Interview mit dem deutschen Unternehmensberater Dr. Alexander Paufler

Der deutsche Unternehmensberater Dr. Alexander Paufler zeigt Managern, wie sie kreativer werden können, um Innovationen in ihren Firmen voranzubringen. Dazu hat er jetzt ein neues Buch herausgegeben und ein Kartenspiel entwickelt.
Seinen Wissensschatz hat Alexander Paufler in Management-Positionen bei Price Waterhouse und KPMG gesammelt. Beruflich unterwegs war er unter anderem in den USA, Japan und China. Anlässlich eines Chile-Besuchs gab die Deutsche Botschaft einen Empfang (siehe S. 5).Cóndor-Redaktionsleiterin Petra Wilken fragte ihn nach seinen Erfahrungen und Tipps.
Wie drückt sich Kreativität aus, die die Wirtschaft für Innovationen benötigt?
Die Altersstruktur der Umsätze ist ein Spiegel der gelebten Kreativität des Unternehmens. Ein sogenanntes Kreativitäts-Audit (Revision) gibt schnell Antwort auf die Frage. Das kann vom Controller der Unternehmung mit der Gewinn- und Verlustrechnung und durch Fragen an die Entwicklungsabteilung ermittelt werden. Zum Beispiel: Wieviel Prozent der Umsatzerlöse kommen von Produkten, die nicht älter als zwei Jahre sind? Kommen die Umsätze von alten Erfindungen, sollte man sich ernsthafte Gedanken machen und fragen: Wie steht das Unternehmen mit dieser Produkt- oder Servicestruktur im Wettbewerb? Eine Frischzellenkur mit neuen Ideen ist angebracht. Andere wichtige Auditfragen sind: Fördert das Topmanagement Ideenvorschläge aktiv? Gibt es ein betriebliches Vorschlagswesen und ausreichend Budget für die Ideenumsetzung?
Was bringen Sie Managern bei?
Ich stelle unter anderem in Workshops die sechs Quellen für Kreativität und Innovation vor. Diese sind Grundausbildung und lebenslanges Lernen, Denkstrategien, Denktaktiken, fünf Angewohnheiten von Erfindern, Überzeugungskunst und Gehirnausrichtung (Fokus/kein Fokus). Die Manager müssen insbesondere wissen, was Ideen zerstört oder erst gar nicht aufkommen lässt wie zum Beispiel Stress. Stressmanagement ist eine notwendige Grundlage, um kreative Ideen zu erhalten und in Innovation umzusetzen.
Sollten wir alle mehr spielen?
Ja, auf jeden Fall. Wir alle haben das kreative Spiel als Kinder ganz natürlich beherrscht und dann vernachlässigt, oder es wurde uns in der formellen Ausbildung „entlernt“. Eine Harvard-Studie zeigte, dass Erfinder fünf einfache Verhalten ganz routinemäßig praktizieren: Sie fragen, beobachten, experimentieren (was dem Spiel entspricht), netzwerken und assoziieren. Dadurch lernen sie und verknüpfen die Nervenzellen im Gehirn. Ich habe durch langjährige Beschäftigung mit dem Thema jetzt ein Kartenspiel zum Erlernen des kreativen Lernprozesses erfunden. Derzeit teste ich dieses Spiel mit rund einhundert Karten an der Psychologischen Hochschule Berlin. Im Grunde ist es ein Spiel ohne klare Regeln, was dem Prozess im Gehirn entspricht. Das Spiel macht Spaß und motiviert. Das war letztlich mein Interesse als Führungskraft: eine engagierte Mannschaft zu rekrutieren, zu schulen und im Unternehmen zu halten.
Alexander Paufler: Führung – Kreativität – Innovation. Ein Leitfaden mit Denkstrategien und Denktaktiken für innovative Köpfe, ISBN 978-3-658-09914-5, SpringerGabler 2019, ISBN 978-3-658-09915-2, eBook 2019