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Kann man auch zwei Heimaten haben?

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Leseclub des Goethe-Instituts sprach über «Bella Germania»

Leseclub Goethe-Institut Santiago de Chile
Die Teilnehmer des Leseclubs im April: Luis Lorca, Mariana Ivanschitz, Melissa Valenzuela, Paula Araya, Raúl Galleguillos, Carla Tapia und die Praktikantin der Bibliothek und Moderatorin des Treffens, Teresa Glas. Foto: Maria-José Martinez Klein, Goethe-Institut

Jeden zweiten Dienstag des Monats trifft sich der Leseclub des Goethe-Instituts Santiago in der Bibliothek. Die Instanz wird vorwiegend von Chilenen genutzt, die ihre Deutschkenntnisse pflegen oder verbessern wollen. Für einige eine große Herausforderung.

Von Petra Wilken

Raúl Galleguillos formuliert langsam seine deutschen Sätze, sucht nach Worten, aber er gibt nicht auf und fällt nicht ins Spanische. Die anderen am Tisch in der Bibliothek hören ihm aufmerksam zu. Es geht um Migration, Diskrimination und Heimat. Im Zentrum des Tisches liegt das Buch «Bella Germania» von Daniel Speck, ein ziemlich dicker Wälzer. Die deutsch-italienische Familiengeschichte in drei Generationen stand nach ihrem Erscheinen 2016 längere Zeit auf der Bestsellerliste. Ein Roman großer Gefühle, der sich gut lesen lässt.

Carla Tapia und Mariana Ivanschitz hat er gefallen. Sie sind die beiden einzigen am Tisch, die ihn gelesen haben. Bei den anderen Teilnehmern an diesem Treffen des Leseclubs reichen die deutschen Sprachkenntnisse noch nicht aus. Aber sie sind dennoch gekommen, da ihnen die Möglichkeit gefällt, frei zu sprechen und sich mit anderen auf ähnlichem Sprachniveau auszutauschen.

Fans des Leseclubs diskutieren über Heimat

Teresa Glas, deutsche Praktikantin in der Bibliothek des Goethe, hat Themen für das Gespräch vorbereitet, die es allen ermöglicht, auch ohne das Buch gelesen zu haben, daran teilzunehmen. «Das Wort Heimat gibt es nur auf Deutsch und nur im Singular. Oder kann man auch zwei Heimaten haben?» fragt sie. Carla Tapia hat 15 Jahre in Ostfriesland gelebt. Auch wenn sie einen deutschen Pass habe und sich dort sehr wohl gefühlt habe, sei das nicht ihre Heimat geworden. Heimat sei für sie aber auch nicht Chile, sondern vielmehr der kleine Ort Morza bei Curicó, in dem sie aufgewachsen ist. 

Mariana Ivanschitz, die ebenfalls deutsche Vorfahren hat, glaubt, dass Traditionen erhalten bleiben. «Ich habe das Gefühl, dass viele Personen mit deutschen Vorfahren wieder Deutsch lernen», meint sie. Bei ihr jedenfalls ist das so. Sie gehört mit Teresa zu den beiden treuesten Fans des Leseclubs. Die anderen Teilnehmer kommen und gehen, aber das ist für das Goethe kein Problem. Es hält die kostenfreien Treffen seit längerem aufrecht, auch wenn sich nur um die sechs Personen treffen, so wie es beim April-Termin der Fall gewesen ist. Weitere Teilnehmer sind jederzeit willkommen. Die Methodik der Bibliotheks-Mitarbeiter ermöglicht es, auch ohne das jeweilige Buch gelesen zu haben, an den Gesprächen teilnehmen zu können. 

Leseclub mit eigener Whatsapp-Gruppe

Beim nächsten Treffen am 7. Mai wird die Gewinnern der Leipziger Buchmesse, Anke Stelling, vorgestellt. Ihr Roman «Schäfchen im Trockenen» steht in der Onleihe, aber auch als Printcopy in der Bibliothek zur Verfügung. Am 11. Juni steht das Buch «Mittagsstunde» von Dörte Hansen auf dem Programm, am 9. Juli «Leere Herzen» von Juli Zeh und am 13. August «Transit» von Anna Seghers. Grundsätzlich werden meistens Neuerscheinungen der deutschen Literaturszene gelesen, aber hin und wieder stehen auch Klassiker auf dem Programm.

Das Team der Bibliothek steht Interessenten für die Beratung zur Verfügung. Der Leseclub hat zudem eine eigene WhatsApp Gruppe gegründet. Wer möchte, kann sich in dieser Gruppe unter der E-Mail: bibliothek-gichile@goethe.de mit Angabe seiner Mobilfunknummer anmelden. Die Ansprechpartner sind Alexander H.T. Schultheis und Maria-José Martinez Klein.

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