze oder Seife. Erkenntnisse der Araber in Mathematik, wie das arabische Zahlensystem, oder Astronomie kamen nach Europa.
Im Jahr 2000 entschuldigte sich Papst Johannes Paul II. für die Grausamkeit der Christen bei den Kreuzzügen. Im Februar 2019, also genau 800 Jahre nach dem Gespräch zwischen Franziskus von Assisi und dem Sultan, reiste Papst Franziskus als erster Papst nach Arabien. Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität Ahmad al-Tayyeb und das katholische Oberhaupt gelobten in einem wegweisenden Dokument über «Menschliche Brüderlichkeit» Geschwisterlichkeit, Pluralität und gelebten Glauben in friedlichem Miteinander als «Kinder des einen Schöpfers».
Einen Tag später feierten rund 120.000 Teilnehmer aus 100 Nationen, darunter 4.000 Muslime, gemeinsam mit Papst Franziskus im Stadion von Abu Dhabi eine Messe. Es war die größte christliche Messe, die jemals auf der Arabischen Halbinsel stattfand.