Nicht zu verwechseln mit Ingmar Bergmans Skandalfilm «Das Schweigen» (1963), geht Martin Scorseses Werk auf wahre Begebenheiten zurück, die sich im 17. Jahrhundert ereigneten.
Zwei junge portugiesische Jesuiten segeln nach Japan, um dort ihren Missionarskollegen Cristóvão Ferreira ausfindig zu machen, der Gerüchten zufolge der Apostasie verfallen sein soll. Die Reise entwickelt sich zum lebensgefährlichen Abenteuer, werden doch die Anhänger des Christentums von der Obrigkeit verfolgt, grausamst gefoltert und nicht selten mit dem Tode bestraft.
Sebastião Rodrigues und Francisco Garupe schlagen sich in dem fremden Land mühsam durch. Es glückt ihnen, mit Untergrundkatholiken Kontakt aufzunehmen. Bald wird Rodrigues entdeckt und dem Inquisitor Inoue ausgeliefert. Das Verhör wird zum Gedankenaustausch über Theologie auf höchstem Niveau. Inoue hört sich die Aussagen des Gefangenen interessiert an, ist jedoch unerbittlich: Die christliche Religion könne für die Völker des Abendlandes recht sein, für Japan sei sie jedoch «Gift». Er fordert Rodrigues auf, von seinem Glauben abzukehren. Der Geistliche weigert sich, was Gefängnis und Folter zur Folge hat. Hier tritt unversehens der vermisste Ferreira in Erscheinung. Er lebt in einem buddhistischen Kloster, lehrt Astronomie und schreibt ein Buch, das die Fehler des Christentums untersucht.
Martin Scorsese inszeniert den Zusammenstoß zweier gegensätzlicher Kulturen in überwältigenden Bildern. Kameramann Rodrigo Prieto bevorzugt eher kalte Farbtönungen, die das dramatische Geschehen unterstreichen, der Schönheit der Landschaften (Drehort: Taiwan) jedoch keinen Abbruch tun. Prieto fotografiert schöpferisch: Unvergesslich die Aufnahme des Schiffs aus der Vogelperspektive, wie es quasi durch die Wolken fährt. Plötzlich schwenkt die Kamera aufwärts und die Herrlichkeit des Meeres erscheint, von der Sonne warm angestrahlt, in ihrer ganzen Pracht. Während der großartigen Einstellung ist wohlgemerkt kein Schnitt zu erkennen!
Scorsese traf bei der Besetzung seine Wahl mit Sorgfalt. Selten sind Typologien und Charaktere so gut getroffen worden. Man glaubt jeder Figur ihr Handeln, sowohl den Haupt- als auch den Nebendarstellern. Der Film ist ein Meisterwerk, aber keine leichte Kost: Der in den Marterszenen angewandte Realismus etwa verlangt auch von dem hartgesottensten Kinogänger ein gutes Quantum an Durchhaltevermögen.
Kein Bonusmaterial!
«Silence», USA, Mexiko, Taiwan 2016. Regie: Martin Scorsese. Produktion: Martin Scorsese u.a. Drehbuch: Jay Cocks, Martin Scorsese. Musik: Kim Allen Kluge, Katherine Kluge. Kamera: Rodrigo Prieto. Schnitt: Thelma Schoonmaker. Mit: Andrew Garfield, Adam Driver, Tadanobu Asano, Liam Neeson, Ciarán Hinds u. a. Spieldauer: 161 Min.
Bild *****
Ton ***
Darbietung ****
Extras *