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lunes, 9. diciembre 2024
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Lernen ab dem ersten Lebensjahr

Experten-Vortrag über frühkindliche Bildung am LBI

Eröffnung des akademischen Jahres am Seminar für deutschsprachige Pädagogik der Universität Talca: Die neuen Studenten mit Direktor Dr. Jochen Fritz und der akademischen Leiterin Angelika Fraitzl. Foto: Petra Wilken

Moderat bis mittelmäßig: Kindergärten in Deutschland erhalten keine guten Noten. Die Qualität soll nun bedeutend verbessert werden. Auf Einladung des Seminars für deutschsprachige Pädagogik der Universität Talca (früher LBI) stellte eine Expertin die Situation der frühkindlichen Bildung vor.

Von Petra Wilken

Wer meint, dass Deutschland in Bezug auf die Bildung von Kindern im Vorschulalter Ländern wie Chile voraus sein müsste, irrt vermutlich. Im Land von Friedrich Fröbel, dem Begründer des Kindergartens, besteht Nachholbedarf. «Die Qualität der frühkindlichen Bildung muss dringend weiter verbessert werden», erklärte Prof. Dr. Jeanette Roos von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Das Seminar für deutschsprachige Pädagogik der Universität Talca, wie das Lehrerbildungsinstitut LBI jetzt offiziell heißt, hatte die Professorin für Entwicklungspsychologie am Montag zu einem Vortrag zum feierlichen Auftakt des Studienjahres eingeladen.

Spätestens seit dem schlechten Abschließen bei den Pisa-Studien ist es in Deutschland zum Umdenken gekommen: Kindergärten sollen nicht mehr nur Betreuungseinrichtungen sein, sondern auch Bildungsstätten. Lernen beginnt für die Politik nun mit den ersten Lebensmonaten und nicht mehr ab dem schulpflichtigen Alter mit sechs Jahren. Mit dieser Einstellung wird nun dem Beispiel anderer Länder gefolgt, die Deutschland in Bezug auf die Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf um einiges voraus sind. Dazu gehören vor allem die skandinavischen Länder.

Der Bund investiert 5,5 Milliarden Euro in bessere Kitas

«In Deutschland waren die Maßnahmen primär auf Geldleistungen ausgerichtet. Gleichzeitig herrschte ein Bild der traditionellen Rollenverteilung vor», so Jeanette Roos. Das Problem der ausreichenden Versorgung mit Plätzen ist laut Roos inzwischen gelöst. 94 Prozent aller Kinder zwischen drei und sechs Jahren besuchen heute eine Kita. Seit 2013 ist der gesetzliche Anspruch auf einen Platz auf Kinder ab dem 1. Jahr erweitert worden. Damit sie nicht nur spielen, sondern auch lernen, ist im Januar 2019 das Gute-KiTa-Gesetz in Kraft getreten, mit dem der Bund 5,5 Milliarden Euro in die Verbesserung der Qualität der Kindergärten investiert. Gleichzeitig haben alle 16 Bundesländer ihre Bildungsziele für die Einrichtungen festgelegt, mit denen die Entwicklungs- und Lernchancen im frühesten Alter angehoben werden sollen.

Um dem Anspruch an die frühkindliche Bildung gerecht zu werden, ist gleichzeitig eine Diskussion um die Professionalisierung entstanden. Für die Verfechter der Elementarbildung reicht das in Deutschland übliche Fachschul-Niveau der Erzieherinnen nicht mehr aus. Bislang hat 70 bis 80 Prozent des Personals in den Kitas einen Fachschulabschluss. Inzwischen sind Bachelorstudiengänge eingerichtet worden. Doch ihre Abgänger machen erst rund sieben Prozent der Betreuerinnen in den Kitas aus. «Im Moment ist die Akademisierung nicht zu leisten», meint Jeanette Roos. Auch wenn die Erwartungen der Eltern an die Kindergärten heute hoch seien und sie zunehmend eine individuelle Beratung für die Lernförderung ihrer Kinder erwarteten.

Bund verspricht Quantität und Qualität

Der Bund verspricht den Eltern nun beides: Quantität und Qualität. Immerhin nimmt er dabei alle mit ins Boot: Das neue Gesetz garantiert Eltern, die Kinderzuschlag oder Wohngeld erhalten, künftig nicht für die Kitaplätze bezahlen zu müssen. 1,2 Millionen Kinder sollen nach Angaben des Bundesfamilienministeriums mit kostenlosen Plätzen versorgt werden.

In Chile hat das ehemalige LBI den Anspruch an die Akademisierung der Erzieherausbildung durch die Angliederung an die Universität Talca bereits realisiert. 13 neue Studenten zählt nun der Campus Santiago, wie das ehemalige LBI auch bezeichnet wird. Sie werden zu Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen und Oberstufenlehrerinnen für Deutsch ausgebildet. Diesmal sind vier Männer dabei. Die andere Neuheit: Sechs der 13 Studienanfänger beginnen ohne deutsche Vorkenntnisse. Ein Intensivkurs des Goethe-Instituts hilft bei der Nivellierung der zukünftigen Fachkräfte an den deutschen Kitas und Schulen in Chile.

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