Pilotprojekt «GoPractice» gestartet
Von Stefanie Hornung
Als die vier jungen Absolventen des Insalco in ihren ehemaligen Klassenraum kommen, haben sie sich auf ein hartes Auswahlgespräch vorbereitet. Umso größer die Überraschung, als ihnen Thomas Mittelstrass, Rektor des Insalco, eröffnet: «Es gibt keine weitere Prüfung – ihr seid dabei!»
Dabei sein heißt in diesem Fall: Alba Abela (Abschluss 2019), Lorenz Stumpf, Rubén Westermaier (beide Absolventen aus 2018) und Daniela Güell (Abschlussjahr 2017) können jetzt schon ihre Flüge für die Reise nach Nordrhein-Westfalen buchen. Sie werden ab Januar an einem gemeinsamen Pilotprojekt zwischen dem Insalco und zwei Berufskollegs im Großraum Köln/Bonn teilnehmen und vor Ort Erfahrungen im deutschen Berufsalltag sammeln.
Dr. Claus Eppe, Projektpartner und –koordinator auf deutscher Seite, hat das Konzept seit Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit Thomas Mittelstrass entwickelt und Partnerunternehmen gefunden, in denen die ausgebildeten Kaufleute eine zweimonatige Praxiszeit verbringen werden: «Viele international tätige Unternehmen müssen ihre interkulturellen Kompetenzen stärken, um Land und Leute ihrer Im- oder Exportmärkte besser zu verstehen. Die chilenischen Absolventen geben ihr Wissen und ihren kulturellen Hintergrund an die Unternehmen weiter und erhalten im Gegenzug die Gelegenheit, sich und ihr Land zu präsentieren und einzubringen. Wir haben hier in Nordrhein-Westfalen eine Wirtschaftskammer mit Schwerpunkt auf Zusammenarbeit mit Chile, die uns sehr bei diesem Pilotprojekt unterstützt.»
Die Auswahl für das Programm, das bei erfolgreicher Erstumsetzung weitergeführt werden soll, hat das Insalco getroffen. Wichtigste Voraussetzungen: der Abschluss als zweisprachig ausgebildeter Kaufmann oder ausgebildete Kauffrau in den Fachrichtungen Groß- und Außenhandel, Schifffahrt oder Spedition und Logistik, gute Sprachkenntnisse in Deutsch und Englisch sowie «Neugierde, Kreativität und Lust darauf, das Leben selbst zu gestalten», nennt Claus Eppe die weiteren Kriterien.
Die vier «Versuchskaninchen» des Projektes jedenfalls genügen diesen Anforderungen zu 100 Prozent. Weiterer Pluspunkt bei der Auswahl: Über ihr Engagement im beruflichen Bereich hinaus haben sie sich auch privat in vielen Projekten oder Initiativen eingebracht. Rubén Westermaier zum Beispiel war bei der freiwilligen Feuerwehr in seiner Heimatstadt Puerto Montt aktiv, während sich Daniela Güell für eine Kulturstiftung engagierte.
Wissenstransfer, Stärkung interkultureller Arbeitsbeziehungen und Nachhaltigkeit stehen als Kernpunkte in der Projektbeschreibung an erster Stelle. Das betont auch Thomas Mittelstrass: «Wir schicken unsere Besten nach Deutschland. Und zwar nicht, damit sie eine schöne Reise machen. Sie sollen zurückkommen und ihre interkulturellen Erfahrungen in den chilenischen Arbeitsprozess einbringen. Das ist der langfristige Vorteil für sie selbst und für die Unternehmen, in denen sie tätig sind.»