Freunde, Familie, Gemeinschaft – und Meditation
Was macht uns glücklich? Der bekannte Ökonom Klaus Schmidt-Hebbel widmete sich am Dienstagabend im Club Manquehue dieser kniffligen Frage.
Von Arne Dettmann
Der Begründer des Buddhismus, der Inder Siddhartha Gautama, suchte schon 2.500 Jahre vor unserer Zeit danach; der griechische Philosoph der Antike, Aristoteles, bezeichnete es gar als Eudaimonie, was so viel wie eine gelungene Lebensführung und einen ausgeglichenen Gemütszustand bedeutet. Und der US-amerikanisch-israelische Dozent an der Harvard University, Tal Ben Shahar, hat darüber als Psychologe umfangreiche Forschungen unternommen. Sein Fazit: Man könne nicht nur als Hedonist und Spaßvogel durchs Leben gehen, sondern brauche auch einen Sinn. Und der Sinn des Lebens, so der Dalai Lama, sei glücklich zu sein. Doch wie schaffen wir das?
Rahmenbedingung für Glück und Entwicklung
Dieser alten und doch immer wieder neuen Frage ging Klaus Schmidt-Hebbel am Dienstagabend vor hunderten Gästen im Club Manquehue nach. Dabei zeigte der Wirtschaftsexperte mit vielen Grafiken auf, dass persönliche Entwicklung und Glücklichsein nicht nur Themen einer rein abstrakten Welt sind, sondern auch von handfesten Rahmenbedingungen abhängen. Wo sich Wohlstand und Demokratie, der Schutz von Freiheit, der Menschenrechte und das Recht auf Eigentum, Chancengleichheit, ein effizienter Staat, Abwesenheit von Korruption sowie Marktwirtschaft optimal einstellen, seien die Gesellschaften tendenziell entwickelter und ergo die Menschen glücklicher.
Finnland, Norwegen und Dänemark führen derzeit die Rangliste beim World Happiness Report 2018 der Vereinten Nationen an, der auch Faktoren wie Lebenserwartung und Unterstützung im sozialen Umfeld berücksichtigt. Schlusslicht der Rangliste bildet der zentralafrikanische Staat Burundi, ein von inneren Machtkämpfen gebeuteltes Land mit einer der niedrigsten Raten des Bruttoinlandsproduktes pro Kopf. Chile liegt auf Platz 25, Deutschland auf Platz 15 von insgesamt 156 untersuchten Ländern.
Bruttonationalglück
Doch solche harten Fakten sind eben nicht alles. China habe zwar in den vergangenen Jahren sein PIB-Einkommen pro Kopf gesteigert, doch angesichts bestehender sozialer Ungleichheit und anderer Probleme seien die Menschen dort nicht viel glücklicher geworden. Klaus Schmidt-Hebbel erläuterte den Index Bruttonationalglück, den das südasiatische Königreich Bhutan erstmals 2008 nur für sich selbst erhob und der den Lebensstandard nicht nur über das Maß an Geldflüssen misst, sondern eben auch kulturelle, spirituelle und psychologische Dimensionen ganzheitlich miteinbezieht.
Wie erreicht man nun aber persönliches Glück? Viel Gewicht bei der Beantwortung dieser schwierigen Frage legte Klaus Schmidt-Hebbel auf die Meditation. Diese Praxis aus Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen würde nachweislich helfen, sich von Stress zu erholen, schmerzresistenter zu werden, mehr innere Ruhe und Empathie zu entwickeln. Seinen Zuhörern empfahl der die Lektüre «The Science of Meditation» von Daniel Goleman und Richard Davidson.
Soziale und persönliche Bindungen von entscheidender Bedeutung
Doch ein erfülltes Leben hänge nicht nur von innerer Einkehr, sondern auch von unseren Beziehungen zu den Mitmenschen ab. Eine Langzeitstudie der Harvard University befragte seit 1938 mehrere hundert Teilnehmer nach ihrem Glück. Demnach leben Menschen mit guten und engen sozialen Kontakte zu Familie, Freunden und Gesellschaft glücklicher, gesünder und länger.
«Das ist auch sehr wichtig für Chile und eine Herausforderung», schloss Klaus Schmidt-Hebbel seinen Vortrag, den er seinem verstorbenen Sohn Diego (1983-2008) widmete. In seiner persönlichen Schlussbetrachtung erläuterte er grafisch, wie sich der Mensch von einem erlittenen Trauma sich ganz bewusst aus einem tiefen Loch voll Schmerz, Einsamkeit und Niedergeschlagenheit wieder zum Glücklichsein emporarbeiten könne. Klaus Schmidt-Hebbel: «Ein Danke an die Familie, Freunde und Gemeinschaft.»