Mezzosopranistin Constanza Dörr im DCB
Die Mezzosopranistin Constanza Dörr gab ein Konzert mit Liedern von Clara Schumann und Jacques Offenbach im DCB. Sie wurde begleitet vom Pianisten Jaime Carter.
Welch freudige Überraschung bereitete uns unsere begabte Mezzosopranistin Constanza Dörr mit selten vorgetragenen Liedern von Clara Schumann und Arien von Jacques Offenbach. Es jährte sich der 200. Geburtstag von Clara Schumann (1819-1896) ebenso wie der von Jacques Offenbach (1819-1880 – siehe Seite 11).
Clara Schumann, geb. Wieck, stammte aus Leipzig, Jacques Offenbach aus Köln. Clara studierte unter strengster Aufsicht ihres Vaters, dem Klavierlehrer Friedrich Wieck. Robert, ihren späteren Mann, lernte sie als Klavierschüler ihres Vaters kennen. Vater Wieck erkannte sehr bald die außerordentliche Klavierbegabung seiner Tochter, doch bei der Absicht, sie zur Konzertpianistin auszubilden stand ihm Claras Liebe zu Robert tief im Wege. Daher bekämpfte er das Liebesverhältnis von Clara und Robert mit allen Mitteln. Dennoch gelang es diesen beiden ebenbürtigen Künstlermenschen dem heftigen Widerstand des Vaters zu entkommen, und es entstand eine ideale Lebensgemeinschaft der beiden Künstler, die in der Musikgeschichte kaum ihresgleichen kennt.
Clara konzertierte in ganz Deutschland, sehr oft in London wo sie sehr beliebt war, und selbst in Russland. Auf diese Weise trug sie in hohem Maße mit ihren Gagen zum Unterhalt der großen Familie bei. Auch widmete sie sich der Liedkomposition.
Constanza Dörr wusste aus der Schlichtheit dieser Lieder das Überzeugendste zu gestalten. Es sind geschmackvolle Kompositionen, auf Roberts Musik gestützt, jedoch entbehren sie der starken, gefühlvollen Romantik und Melodik der Lieder ihres Mannes.
Constanza bot uns drei Lieder von Clara: «Warum willst du and´re fragen» mit attraktiver Melodik, «Liebst du um Schönheit» und «Lorelei». Mit großem Feingefühl, vielseitiger stimmlicher Begabung und Ausdruckstalent wusste Constanza aus der Schlichtheit dieser Lieder das Reizvollste zu gestalten. Mitunter hätten wir uns ein stärker ausgedrücktes legato in der Phrasierung der Lieder gewünscht.
Die Begleitung des Pianisten Jaime Carter ist zu beglückwünschen, handelte es sich in diesem Programm von Musikstücken, deren Stil und Temperament zum Teil für unsere Musiker ziemlich fremd sind, vor allem in den Operettenchansons. Jaime Carter gelang es ausgezeichnet, sich diesen Neuheiten anzupassen, mit treffendem touché und Lautstärke. Diese wäre vielleicht vorübergehend etwas zu verringern gewesen, vor allem in einem kleinen Konzertsaal, wie es in diesem Falle der Saal unseres Deutsch- Chilenischen Bundes ist. Jedoch, alles in allem ein ausgesprochener Genuss!
Es folgte im Offenbach-Programm eine Auslese von Chansons aus seinen wohl mehr als 80 Operettenkompositionen. Daraus interpretierte Constanza Dörr drei «Mousiquettes», – Chansons seiner aggressiv-kecken und zugleich tänzerischen Melodien. Die Instrumentierung dieser Chansons ist bezaubernd: «Die Anrufung der Venus», «Dis lui», «C´est l´amour vainqueur».
Das Publikum genoss begeistert die ansteckenden Rhythmen und vor allem die «Barcarola» als Schlusslied, ihre ansteckende Melodie, wohl eine der bekanntesten aus Offenbachs großer Oper «Hoffmanns Erzählungen». Bei diesem Musikstück wirkte die Sopranistin Sophie Delhay im Duett mit Constanza mit, in sehr gelungenem Zusammenspiel. Ein schöner Ausklang dieser sehr erfreulichen und originellen abendlichen Darbietung.