Pfarrer der
deutsch-katholische Gemeinde Sankt Michael verstarb am 13. Februar 2019

Von Silvia Kählert
Mit Leib und Seele Pfarrer und Lehrer – das war Pater Bruno Romahn für seine deutsch-katholische Gemeinde Sankt Michael und seine Schüler an vielen deutschen Schulen in Chile. Mit 91 Jahren ist er am 13. Februar 2019 in der Priesterresidenz der Kongregation Verbo Divino in Santiago gestorben.
Grundlage für die Liebe zu seiner Arbeit war sicherlich sein unerschütterlicher Glaube. Er wurde 1927 als eines von fünf Kindern einer sehr gläubigen katholischen Familie in Heilsberg im Ermland in Ostpreussen geboren. Den ostpreussischen Dialekt verlor er nie, und dieser färbte sogar später sein Spanisch.
Der Zweite Weltkrieg veränderte sein Leben von Grund auf. Mit 16 Jahren wurde er 1943 zum Arbeitsdienst, später als Soldat eingezogen. Zwei Brüder, der Vater und viele Verwandte starben im Krieg. Die Schwestern und die Mutter wurden beim Einmarsch der Russen misshandelt, flüchteten schließlich nach Bingen am Rhein.
Die Verluste bedeuteten für den Ostpreussen nicht die Abkehr vom Glauben, sondern genau das Gegenteil: Sie bestärkten ihn, sich als Priester und Missionar berufen zu fühlen. 1951 wurde der 24-jährige in Sankt Augustin bei Bonn zum Priester geweiht und meldete sich für Chile.
Im Jahr 1952 begann sein Philosphie- und Deutschstudium an der Universidad Católica, das er mit besten Noten als Lehrer abschloss. Die Padres schickten ihn anfangs zu den Fußballspielen von Colo-Colo in der Meinung, es helfe beim Verbessern der Sprachkenntnisse. Spanisch lernte er dabei weniger – dafür wurde er ein großer Anhänger der Católica. Pater Romahn war sein Leben lang ein leidenschaftlicher Fußballfan. Schlecht gelaunt war er selten. Allerdings konnte er, wenn einer seiner favorisierten Clubs, dazu gehörte auch Bayern München, verlor, auch mal kurz angebunden reagieren.
Als der Pfarrer im Colegio del Verbo Divino zu unterrichten begann, schloss er mit den Schülern einen Vertrag: Sie verbessern sein Spanisch, er bringt ihnen Geschichte bei. Lebenslange Freundschaften begann der angesehene Pädagoge dann vor allem ein Jahr später im Liceo Alemán in Santiago mit vielen Schülern zu schließen. Das Arbeitspensum war riesig: 30 Unterrichtsstunden in Religion und Geschichte pro Woche und nebenbei war er Inspektor. «Streng, aber gerecht» erlebten ihn seine Schützlinge.
Ab 1978 leitete er das Liceo Alemán von Los Ángeles. Tatkräftig und entschieden ging er auch diese Aufgabe, den Aufbau der Schule, an. Wenn es keine finanziellen Mittel gab, war sich der kreative Priester nicht zu schade, Bingos zu organisieren. Bald gehörte die Schule zu den besten Chiles. Dafür erhielt Pater Bruno Romahn 2001 den Orden al Mérito Docente y Cultural «Gabriela Mistral».
1988 startete der Priester eine weitere Laufbahn: Mit 61 Jahren übernahm er die deutsche katholische Pfarrei Sankt Michael in der Avenida Salvador in Santiago. Rund 30 Jahre lang betreute Pater Bruno voller Enthusiasmus seine Gemeinde. Gleichzeitig war er Mitglied im Vorstand, Pfarrer und Lehrer der Sankt-Thomas-Morus-Schule.
Jeden Monat schrieb der arbeitsame und energische Mann den Pfarrbrief, kommentierte auch gerne aktuelle Themen. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund, genauso wenig wie bei seinen Predigten. Diese sind heute noch legendär: Die Gläubigen lauschten andächtig, wenn er plastisch das Evangelium mit selbst erlebten Situationen erklärte. Sein gutes Gedächtnis kam ihm zur Hilfe, wenn ihm spontan einfiel, diesem oder jenem zum Geburtstag oder Hochzeitstag zu gratulieren.
Die Leidenschaft, mit der er für die Menschen da war, hatte auch Monsignore Peter Lang erstaunt. Der Leiter des Katholischen Auslandssekretariats in Bonn nannte ihn in seinem Kondolenzbrief an Sankt Michael den «Guten Hirten».