Der Cóndor trauert um Petra Wilken

Die Nachricht erschütterte alle: Völlig überraschend ist Petra Wilken am Freitagnachmittag, den 5. Juli, an den Folgen einer Herzuntersuchung in Santiago gestorben. Die 57-jährige Journalistin ist seit 2013 beim Cóndor als Redakteurin angestellt und hatte vor vier Monaten die Redaktionsleitung von Arne Dettmann übernommen.
Es gibt Nachrichten, die einen so unvorbereitet treffen, dass man fassungslos ist. Jedem, der Petra Wilken kannte, wird es so ergangen sein. Unsere engagierte und liebenswürdige Kollegin war bis zur letzten Minuten für diese Zeitung aktiv. Noch am Freitagmorgen schickte sie uns Nachrichten.
Auch wenn bekannt war, dass sie Herzprobleme hatte, hat man es ihr nicht angemerkt. Daher kam ihr Tod für alle plötzlich und unerwartet. Das ist besonders schmerzlich, da sie sich mit viel Liebe für den Cóndor, aber auch immer für ihre Mitmenschen eingesetzt hat. Unsere warmherzige Kollegin hatte immer ein Ohr für die Sorgen anderer.
Ihr feines Gespür und ihre Sensibilität zeigte sie auch besonders bei der Auswahl ihrer Themen. Ein ganz wichtiges Anliegen der erfahrenen Journalistin war es, den Cóndor für seine Leser interessant und modern zu gestalten. Dabei brachte sie ihre langjährige Erfahrung im Journalismus und ihr Schreibtalent ein.
Die in Gifhorn bei Braunschweig geborene Deutsche startete ihre Berufslaufbahn mit einer Ausbildung als Verlagskauffrau. Vor 32 Jahren sammelte sie ihre ersten Sporen als Lokalredakteurin bei der Neuen Braunschweiger Zeitung; ein Jahr später wurde sie Redakteurin bei der Goslarschen Zeitung. Nachdem sie ihren chilenischen Mann kennengelernt hatte, schrieb Petra Wilken bereits 1991 in Santiago zum ersten Mal als freie Redakteurin für den Cóndor und als Auslandskorrespondentin auch für Zeitungen in Deutschland.
1994 begann eine berufliche Zeit, die sie als besonders erfüllend erlebte, wie sie selber immer betonte: Die Arbeit beim Deutschen Entwicklungsdienst (DED), der heute ein Teil der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist. Als Entwicklungshelferin war sie zunächst für die Kommunikation zur nachhaltigen Entwicklung zuständig. Danach war sie auch immer wieder für die Kommunikation anderer Institutionen zuständig, zuletzt für die Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer vier Jahre bis Ende 2018. Herzensthema war für die engagierte Frau immer der Schutz der Natur und der Tierwelt. Schließlich absolvierte sie ab 1999 ein Aufbaustudium der Umweltwissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin und begann zwei Jahre später beim DED in Santiago als Entwicklungshelferin für Umweltkommunikation zu arbeiten.
Mit viel Freude betreute Petra Wilken von 2010 bis 2013 bei der GIZ als Koordinatorin des Freiwilligenprogramms «weltwärts» Jugendliche und ihre Einsatzplätze. «Bei mir ging es ihnen immer gut – ich betütelte die jungen Leute wie eine Mama», erzählte sie einmal lächelnd. Wer sie kannte, glaubt das gerne. Sie machte sich immer Gedanken, wie sie dafür sorgen konnte, dass sich ihre Mitmenschen wohlfühlten. Dazu passt auch, dass sie sich in den letzten Jahren verstärkt mit dem Thema Psychologie auseinandersetzte. In einem Fernlehrgang erwarb sie vor gut zehn Jahren ein Zertifikat zur Psychologischen Beraterin und Personal Coach. In diesem Jahr begann sie eine Weiterbildung zur Gestalttherapeutin.
Diese konnte sie nun nicht mehr beenden. Auch beim Auftritt ihres Coro por la Hermandad am 26. Juli konnte sie nicht mehr teilnehmen. Dafür sang ihr dieser zum Abschied in der Kirche Nuestra Señora del Carmen an ihrem Sarg zum Abschied das Lied, das sie die letzten Tage im Redaktionsbüro immer wieder vor sich hingesummt hatte. Rund 200 Menschen kamen am Sonntag in die Kirche, um sich von dieser wunderbaren Frau zu verabschieden.
Der Vorstand des Cóndor und die Geschäftsführung bedauern den Tod der immer freundlichen und immer engagierten Mitarbeiterin zutiefst. Unser ganzes Beileid mit allen Kollegen Petra Wilkens beim Cóndor gilt nun ihrem Mann Claudio, ihrer Tochter Francisca und ihrem Enkelsohn Alejandro.