Lesung von Autor Volker Mehnert in Chile
Vor 250 Jahren wurde Alexander von Humboldt geboren. Volker Mehnert veröffentlichte 2018 ein Buch über den Forscher und Universalgelehrten. In der vergangenen Woche startete der Autor in Santiago seine von der Deutschen Botschaft finanzierte Reise zu Lesungen an neun deutsche Schulen.
Von André Wielebski
«Der Mann war ein Wunder», sagte Volker Mehnert, während er vor seiner Powerpoint-Präsentation in der Thomas-Morus-Schule in Santiago steht. Der «Wunder-Mann» ist der Forscher Alexander von Humboldt. Mehnert hat ein Jugendbuch namens «Alexander von Humboldt oder Die Sehnsucht nach der Ferne» über ihn geschrieben und stellt es nun in Chile vor.
Lässig auf dem Tisch sitzend, sein Buch in der einen, das Mikrofon in der anderen Hand, las Mehnert den Schülern aus seinem Buch vor. Er berichtete über Humboldts Reise durch Venezuela, den Fluss Orinoco und seine Vulkantouren in Ecuador. Nach Chile kam Humboldt nie, aber die deutsche Botschaft hat seinen 250. Geburtstag zum Anlass genommen, die Geschichte Humboldts in Chile bekannter zu machen. Neun deutsche Schulen in zwei Wochen – Mehnert tourt mit seinem Buch durch Chile wie ein Rockstar.
«Im deutschen Unterricht über Biologie und Geschichte, in den Fächern Kunst und Deutsch als Fremdsprache haben die Schüler das Thema bearbeitet», erklärte Nicole Ruf, Fachleiterin der Schule für den Bereich Deutsch. Die Schüler der 8. Klassen hatten Auszüge aus dem Buch erhalten und dazu Bilder gemalt – eins, mit dem Konterfei Humboldts, hängt nun über dem Eingang der Schule. Die Schüler der Klassen 11 haben ein Theaterstück aus dem Leben Humboldts entwickelt. Am 3. Oktober 2019 wird das Stück «Hier kommt Alex» angelehnt an das bekannte Lied der deutschen Punkband «Die Toten Hosen», in der Schule aufgeführt.
Offene Fragerunde für die Schüler
Die Schüler interessieren sich für das Leben Humboldts. Ein Junge erkundigte sich bei der offenen Fragerunde nach der Lesung, wie er in die Fußstapfen Humboldts treten kann. Mut, Wille und Köpfchen seien wichtige Eigenschaften, antwortete Mehnert. Eine Schülerin fragte, wie Humboldt damit umgegangen sei, dass seine Unterstützer Kolonialpolitik betrieben hätten. «Die Südamerika-Reise hat er selbst bezahlt, er kam aus reichem Elternhaus», stellte Mehnert klar. Humboldt kritisierte zudem die Sklaverei in den USA, was zum Beispiel dem US-Präsidenten und Bekannten Humboldts Thomas Jefferson nicht gefallen habe. Eine weitere Frage: Wen würde Humboldt heute treffen, wenn er am Leben wäre? Mehnerts Antwort: Greta Thunberg. Ein «Oooh» schallte durch den Raum.
Volker Mehnert reist selbst viel, lebte in Santiago und hat die Venezuela-Route Humboldts selbst bereist. Zwei Jahre lang arbeitete er dem Buch. Der Journalist und Schriftsteller ist eigentlich gar kein Jugendbuchautor, sondern schreibt Reisereportagen für die FAZ und andere Zeitungen. Doch als er den Namen Humboldt hörte, war er interessiert. «Ich bin auch ein Entdecker», sagte Mehnert über sich, manchmal denke er auf seinen Expeditionen etwas Neues entdeckt zu haben. Auch wenn das natürlich meistens nicht der Fall sei, schob er mit einem Lächeln nach. Was ihn mit Humboldt verbinde? Die Liebe zum Reisen, Schreiben und für Südamerika.
Alexander von Humboldt (1769-1859) war ein deutscher Naturforscher. Er reiste mehrere Jahre durch Südamerika, die USA und nach Zentralasien. Seine fünfjährige Reise durch Südamerika gilt als «zweite Entdeckung» des Kontinents. In vielen Bereichen der Naturwissenschaften entstanden aus seinen Entdeckungen grundlegende Erkenntnisse. Sein älterer Bruder war der Gelehrte Wilhelm von Humboldt.
Volker Mehnert
Alexander von Humboldt oder Die Sehnsucht nach der Ferne
ISBN-10: 978-3-8369-5999-5
Gerstenberg Verlag, 2018, 112 Seiten