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martes, 12. noviembre 2024
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Ein Zeichen gesetzt

75. Todestag von Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Teil 2)

Am 21. Juli 1944 wollte Claus Schenk Graf von Stauffenberg das geplante Attentat auf Hitler ausführen. Während einer Lagebesprechung stellte er seine Aktentasche mit der Bombe unter den Eichentisch, über den sich Hitler immer wieder beugte. Der Offizier verlässt die Baracke, zündet die Bombe und eilt nach Berlin, um den Umsturzplan «Walküre» einzuleiten.

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Nach dem Bombenanschlag am 20. Juli 1944: Hermann Göring (Dritter von links und Martin Bormann (links) neben dem durch die Bombe zerstörten Tisch im Führerhauptquartier

was Stauffenberg nicht wissen konnte: Der schwere Tisch dämpfte die Explosion und Hitler wurde nur leicht nach oben geschleudert. Im Glauben, dass das Attentat geglückt sein musste, versuchte man daher, davon Generaloberst Fromm zu überzeugen. Schließlich nahmen die Widerstandskämpfer Fromm fest und setzten Ludwig Beck als Chef des Generalsstabs des Heeres ein. Als dann aber aus dem Führerhauptquartier die Nachricht vom Überleben Hitlers eintraf, war die Sache des Widerstandes verloren.   

Die Nachricht vom gescheiterten Attentat auf den Führer wurde sofort in den Medien verbreitet. Bei manchen weckte es dennoch Hoffnungen auf einen effektiven Widerstand gegen die gewalttätige und verbrecherische NS-Herrschaft. Dass dieser nur vom Militär ausgehen konnte war auch allen Widerstandsgruppen klar. Anne Frank in ihrem Versteck im „Hinterhaus“ in Amsterdam schrieb nur einen Tag später in ihrem Tagebuch über das Ereignis. Nicht nur die Juden, sondern auch viele Offiziere hofften auf ein baldiges Ende der Nationalsozialisten. Stauffenberg und die Militäropposition hatten mit diesem Attentat ein Zeichen gesetzt, tatsächlich war es nun aber zu spät, um nochmals eine wirksame Opposition zu bilden. 

Rache Hitlers 

Noch am Abend des 20. Juli ordnete der befreite Generaloberst Fromm die Verhaftung der Spitzen des
Widerstandes an. Den Generalen Beck und Hoeper gab man die Möglichkeit zum Freitod. Da General Hoeper  ablehnte, machte man ihm am
8. August den Prozess. Stauffenberg, General Olbricht – verantwortlich für das Auslösen der «Operation Walküre» – Mertz von Quirnheim und Haeften, der Adjutant Stauffenbergs, wurden noch in der gleichen Nacht erschossen. 

Aber auch General Fromm, der zunächst zögerte, ob er denn den Widerständlern folgen sollte, sie dann aber zur Hinrichtung auslieferte, wurde am folgenden Tag von Hitler «wegen Feigheit» zum Tode verurteilt und hingerichtet. 

Es folgte eine schreckliche Rache seitens Hitlers. Die Gestapo übernahm nun die Verfolgung von Familienangehörigen, die mit Zuchthaus und Konzentrationslager bestraft wurden. Der Krieg sollte aber nur noch neun Monate dauern. Dennoch eine verheerend lange Zeit für die Juden, die gerade in den letzten Monaten massenhaft in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern den Tod fanden. Viele Kriegsgefangene, politische Gegner des NS-Regimes, kirchliche Widerständler und andere Opfer der NS-Gewalt starben in diesen letzten Kriegsmonaten an den Folgen der Haft, der Vernichtung oder an Erkrankungen. Hitler musste feststellen, dass der Kreis der Widerständler doch größer war, als er zunächst vermutet hatte. 

Widerstand und Tyrannenmord     

Die Vielfalt von Widerstand, sei es durch politische Parteien im Untergrund oder vom Ausland aus, seien es studentische Bewegungen wie die Weiße Rose (Geschwister Scholl) oder bestimmte Kreise der konservativen und liberalen Elite, wie der Kreisauer-Kreis und Goerdeler-Kreis, hatten am Ende alle ein grundlegendes Problem. Sie waren oft nicht miteinander verbunden. Auch in kirchlichen Kreisen, wie etwa die Bekennende Kirche, waren es oft individuelle Gewissensentscheidungen, die zu einem christlich-geprägten Widerstand führten. Hier zeigt sich ein Versagen der Kirchen, die diese Widerständler nicht genügend schützten. Sich für den Widerstand zu entscheiden war somit meist eine persönliche Einzelentscheidung, die lediglich in bestimmten Fällen sich zu Kreisen oder Gruppen Gleichgesinnter zusammenschließen konnten. Ihre Legitimation erhalten sie im Nachhinein, indem sie Grundrechte, Menschenrechte und reine Humanität zum Zentrum ihres Handelns machten, und lediglich als extremste Widerstandsform dann auch den Tyrannenmord erwägen konnten, wenn damit ein größeres Unheil verhindert werden konnte. Stauffenberg und seine
Mitstreiter wollten den Verbrechen mit dem Tod des größten Verbrechers Hitler ein Ende bereiten und wieder zum Rechtsstaat zurückkehren.

Das Thema von Widerstand gegen Unrechtsregime hat nicht seine Aktualität verloren. So stellt sich immer die Frage, wie lange man dem Elend, den massiven Verletzungen von Menschenrechten zuschauen darf und wann und wie man dann zum Handeln aufgerufen ist. Effektiv sind letztlich nur vereinte Maßnahmen, die Koordinierung des Widerstandes von verschiedenen Gruppen oder auch internationaler Druck. Widerstand setzt hier Zeichen, und das haben auch Stauffenberg und seine Mitstreiter am 20. Juli 1944, vor 75 Jahren, der Welt gezeigt und als Mahnmal hinterlassen. 

Leseempfehlungen zum Thema:

Wolfgang Benz, Der deutsche Widerstand gegen Hitler, München: Beck, 2014. Peter Hoffmann, Stauffenberg und der 20. Juli 1944, München: Beck,
2. Auf. 2007.

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