Home Porträt Dr. Birgitta Hamann – Koordinatorin Media der Universidad Talca/ Campus LBI

Dr. Birgitta Hamann – Koordinatorin Media der Universidad Talca/ Campus LBI

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Ihr Herzensland ist Israel

Seit Februar 2019 in der Lehrerausbildung tätig: Birgitta Hamann.

Dr. Birgitta Hamann ist seit Anfang 2019 neu an der Universidad Talca/Campus LBI, wo sie zukünftige Deutschlehrer für die Oberstufe ausbildet. Eine Herausforderung in vielerlei Hinsicht.

Von Stefanie Hornung

Dass Birgitta Hamann noch einmal in eine Wohngemeinschaft ziehen würde, hätte sie so auch nicht gedacht. Aber die Koordinatorin für den Fachbereich Media an der Universität Talca, der das Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI) in Vitacura seit 2015 zugeordnet ist, sieht das entspannt: «Ich habe schon als Studentin und später als Doktorandin in WGs gewohnt. Und jetzt in meinem höheren Alter und in Santiago eben wieder. Das hat sich so ergeben, weil ich erst einmal nicht allein wohnen wollte.» Damit die Dreier-Wohngemeinschaft mit einer Kollegin und zeitweilig auch mit einem Arzt der Clínica Alemana in Vitacura gut funktioniert, sprechen alle offen über die jeweiligen Verantwortlichkeiten im Haushalt. Und jeder hat seinen eigenen Bereich. Natürlich gilt wie in jeder guten WG: «Wir sitzen auch mal bei einem selbstgekochten Essen und einem Glas Wein zusammen und reden einmal nicht nur über die Arbeit, sondern über dies und das.»

Seit Februar 2019 ist Birgitta Hamann in Chile – nicht zum ersten Mal. Die gebürtige Freiburgerin war schon einmal als Studentin im Rahmen einer Südamerika-Tour ihres Uni-Orchesters in Santiago. Damals lernte sie auch einige der deutschen Schulen kennen und war von deren Engagement für die deutsche Sprache beeindruckt. «Auch die warmherzige und offene Art der Chilenen hat mich gleich für Land und Leute eingenommen», bekennt sie.

Israel als Studien- und Herzensort

Die junge Studentin der Germanistik, Philosophie und Theologie sollte zunächst jedoch ihr Herz an ein anderes Land verlieren: Israel. Ein erster Studienaufenthalt 1980 in Jerusalem war nur der Auftakt für eine ganz besondere Beziehung. «Ich habe schon damals gemerkt, dass ich mich noch stärker mit dem Land auseinandersetzen möchte und mich später entschieden, dort meine Doktorarbeit zu schreiben.» Später forschte sie im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität in Tübingen zu deutschsprachigen jüdischen Autoren in Israel. Ihre Materialrecherche führte Birgitta ab 1995 erneut in das Mittelmeerland, nach Tel Aviv – eine bereichernde Erfahrung, die bis heute nachwirkt: «Ich hatte das Privileg, während meiner Nachforschungen viele interessante Gesprächspartner kennenlernen zu dürfen. Einige von ihnen haben den Holocaust überlebt und es war sehr berührend, ihre Geschichten zu hören. In den drei Jahren, die ich in Israel lebte, habe ich viele Begegnungen gehabt, die mich auch heute noch stark prägen.»

Eine der Begegnungen sollte ganz besonders werden: Ihr Sohn Jonathan hat einen israelischen Vater. Der heute 23-jährige Physik-Student ist in Deutschland und Brüssel aufgewachsen, wo seine Mutter mehrere Jahre als Lehrerin an einer internationalen Schule unterrichtete. «Das hat mir sehr gefallen, daher wollte ich unbedingt irgendwann noch einmal in den Auslandsschuldienst. Da kam die Anfrage aus Chile, ob ich nicht an einer Tätigkeit in der Deutschlehrerausbildung interessiert sei, wie gerufen. Zunächst war ich unsicher, denn die Ausbildung von Lehrern würde ja etwas ganz Neues für mich bedeuten. Aber dieser Herausforderung wollte ich mich auch gerne stellen, denn ich hatte in den Jahren zuvor immer mal wieder darüber nachgedacht, in die Lehrerausbildung zu gehen. Außerdem hatte ich gute Erinnerungen an meinen ersten Chile-Aufenthalt und die hiesigen deutschen Schulen.» Nach einigen Wochen Bedenkzeit und zahlreichen Gesprächen sagte Birgitta schließlich zu und siedelte Anfang 2019 von Heidelberg nach Santiago über.

Neue Herausforderung: Lehrerausbildung

Seitdem bereitet sie ihre Studenten – angehende Oberstufenlehrer – auf deren späteren Deutsch-unterricht an chilenischen Schulen vor. Neben Methodenlehre und Didaktik-Training steht für ihre Studenten auch begleitetes Unterrichten an den Schulen auf dem Programm – quasi das Äquivalent zum Referendariat in Deutschland. Birgitta fühlte sich recht schnell angenommen und angekommen: «Ich habe viel Hilfestellung von meinen Kollegen und meinen Studenten bekommen. Als einziger Neuzugang in diesem Schuljahr haben sich alle sehr gekümmert, mich in Beratungen und Gespräche eingebunden und mir auch mal gesagt, wenn ich den ein oder anderen Fauxpas in der spanischen Sprache begangen habe.»

Mittlerweile beherrscht sie nicht nur die Sprache besser und vermeide die allzu direkte «deutsche Art» im Umgang mit Chilenen, wie die Dozentin lachend zugibt. Auch privat ist sie nun besser integriert und vernetzt. Sie genießt Freizeitaktivitäten wie Fahrradfahren oder das Singen im Chor der Ex-Alumni bei Irene Doggenweiler. Sie ist aktiv in der Expat-Community Internations (www.internations.org), wo sie sich regelmäßig zum deutschen Stammtisch, zum Englisch-Talk oder mit Bücherfans zur Literaturdiskussion trifft. Ein weiteres Hobby hat eine Verbindung zu ihrer Zeit in Israel: «Jeden Dienstagabend bin ich in der jüdischen Gemeinde in Lo Barnechea und tanze israelische Tänze.» Außerdem will sie ihr Spanisch in einem Intensivkurs verbessern und mehr Ausflüge und Reisen innerhalb von Chile machen.

Drei Jahre hat Birgitta vorerst Zeit für ihre Pläne, denn so lange läuft ihr Vertrag. Verlängerung nicht ausgeschlossen? «Man weiß nie», lacht Birgitta und man glaubt es ihr sofort: Diese Frau hat noch viel vor.

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