Inicio Porträt Ignacio Montesinos Anwandter, Profi-Springreiter

Ignacio Montesinos Anwandter, Profi-Springreiter

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«Man muss die Pferde lieben»

Von Silvia Kählert

Er gehört zu den besten Sportlern Chiles, die dieses Jahr an den Panamerikanischen Spielen vom 6. bis 10. August in Lima teilnehmen werden: der Springreiter Ignacio Montesinos Anwandter, ein direkter Nachfahre von Carl Anwandter. Seine Leidenschaft  für Pferde entdeckte er auf einem Reiterhof im deutschen Vechta.

Ignacio Montesinos Anwandter, Foto: Silvia Kählert

«Das Pferd und der Reiter müssen eine Einheit bilden.» Das macht für Ignacio Montesinos das Faszinierende an diesem Sport aus. Der erfolgreiche Springreiter hat mit Cornet Boy sein Traumpferd gefunden. Es stammt aus dem Zuchtstall Rinconada. Der Fliegenschimmel – sein Fell ist weiß und hat braune Punkte – ist mit einer Höhe von 1,60 Meter eher klein. «Trotzdem ist seine Sprungkraft wirklich außergewöhnlich», betont der Reiter und fügt hinzu: «Außerdem ist er sensibel und vorsichtig, da bedarf es einer guten Führung – und man muss die Pferde lieben.» Ignacio Montesinos hält die Zügel kurz unter dem Hals des Wallachs fest und Cornet Boy neigt den Kopf vertrauensvoll zu ihm hin. Das «Dreamteam» gewann 2018 eine Silbermedaille bei den Südamerikanischen Spielen von Cochabamba und im Mai den FEI Worldcup von Buenos Aires – nun sind ihre nächste Herausforderung die Panamerikanischen Spiele in Peru.

Die Leidenschaft für das Springreiten packte den Santiaguino relativ spät. «Als Schüler war das Reiten eigentlich nur eine Sportart unter anderen. Ich habe zum Beispiel auch gerne Leichtathletik gemacht», erinnert er sich. Doch seine Mutter, selber eine passionierte Reiterin, ahnte wohl schon, dass in ihrem Sohn ein Talent schlummerte. Daher animierte sie den jungen Mann nach dem Abschluss an der Deutschen Schule Santiago nach Deutschland zu gehen. Seine Vorfahren stammen selber aus Deutschland und besiedelten Chiles Süden. Besonders stolz ist er auf seinen Vorfahren Carl Anwandter, der für seine Verdienste bei der Einwanderung ab 1850 in Valdivia in Chile berühmt ist. 

 «Im deutschen Vechta hat es bei mir richtig gezündet.» Ignacio Montesinos strahlt, wenn er an die mit 19 Jahren auf einem Reitplatz verbrachten Monate zurückdenkt. «In diesem Sommer in Deutschland habe ich mich zum ersten Mal richtig für die Arbeit mit den Pferden begeistert. Morgens war ich mit dem deutschen Reiter unterwegs und abends habe ich geholfen, den Stall auszumisten. Zu den Hengstvorführungen an den Wochenenden kamen zahlreiche berühmte Züchter. Bei vielen Turnieren habe ich zugeschaut.» Vechta gilt als die deutsche Pferdestadt, wo es viele private Reitställe gibt. Aus Übersee kommen Reiter oder Züchter, um bei den weltbekannten Auktionen zu sichten, zu bieten oder einfach nur zuzusehen. 

Zurück in Chile begann er eher halbherzig Landwirtschaft zu studieren, hörte aber nicht auf nebenbei, Pferde zuzureiten und Unterricht zu geben. Mit Ende 20 startete er schließlich richtig durch: «Bei dem chilenischen Reiter und Züchter Americo Simonetti lernte ich sehr viel.» Drei Jahre lang ritt er Zuchtpferde zu und nahm an Turnieren teil. Zufällig erfuhr er, dass bei dem berühmten Reitgut Club Hípico La Silla des Millionärs und Olympia-Reiters Alfonso Romo in Monterrey in Mexiko Reiter gesucht wurden und bekam eine Stelle. Er sei sofort «sehr beeindruckt gewesen von diesem schönen Ort», wo einige der weltweit besten Pferde gezüchtet werden. 50 Fohlen werden hier jedes Jahr geboren. Ignacio Montesinos Aufgabe war es, diese zuzureiten, selber bei Springturnieren teilzunehmen und auch Parcours zu planen.

Während dieser vier Jahre lernte er seine Frau Lorena De Rodt kennen, selber eine Reiterin. «Zum Glück», meint Ignacio Montesinos lachend. «Nur so kann sie meinen Enthusiasmus verstehen.» Beide haben inzwischen die zwei Söhne Tomás und Diego, bei denen allerdings der Funke noch nicht übergesprungen ist: «Sie sehen bei mir, wieviel diszipliniertes, beharrliches und kontinuierliches Training dazugehört, um in diesem Sport erfolgreich zu sein und die Konkurrenz ist groß. Man lernt nie aus beim Reiten. Und dann die Teilnahme an Turnieren fast jedes Wochenende – das schreckt vielleicht ein bisschen ab», mutmaßt Ignacio Montesinos lächelnd. Immerhin dauert ein Springparcours weniger als eine Minute. Daher sei viel Knochenarbeit im Vorfeld nötig, um nicht nur schnell zu sein, sondern vor allem die Hindernisse geschickt und fehlerfrei zu überwinden.

Neben Training und Turnieren reitet der Sportler Pferde vom Gestüt Rinconada und Joaquín Larraín zu. Außerdem  gibt er selber 20 Schülern Unterricht im Club Ecuestre La Calendaria bei Santiago, wo er auch einige Pferde hat. In Los Lagos im Süden Chiles züchtet er Holsteiner Pferde. Ein großer Traum und das nächste Ziel des ehrgeizigen Springreiters, auf das er zuarbeitet, ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.

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