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viernes, 17. mayo 2024
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Vor 500 Jahren wurde Katharina von Medici geboren

Frankreichs «schwarze Königin»

Katharina von Medici wurde am 13. Abril 1519 als Tochter einer der einflussreichsten Familien der Renaissance in Florenz geboren. Als regierende katholische Königinmutter von Frankreich hatte sie die politischen Zügel in der Hand. Das Massaker der Bartholomäusnacht, bei dem Tausende von Hugenotten zu Tode kamen, wird ihr zugeschrieben.
Katharina von Medici
(1519 – 1589). Während ihrer Regierungszeit kam es in Frankreich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Hugenotten. Die katholische Königinmutter versuchte die Macht der Krone zu sichern.

Katharina von Medici wurde am 13. Abril 1519 als Tochter einer der einflussreichsten Familien der Renaissance in Florenz geboren. Als regierende katholische Königinmutter von Frankreich hatte sie die politischen Zügel in der Hand. Das Massaker der Bartholomäusnacht, bei dem Tausende von Hugenotten zu Tode kamen, wird ihr zugeschrieben.

Von Peter Downes

Katherina von Medici entstammte einer der einflussreichsten Familien der Renaissance. Seit Lorenzo dem Prächtigen (1149-1492) war diese Florentiner Familie zu einem Global Player auf dem europäischen Paket aufgestiegen. Im Bankenwesen, Handel und als Kunstmäzene tätig, waren die Medici auch Geldgeber für Päpste und Könige. Bereits unter Cosimo (1389-1464) erlangte die Familie die Herrschaft über die Handelstätigkeiten von Florenz. Die Medici kennzeichnen eine neue Epoche, in der erworbener Reichtum aufstrebende Bürger «adelte». Ihre Macht war ihnen nicht in die Wiege gelegt worden, sondern das Resultat klugen und geschickten Taktierens und eines effizienten Geschäftssinns. Als Mäzene der großen Künstler ihrer Zeit, eines Michelangelo und Leonardo Da Vinci unter anderen, schufen sie sich sogleich ein wirksames Propagandamittel, so dass ihr Einfluss weit über Florenz hinausreichte.

Heinrich II. von Frankreich
(1519 – 1559) wurde als 14-Jähriger mit Katharina von Medici verheiratet. Er hatte jedoch wenig Interesse an ihr und nahm sich bald Geliebte.
Heinrich II. von Frankreich
(1519 – 1559) wurde als 14-Jähriger mit Katharina von Medici verheiratet. Er hatte jedoch wenig Interesse an ihr und nahm sich bald Geliebte.

Katharina Maria Romola di Lorenzo de Medici

Katharina wurde vor 500 Jahren, am 13. April 1519, in Florenz geboren. Ihr voller Name lautet Katharina Maria Romola di Lorenzo de Medici. Ihr Vater Lorenzo, ein Enkel des «Prächtigen», war Herzog von Ubino und Herr über Florenz. Ihre Mutter war die Französin Madeleine, Verwandte des französischen Königshauses. Kurz nach ihrer Geburt starb Katharinas Mutter und im selben Jahr ihr Vater. So kam das Waisenkind in die Obhut ihrer Großmutter väterlicherseits, Alfonsina Orsini, und ihres Cousins Guilio de Medici, der die politische Position Lorenzos erbte.

Vortrag im DCB
 
Der Autor Peter Downes lädt am Mittwoch, den 17. April, um 19 Uhr im DCB zum Vortrag ein: Catalina de Médici: la reina «negra» católica de Francia. (A los 500 años de su nacimiento; 13 de abril de 1519).

Der französischen König Franz wollte Katharina an seinen Hof bringen lassen, wurde jedoch durch Giulio, der 1523 zum Papst gewählt wurde, davon abgehalten. Dieser nannte sich nun Klemens VII. und suchte eine Allianz mit Spanien.

Mit den Umwälzungen in Florenz verloren die Medici 1527 ihre Herrschaft in der Stadt, und Katherina wurde in die Gewalttätigkeiten hineingezogen. Zu ihrem Schutz wurde sie in verschiedenen Konventen untergebracht. 1530 holte sie dann ihr päpstlicher Cousin nach Rom. Inwieweit sie dort eine schulische Erziehung erhielt, bleibt ungeklärt. Vielleicht hatte sie aber Zugang zur vatikanischen Bibliothek. Zumindest hatte sie eine Gouvernante, die sie 1532 zurück nach Florenz begleitete. Katharina zeigte zudem eine Begeisterung für Literatur und Wissenschaften.

Objekt familiärer Machtambitionen

Sie wurde nun zum politischen Spielball ihres Cousins. So suchte Papst Klemens VII. nun eine gute Partie für seine Cousine, um seinen Einfluss in Europa auszubauen. Verschiedene potenzielle Ehemänner wurden erwogen, etwa James V. von Schottland, der Herzog Heinrich von Richmond – ein unehelicher Sohn des englischen Königs Heinrichs VIII. – und Francesco Sforza, Herzog von Mailand. Aber auch Franz I. von Frankreich brachte seinen jüngeren Sohn, Heinrich, den Herzog von Orleans, ins Rennen.   

Diane de Poitiers (1499 – 1566) war die langjährige Geliebte und Vertraute König Heinrichs II. von Frankreich.

Diese Kandidatenliste zeigt, wie bedeutend sich die Medicis betrachteten. Die Zeiten hatten sich gewandelt, nun wurden auch wohlhabende und mächtige Familien für die Fürsten- und Königsfamilien als politische Verbündete interessant. Katharina selbst wurde nicht bei der Auswahl ihres zukünftigen Gatten konsultiert, sie wurde lediglich als ein politisches «Handelsobjekt» zur Allianz- und Interessenssicherung der Medicis und der europäischen Machthaber eingesetzt.

Die Entscheidung fiel am Ende zugunsten Frankreichs. Am 28. Oktober wurde die 14-jährige Katharina mit dem ebenso alten Heinrich von Orleans vermählt. Aufgrund der vielen Reisen der Krone, war das junge Paar in ihren ersten Ehejahren oft voneinander getrennt. Problematischer aber erwies sich das fehlende Interesse des Bräutigams an seiner Frau. Heinrich nahm sich bereits im ersten Ehejahr Geliebte, worunter die Beziehung zu Diane de Poitiers dauerhafter war. Aus einer dieser Beziehungen stammte dann 1537 ein erstes Kind. Katherina aber hatte bis 1544 keine Kinder gezeugt. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes, Franz, kamen dann noch neun weitere Kinder zur Welt, von denen aber nur sechs das Kindesalter überlebten. Trotz dieser zahlreichen Kinder, blühte die Ehe nicht auf. Heinrich bevorzugte seine Langzeitgeliebte Diane de Poitiers und übertrug ihr zudem mehr Einfluss als seiner Frau. Katherina musste sich daher mit dem Status der Prinzenkonsorte abfinden.

Regierende Königinmutter von Frankreich

Als 1536 Heinrichs älterer Bruder verstarb, kam ihm nun die Stellung des Dauphins, also des designierten Nachfolgers der Krone, zu. Als dann sein Vater Franz I. am 31. März 1547 starb, wurde Heinrich sein Nachfolger und Katharina stieg als Königinkonsorte auf. Außer dem neuen Titel bedeutete es aber für Katharina keine Veränderung ihres Einflusses. Sie blieb von allen politischen Entscheidungen marginalisiert.

Ihr Randdasein am französischen Königshof fand ein Ende, als ihr Mann bei einem Turnier im Juli 1559 einen tödlichen Unfall erlitt. Nun folgte ihr gemeinsamer Sohn Franz II. auf den Thorn. Obwohl der junge Mann mit 15 durchaus regierungsfähig war, wurde Katharina die entscheidende Stütze in der Regierung Frankreichs.

Die Rolle Katharinas wurde noch entscheidender, als der junge König im Jahre 1560 erkrankte und starb. Nun wurde sein Bruder, Karl IX., mit nur neun Jahren sein Nachfolger. Katharina wurde als Königinmutter nun zur Regentin Frankreichs. Ihr Einfluss blieb noch lange bestehen, auch nachdem ihr Sohn die Regierung selbst übernahm. Sie regelte nun selbst auch dynastische Ehen, wurde somit zu einer Akteurin in der politischen Allianzenschmiede. So wurden ihre Kinder zu einem Faktor in den politischen Konstellationen. Diese strategischen Verbindungen wurden dann auch während der Zeit Heinrichs III. fortgeführt, der 1574 seinem Bruder auf den Thron folgte.

Konflikt zwischen Katholiken und Hugenotten

In der Position als Königinmutter behielt sie die politischen Zügel in der Hand und dirigierte die wichtigsten Entscheidungen der Krone. In ihrer Regierungszeit befand sich Frankreich in inneren Spannungen, die zu religiösen Gewaltauseinandersetzungen führten. Die reformerischen Ideen Luthers und Calvins drangen nach Frankreich ein, so dass die katholische Königinmutter durch Lavieren und Vermittlung versuchen musste die Macht der Krone zu sichern. Die Protestanten (Hugenotten) gewannen jedoch immer mehr Anhänger, so dass die Krone sich genötigt sah, hier einzuschreiten. Zunächst versuchte Katharina 1561 die Führer der Katholiken und Hugenotten zu Gesprächen in Poissy zu bewegen, in der Hoffnung sie zu versöhnen. Diese Bemühungen scheiterten jedoch. Ein Jahr später sollte das Toleranzedikt von Saint-Germain-en-Laye eine Lösung bringen, aber ein Massaker, den der Herzog von Guise nur einen Monat nach Vertragsabschluss an den Hugenotten verübte, entzündete einen Religionskrieg. Immer wieder wurden neue Friedensverhandlungen angestrebt, aber man kam letzten Endes nicht zu einem dauerhaften Abkommen.

Das Massaker der Bartholomäusnacht

Katherina setzte sogar auf die Karte der Heiratspolitik zur Lösung des Konfliktes, indem sie ihre Tochter Marguerite mit dem Hugenotten Heinrich von Navarra vermählen wollte. Als aber nach der Verlobung, die Mutter Heinrichs, Jeanne d`Albret, auf mysteriöser Weise verstarb, gaben die Hugenotten Katherina die Schuld an deren Tod. Als dann nach der Hochzeitsfeier im August dann auch noch der hugenottische Führer, Admiral Coligny, ermordet wurde, brachen die Spannungen vollends durch. Karl IX wollte einem hugenottischen Aufstand zuvorkommen, indem er seine Truppen zu einem Erstschlag beauftragte. Die Folge war die «Blutnacht» am Feste des Heiligen Bartholomäus (vom 23. auf den 24. August 1572), ein Massaker an den Hugenotten, dem allein in Paris etwa 3.000 und auf dem Land mehr als 10.000 zum Opfer fielen. Inwieweit Katharina direkt an diesen Entscheidungen beteiligt war, ist nicht eindeutig geklärt, obwohl sie ansonsten bei politischen Entscheidungen ihres Königsohnes durchaus dominierend war.

Massaker der Bartholomäusnacht 
Am Fest des Heiligen Bartholomäus kam es 1572 zu einem Massaker, dem in Paris etwa 3.000 und auf dem Land mehr als 10.000 Hugenotten zum Opfer fielen.
Massaker der Bartholomäusnacht
Am Fest des Heiligen Bartholomäus kam es 1572 zu einem Massaker, dem in Paris etwa 3.000 und auf dem Land mehr als 10.000 Hugenotten zum Opfer fielen.

War diese Gewalttat dann die Konsequenz einer ansonsten fehlschlagenden Religionspolitik, also ein letzter Versuch die Macht zu bewahren? In der protestantischen Geschichtsschreibung wurde Katherina als «schwarze» Königin gebrandmarkt.

Die Mäzenin in der Tradition der Medicis

Ganz in der Tradition ihrer Vorfahren, hat sich auch Katherina als Kunstförderin betätigt. Als eine «Tochter der Renaissance» besaß sie eine große Privatsammlung an Gemälden, förderte zudem Theater-, Tanz- und Musikaufführungen. Die Kunst war einerseits ihre persönliche Vorliebe, diente aber zugleich auch als Propagandamittel:  eine Imagepflege und Selbstdarstellung im Wettstreit der mächtigen europäischen Familien und Königshäuser. Das Unterhaltungsprogramm sollte zudem die französischen Adligen von Konflikten untereinander abhalten. Sie förderte auch die Architektur und ließ Denkmäler zur Erinnerung ihres verstorbenen Ehemannes bauen. So wurde sie von ihren Zeitgenossen mit der griechischen Königin von Karien, Arthemesia, verglichen, die, wie sie, ihrem verstorbenen Gatten ein Mausoleum bauen ließ.  

Machtvolle Frau am Anfang der Neuzeit

Am Ende der 1580er Jahre verlor sie den Einfluss auf die Entscheidungen ihres Sohnes auch aufgrund einer Erkrankung. Die gewalttätige Politik Heinrichs III., die auch zur Ermordung des Herzogs von Guise beitrug, verstärkten die Gegensätze zwischen Mutter und Sohn. Am 5. Januar verstarb Katharina vermutlich an einer Lungenentzündung. Sie wurde zunächst in Blois beigesetzt, da Paris bei ihrem Tod nicht von der Krone kontrolliert wurde, konnte später aber nach St. Denis überführt werden, wo sie dann neben ihren Gatten bestattet wurde. 

Katharina war zweifelsohne eine machtvolle Herrscherin, was ihre Gegner kritisierten. Aus Sicht der Hugenotten war sie eine bösartige Italienerin, ja sogar eine blutrünstige Hexe. Hier fielen sicherlich fremdenfeindliche und frauenfeindliche Vorurteile mit den religiösen Konflikten zusammen. Ein Thema, dass bis heute nicht an Aktualität verloren hat.

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