Von Lena Grösch
Die Mauer trennt Häuser, aber keine Liebe! Dass die Liebe zwei Menschen nach jahrelanger Trennung wieder zusammenführen kann, zeigten uns die beiden Protagonisten Anna und Conrad des Musicals #MauerFallinLove. Zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls inszenierten die Schülern der Deutschen Schule Temuco dieses Stück.
Das Projekt entstand bereits viele Monate zuvor im Unterricht: Die Schüler entwickelten im Rahmen einer Lernaufgabe zusammen mit den Deutschlehrern eigene Ideen für eine bewegende Geschichte, um an dieses besondere Ereignis erinnern zu können. Dabei wurden sowohl die geschichtlichen Fakten als auch die Kreativität der Jugendlichen miteinander vereint. Als Ausgangspunkt unseres Musicals diente der vielfach publizierte «Sprung in die Freiheit» des DDR-Volkspolizisten Conrad Schumann am 15. August 1961.
Es geht bergauf
So ein Musical ist doch ein Mammutprojekt und nicht zu unterschätzen. Die Inszenierung, die am Ende viele Zuschauer begeisterte, hatte sich zunächst einigen Herausforderungen zu stellen: Von der Schauspielersuche über die Ausformulierung der Sprechtexte und der Regieanweisungen für Schüler, die die deutsche Sprache als eine Fremdsprache lernen, bis hin zu den ersten Proben dauerte es noch einmal mehr als drei Monate. Und nicht zu vergessen sind natürlich der Requisitenbau sowie die Kostüme, um das Publikum mit auf eine Zeitreise in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zu nehmen! Dank eines großartigen Teams von engagierten und ehrgeizigen Schülern sowie Lehrern entstand in den vergangenen Wochen ein hervorragendes Bühnenbild: Die gebaute Berliner Mauer, die Ost und West trennte, wurde durch Schüler mit realistischen Graffiti bemalt, Ampeln mit landestypischen Ampelmännchen und viele weitere Requisiten wurden in aufwendiger und detailgetreuer Arbeit unter der Leitung der Kunstlehrerin gebastelt. Um unser Musical #MauerFallinLove auch für Zuschauer, die nicht viel Deutsch verstehen, anschaulich darzubieten, erstellte eine Gruppe von Schülern einen Flyer zum geschichtlichen Hintergrund sowie mit Informationen über das Musical.
Licht am Ende des Tunnels
Die Aufregung steigt – denn nun sind wir am Ende des Tunnels angekommen und sehen schon das Bühnenlicht, das unsere Mühen zum Leuchten bringen wird! Nach mehreren Tagen mit Generalproben fesselten unsere Schüler das Publikum am Tag der Deutschen Einheit mit einem Auftritt voller Gefühle: Momente der Spannung, des Lachens sowie des Bewusstwerdens – und hoffentlich: des Reflektierens! Begleitet wurde das Musical von einer Choreografie von Schülerinnen und ihrer Sportlehrerin sowie vom Jugendorchester unter der Leitung des Musiklehrers, der unter anderem den Live-Auftritt der Protagonistin Anna am Ende musikalisch unterstützte.
Der langanhaltende Applaus auf Seiten ihrer Mitschüler sowie ihrer Eltern ließ die Schauspieler und die Schüler, die sich um den aufwendigen Requisitenwechsel kümmerten, vor Stolz und Zufriedenheit strahlen. Und noch eine weitere Sache hat sie bereichert: das wachsende Zusammengehörigkeitsgefühl und die gemeinsame Verantwortung für ein tolles Projekt! In ihrer «Mauerrede» appellierten die Schüler noch einmal an das kollektive Gedächtnis, und dass gewisse Ereignisse der Geschichte keine Inspiration für Politiker von heute sein sollten, sondern vielmehr ein Mahnmal: Denn sonst könnte nicht nur eine Liebe, sondern gar eine ganze Welt voneinander getrennt werden!