Trekking vom Deutschen Andenverein (DAV) Santiago
Nur vier Autostunden entfernt von Santiago laden die Lagune Teno und der Vulkan Planchón zum Wandern ein. Die Umgebung erinnert an die Torres del Paine in Patagonien.
Von Arne Dettmann
Von Santiago aus kommend biegen wir nach San Fernando, aber noch kurz vor Curicó in Richtung Kordilleren ab (ruta J-55), durchqueren den kleinen Ort Los Queñes, immer am Fluss Teno entlang bis hin zum Grenzübergang Vergara. Ist dieser offen, so kann man auf argentinischer Seite noch ein Stück weiterfahren und von dort aus zu Fuß den Vulkan Planchón besteigen. Aber diese Abkürzung beraubt einem die wunderschöne Wanderung an der Lagune Teno.
Eine historische Anekdote am Rande: An dieser Stelle marschierte der chilenische Offizier Ramón Freire mit einem Trupp der Befreiungsarmee «Ejército Libertador de los Andes» nach Chile und nahm im Unabhängigkeitskampf die Stadt Talca ein. Freire war von 1823 bis 1826 Director Supremo und 1827 Staatspräsident von Chile.
Wir fahren also kurz vor dem Paso Vergara rechts auf einen holprigen Weg, der schließlich an besagter Lagune endet. Hier steht noch eine verlassene Bunker-Unterkunft der Arbeiter, die einst eine Schleuse errichteten, um die Wasserzufuhr zum Río Malo zu regulieren. Der Blick auf den Vulkan ist überwältigend.
Auf den Spuren des deutschen Geologen Rudolf Hauthal
Der Planchón ist Teil einer langen Vulkankette, die sich in südlicher Richtung mit dem Peteroa und Azufre erstreckt. Alle drei Berge wurden 1897 von dem deutschen Geologen Rudolf Hauthal (geboren 1854 in Hamburg, gestorben 1928 in Hildesheim) bestiegen. Der Deutsche wurde 1890 Direktor des neu gegründeten Museums von La Plata in der Provinz Buenos Aires und 1896 Professor für Geologie an der Universität von La Plata. Seine Forschungsreisen führten ihn in die Anden von Argentinien, Chile, Peru und Bolivien.
Der Verbund Planchón-Peteroa-Azufré entstand laut Angaben des Bergsteigerforums Andeshandbook vor einer Million Jahren. Vulkan-Ausbrüche wurden zuletzt 1837 und 1991 registriert. Und auch jetzt steigt aus Krater und Caldera ein dunkles Gemisch aus Gasen, Wasserdampf und Asche gen Himmel. «Alerta amarilla» – Warnstufe Gelb – hat die chilenische Behörde Onemi ausgerufen.
Schnee, Eis und ein sehr heftiger Wind
Am östlichen Ufer marschieren wir nun rund fünf Kilometer in Richtung Vulkan. Zur rechten Hand erblicken wir weiße Flächen in den Bergen, sogar in die Lagune hinein scheinen kleinere Gletscher oder zumindest Schneemassen zu kalben. Die ganze Umgebung erinnert irgendwie an den chilenischen Nationalpark Torres del Paine in Patagonien.
An den Hängen des Vulkans angekommen steigen wir weiter aufwärts zu einer eisernen Grenzmarkierung auf 2.960 Meter Höhe. Hier wollen wir – Alejandro Lifschitz, Daniel Ibáñez und der Autor dieser Zeilen, alle Mitglieder des Deutschen Andenvereins (DAV) Santiago – eigentlich das Zelt aufstellen, um am nächsten Tag den Gipfel (3.977 m) anzugehen. Doch der Wind weht so heftig und haut uns sogar mit den schweren Rucksäcken auf den Rücken fast um. Keine Alternative: absteigen ist angesagt. Und leider bessert sich das Wetter auch am nächsten Tag nicht.
Dennoch hat sich der Ausflug gelohnt. Am Rande der Lagune lässt sich auf einer Wiese hervorragend zelten, hier und da plätschern kleine Gebirgsbäche für die Wasserversorgung. Nur der Wind ruckt und zuckt nachts an den Zeltplanen – Patagonien lässt sich ganz nah bei Santiago erleben.