«Nehmt euch Zeit bei der Wahl des Studiengangs»
Abitur in der Tasche und nun in Deutschland studieren – das ist der Plan von nicht wenigen Abgängern von deutschen Schulen in Chile. Doch worauf muss man dabei achten? Susanne Reischmann, Leiterin des Informationscentrums des DAAD in Chile, gibt Auskunft.
Von Silvia Kählert
«Nehmt euch Zeit, um den für euch passenden Studiengang zu finden. Sucht euch das aus, wofür euer Herz schlägt.» Das sei einer der wichtigsten Tipps, den sie Abiturienten gebe, meint Susanne Reischmann. Immerhin stehen in Deutschland insgesamt über 20.000 Studiengänge im Bereich Bachelor, Master und Promotion zur Wahl. Ob man lieber an einer klassischen oder technischen Universität oder aber an einer Fachhochschule studieren möchte ist eine weitere wichtige Entscheidung.
Curriculum lesen
Die Auswahl ist groß – und daher sei es auch eine Chance genau hinzuschauen, wo die eigenen Interessen liegen. «Am besten liest man sich das Curriculum der Studiengänge auf der Internetseite der jeweiligen Uni durch, die in Frage kommen», empfiehlt Susanne Reischmann. Denn zum Beispiel ist Betriebswirtschaftslehre nicht gleich Betriebswirtschaftslehre. Es hängt ganz vom Schwerpunkt ab, der zum Beispiel eher Mathematik oder Marketing sein kann. Das bedeutet, dass die Studiengänge bei verschiedenen Hochschulen unterschiedlich konzipiert sein können, auch wenn sie den gleichen Namen tragen.
Auch was den Bewerbungsvorgang angeht, gibt es Unterschiede. «Da gilt es, sich gut vor der Bewerbung auf der Internetseite oder durch Nachfragen zu informieren», unterstreicht die Leiterin des DAAD-Informationscentrums. So gebe es Unterschiede bei den Voraussetzungen des Deutschniveaus. «Man kann auch einen internationalen Studiengang aussuchen, für den es reicht, Englisch zu können.» In jedem Fall rät sie aber, zumindest etwas Deutsch zu lernen, um «auch mal einkaufen gehen zu können und Kontakte zu bekommen.»
Wie bewirbt man sich?
Jede Universität regelt auch selber, wie man sich bei ihr bewirbt. Insgesamt gibt es 394 Hochschulen in Deutschland, davon sind 121 Universitäten und Technische Universitäten und 216 Fachhochschulen sowie 57 Kunst- oder Musikhochschulen. Susanne Reischmann erklärt: «Bei manchen kann man sich direkt bewerben. 180 Hochschulen sind Mitglied bei uni-assist, welche die Bewerbungsunterlagen ausländischer Bewerber prüft.» Was Medizin, Zahnmedizin und Tiermedizin oder Pharmazie angeht, bewirbt man sich auf der Internetseite von Hochschulstart, da diese Studiengänge zulassungsbeschränkt sind, das heißt, es gibt einen Numerus clausus. Ein ganz wichtiger Rat sei: «Immer bei mehreren Hochschulen gleichzeitig bewerben!» Da jede Hochschule ihre Aufnahmebedingungen selbst bestimmt, ist man auf der sicheren Seite, falls die Aufnahme bei einer Universität nicht klappt.
Auf einen weiteren wichtigen Punkt weist die Geisteswissenschaftlerin hin: Man muss sich nach den Bewerbungsfristen erkundigen. Anders als in Chile beginnen die meisten Studiengänge im Oktober. Dann liegt die Anmeldefrist irgendwann zwischen Mai bis Juli. Wenn Studienbeginn im April ist, liegen die Fristen zwischen Dezember und Mitte Januar.
Die Kosten
Eine häufig gestellte Frage sei auch: Was kostet das Studium in Deutschland? Im Gegensatz zu Chile gibt es keine Studiengebühren, lediglich das Bundesland Baden Württemberg verlangt von ausländischen Studierenden 1500 Euro pro Semester. Man muss aber immer einen Semesterbeitrag bezahlen. Der liegt ganz unterschiedlich zwischen 100 und 350 Euro pro Semester. Manchmal beinhaltet der Semesterbeitrag auch das Semesterticket, mit dem man die öffentlichen Nahverkehrsmittel benutzen kann. Was aber die Lebenshaltungskosten angehe, gebe es große Unterschiede. Allein aufgrund der Mieten sind München, Hamburg und Stuttgart am teuersten.
Wer wirklich auf Nummer sicher gehen will, dass es mit dem Wunschstudium in Deutschland klappt, der sollte sich in jedem Fall beim DAAD einen Termin geben lassen. Die Berater geben dann eine kostenlose allgemeine Studienorientierung, die in den Räumen des DAAD in der Calle La Concepción 81 im Büro 703 in Providencia stattfindet. Die Sprechzeiten sind am Mittwoch und man kann sich dafür online eintragen:
www.daad.cl/es/quienes-somos/contacto/como-reservar-tu-asesoria/
Auch auf der Internetseite des DAAD finden sich viele Informationen auf Deutsch und auf Spanisch. Man kann mehrere Webinare auf der Seite aufrufen und sich ansehen:
Besonders interessant ist für viele angehende Studenten der Bericht von Chilenen, die bereits in Deutschland studiert haben:
www.daad.cl/es/estudiar-e-investigar-en-alemania/testimonios-de-chilenos-en-alemania/
Außerdem gibt es den «Acht-Schritte-nach-Deutschland-Plan». Mit Hilfe dieser Punkte kann eigentlich nichts mehr schief gehen:
www.daad.cl/es/estudiar-e-investigar-en-alemania/ocho-pasos-hacia-alemania/
Wer aber immer noch konkrete Fragen hat, kann sich per E-mail wenden an: ic@daad.cl