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viernes, 29. marzo 2024
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Pollenallergie

Alle Jahre wieder – auch in Santiago

Heuschnupfen - Volkskrankheit im Frühling und Sommer

In Santiago sind bis Ende Oktober noch viele Pollen unterwegs, die Allergikern das Leben schwer machen.

Nicole Erler hat viele Jahre in einer Apotheke gearbeitet. Daher kann sie sich besonders gut in das Schicksal einer Allergikerin versetzen, die eines Morgens im Frühling plötzlich mit einer Allergie aufwacht. Sie erklärt , was sich im Körper abspielt und was man tun kann.

Die Symptome erwachen…

Sonntagmorgen, endlich ausschlafen! So denke ich. Doch schon um 6.50 Uhr wache ich auf und ringe nach Luft. Meine Augen sind angeschwollen, meine Nase ist zu. Ich hatte es fast vergessen. Der Frühling ist da! Die Pollenzeit beginnt. Ich stehe auf und reibe meine Augen. Ich weiß aus Erfahrung, dass Tabletten, Augentropfen und Nasenspray gegen die schlimmsten Symptome helfen. Und diese treffen mich alle zeitgleich: Niesen, Fließschnupfen, Augenjucken, ab und zu ein Hustenreiz und leichter Hautausschlag. Die Anstrengung beim Atmen kratzt dann im Allgemeinen an meiner Leistungsfähigkeit. Doch ich bleibe ruhig. Schließlich bin ich ein Profi! Seit meiner jungen Erwachsenenzeit reagiere ich allergisch auf Pollen. Ich habe gelernt damit umzugehen.

Die Täter sind mir bekannt…

Ich koche mir erst mal einen Kaffee. Mit meiner Tasse in der Hand stehe ich am Küchenfenster und mir fällt die Ahornallee ein, die ein paar Blocks weiter verläuft. Auch Platane und Pappel habe ich in umliegenden Stadtteilen von Santiago gesehen. Auf diese drei reagiere ich allergisch, das hat vor einigen Jahren mein Arzt durch einen Hauttest herausgefunden. Ende August bis Oktober ist Pollenhochsaison für die Baumarten, nur ganz wenige blühen bereits im Juni oder Juli. Die Pollen fliegen teils hunderte von Kilometern weit. Das beeindruckt mich immer wieder. Schon bald geht es dann weiter mit der Blüte der Gräser. Diese belasten Pollenallergiker in Santiago besonders stark zwischen Oktober bis Januar. Natürlich variiert dies je nach Region, Temperatur- und Niederschlagsverhalten des jeweiligen Jahres. Die Gräser lassen mich glücklicherweise kalt. Ein Ende ist also schon absehbar.

Mein Körper reagiert heftig…

Ich weiß, mein Immunsystem läuft gerade auf Hochtouren. Mein Körper produziert passgenaue Antikörper auf die Pollen, die sogenannten Antigene. Diese Reaktion ist überschießend, das heißt unangemessen stark, es ist eine fehlgeleitete Immunreaktion. Dieser Prozess setzt Stoffe wie Histamin und Immunglobuline frei, die dann für die auftretenden Allergiesymptome verantwortlich sind. Mein Arzt hat mir eine Hyposensibilisierung oder auch Desensibilisierung vorgeschlagen, die als sehr wirkungsvolles Verfahren gilt. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Allergiemedikamenten, wird bei dieser Therapieform die Ursache einer Pollenallergie behoben und nicht nur die Symptome bekämpft. Die Vorgehensweise bei der Hyposensibilisierung ist so, dass der Betroffene zumeist über mehrere Jahre hinweg eine bestimmte Menge der Pollen, auf die er empfindlich reagiert, unter die Haut gespritzt bekommt oder die Pollendosis als Tablette oder Tropfen einnimmt. Diese Menge wird immer weiter gesteigert, wodurch eine Immunität gegen die Pollen hervorgerufen werden soll.

Ich sorge vor…

Nach dem Frühstück beginne ich gleich mit den Vorsorgemaßnahmen. Staubsaugen, um den Boden von den herein geflogenen Pollen zu befreien. Staub wischen. Die Fenster bleiben jetzt erst mal geschlossen. Die Teppiche und Pflanzen habe ich sowieso seit Jahren aus meiner Wohnung verbannt. Joggen fällt heute aus, damit ich meinen Körper nicht unnötig belaste. Wenn ich wasche, trockne ich die Kleidung nicht auf dem Balkon. Meine Sonnenbrille liegt schon auf dem Wohnzimmertisch. Im Bad finde ich meine Nasendusche wieder, mit der ich wirklich sehr effektiv den Blütenstaub aus meiner Nase spülen kann. Und heute Abend wasche ich vor dem Zubettgehen mein Haar, um besser zu schlafen. Später krame ich noch den Luftreiniger mit Pollenfilter aus dem Schrank und bringe ihn im Schlafzimmer zum Laufen.

In den letzten Jahren hat mir diese Strategie das Leben während der Pollenflugsaison enorm erleichtert. Da fällt mir ein: Das wäre doch auch ein guter Zeitpunkt, um mal wieder ein Wochenende ans Meer zu fahren. Denn dort werden die Pollen buchstäblich vom Winde verweht.

Ein Ende ist absehbar…

Während mein Mittagessen auf dem Herd köchelt, informiere ich mich ein wenig über den aktuellen Pollenflug in Santiago. Natürlich weiß ich, dass ich gerade mitten drin stecke. Doch wie sind die Prognosen für Santiago? Auf der Internetseite www.polenes.cl finde ich Informationen. Ein Hinweis auf die AlergiApp zur Anzeige der Pollenbelastung in Santiago macht mich neugierig. Später schaue ich mir das genauer an. Und nach dem Mittagessen muss ich trotz allem ganz kurz nach draußen: Taschentücher kaufen!

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