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Nikolaus Kopernikus – Der Astronom, der die kosmologische Wende einleitete

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Die Entdeckung des heliozentrischen Weltbildes

Nikolaus Kopernikus (1473-1543) bei der Himmelsbeobachtung nach einem Gemälde von Jan Mateijko.
Nikolaus Kopernikus (1473-1543) bei der Himmelsbeobachtung nach einem Gemälde von Jan Mateijko.

 

Vor 475 Jahren verstarb Nikolaus Kopernikus, ein Mann der grundlegend unser «modernes» Weltbild geformt hat. Mit seiner Erkenntnis, dass es nicht die Erde ist, die im Mittelpunkt unseres Kosmos steht, sondern es die große Lichtquelle, die Sonne, ist, die den Fixpunkt darstellt, brachte er große Bewegung in die Astronomie seiner Zeit und wirkte nachhaltig in späteren wissenschaftlichen Entwicklungen.

 

Von Peter Downes

Kopernikus (so die lateinisierte Form seines Namens; üblich in dieser Zeit unter Humanisten) wurde am 19. Februar 1473 als Niklas Koppernigk in Thorn (Torun) geboren, das seit dem Vertrag zwischen Deutschen Orden und polnischer Krone von 1466 letzterem zufiel. Sein Vater, gleichen Namens, war ein wohlhabender Kupferhändler und Schöffe in Thorn und seine Mutter, Barbara Watzenrode, entstammte ebenfalls einer wohlhabenden Familie.

Mit dem Tod seines Vaters 1483 kam der zehnjährige Nikolaus gemeinsam mit seinem Bruder Andreas in die Obhut seines Onkels mütterlicherseits, dem Kanoniker (Stiftsherr oder Chorherr) Lukas Watzenrode nach Ermland (das heutige Warmia). Der Onkel hatte sich um die schulische Ausbildung gekümmert, die zunächst in Thorn stattfand. Gemeinsam mit seinem Bruder Andreas schrieb sich Kopernikus 1491 in Universität Krakau zum Studium der Artes Liberales, der grundlegenden philosophischen Ausbildung, ein.

 

Studienaufenthalt in Italien

Beide Brüder wurden dann 1495 zu Kanonikern in der Domschule in Frauenburg ernannt. Sein Onkel und Bischof schickte Kopernikus dann im folgenden Jahr zum Studium der beiden Rechte an die berühmte Universität Bologna. Er erwarb in dieser Zeit einen akademischen Grad. Wichtig wurde aber sein Kontakt mit Domenico Maria da Novarra, dessen Theorien über die Bewegung der Planeten inspirierend auf ihn wirkten. Hier erlangte er den Magistertitel.

Das Heilige Jahr (1500) verbrachte Kopernikus dann in Rom und kehrte 1501 zurück an die Domschule in Frauenburg. Doch wiederum bat er seinen Onkel um die Erlaubnis, seinen Studienaufenthalt in Italien zu verlängern. Dieses Mal zog es ihn nach Padua, wo er ein Medizinstudium abschloss und sein Jurastudium fortsetzte. Den Doktortitel im Kirchenrecht erhielt Kopernikus dann am 31. Mai an der Universität Ferrara, sein Medizinstudium endete jedoch ohne akademischen Titel.

 

Veränderungen im Lauf der Gestirne

Grundsätzlich verfolgte er das Ziel vieler Humanisten seiner Zeit, die antike Wissenschaft neu zu studieren, sie entweder zu bestätigen oder aber auch zu übertreffen. In dieser Hinsicht muss man auch das Werk Kopernikus verstehen, wenn er die antiken Astronomen studierte, vor allem Ptolemäus, und sich an die physikalischen Theorien des Aristoteles zuwandte.

Sein Interesse war zunächst davon bestimmt, Ptolemäus Lehren zu bestätigen, führten aber schließlich dazu, dass er Fehler tradierte, die dann spätere Forscher korrigieren mussten. Obwohl er Abweichungen bei Messangaben des Ptolemäus selbst wahrnahm, stellte er keine Korrektur an, sondern erklärte sich diese Unterschiede durch eingetretene Veränderungen im Lauf der Gestirne. Er ging also von einer Veränderbarkeit innerhalb der «kreisförmigen» Laufbahnen der Planeten aus. Diese Fehleinschätzungen führten dennoch zu seinem neuen Weltbild, der heliozentrischen Kosmologie.

Durch die Arbeiten von Kopernikus und Kepler erwies sich das geozentrische Weltbild als überholt. Die Sonne stand von nun an im Mittelpunkt des Planetensystems.

Von 1503 bis 1510 war er dann Leibarzt und Sekretär bei seinem bischöflichen Onkel in der Residenz in Heilsberg (heute Litzbark). 1510 gibt Nikolaus schließlich die Tätigkeit beim Fürstbischof auf und wenig später stirbt dann auch sein Onkel. Nun endlich nimmt er seine Stellung als Kanoniker des Frauenburger Domkapitels ein, wo er Ende 1511 auf zwei Jahre zum Kanzler des Kapitels gewählt wird. Dieses Amt sollte er auch später mehrfach besetzen. Damit waren Verwaltungsaufgaben und Rechtsprechung verbunden. Auch als Landprobst und Führer der Dombaukasse wird er tätig. Er beaufsichtigte somit Pächter, legte deren Abgaben und Dienste fest und kümmerte sich um Baumaterialien für den Dom. Sein Leben war recht irdisch, auch wenn er zu den Sternen schaute. Als Kanoniker war er jedoch zum Zölibat verpflichtet.

Ende 1542 erleidet Kopernikus eine Hirnblutung, die eine rechtsseitige Lähmung verursacht. Sein Bewusstsein trübt sich langsam und am 23. Mai des folgenden Jahres stirbt er in Frauenburg.

 

«Und sie dreht sich doch»

Sein Werk «De revolutione orbium coelestium» (Über die Kreisbewegungen der Himmelskörper) wurde erst kurz vor seinem Tod erstmals gedruckt. Es ist das Ergebnis seiner mehr als 20 Jahren forschenden Tätigkeit gewesen. Als dieses Werk vor 475 Jahren nun einem breiteren Gelehrtenkreis zugänglich wurde, sollte es zunehmend revolutionäre Sprengkraft gewinnen. Es schaffte ein geradezu neues Weltbild. Eine komische Sicht, in der nicht mehr die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt stehen sollte. Die Erde war nicht ein ruhendes und verankertes Zentrum des Kosmos, sondern sie bewegte sich um sich selbst und um die Sonne. Nun geriet mit dieser Sichtweise auch ein Glaubenssystem in Bewegung. Ludwig Feuerbach meinte im 19. Jahrhundert, dass Kopernikus «die Menschheit um ihren Himmel gebracht» hat.

Während Kopernikus mit Quadrant, Armille, Jakobsstab und Dreistab den Himmel vermass, konnten Galileo Galilei und Johannes Kepler später die Berechnungen verbessern und mit Fernrohren die Theorie erhärten und zu einer Grundwahrheit erklären. Die kühnen Studien des Kopernikus stießen im Renaissancepapst Clemens VII. noch auf Toleranz und Aufgeschlossenheit. Er ließ sich die kopernikanischen Thesen über die Bewegung der Erde vortragen. Vom Kardinal Nikolaus von Schönberg wurde Kopernikus sogar ermuntert der Gelehrtenwelt seine Erkenntnisse mitzuteilen.

 

Vorwurf der Geltungssucht

Kritik kam aber von anderer Seite. So warf der Reformator Philipp Melanchthon Kopernikus «Geltungssucht» vor. Auch Martin Luther war nicht begeistert und schreibt in den Tischreden gegen die Behauptung einer sich bewegende Erde: «Als ob jemand, der sich im Wagen oder Schiff bewegt, glauben würde, er bleibe stehen und das Land und die Bäume würden sich bewegen.» Eine stillstehende Sonne wurde der Bibel widersprechen, so meinte Luther entschieden.

Das Buch von Kopernikus wurde nicht von der katholischen Kirche mit dem Bann versehen. Der Mathematiker, Physiker und Astronom Galileo Galilei rief mit seinem Werk «Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme» die Kritik seitens der Kirche hervor. 1633 musste er sich dann sogar vor der Inquisition zerren lassen und rette sich durch das Abschwören der Lehre von der Sonne als Mittelpunkt der Welt und einer sich bewegenden Erde.

Trotz dieser dramatischen Wissenschaftszensur, nahm die Geschichte der Astronomie ihren Gang, und die Erde drehte sich auch weiterhin um die Sonne, mit oder ohne kirchliche Anerkennung. Erst 1992 wurde Galileo Galilei von der katholischen Kirche rehabilitiert und damit auch das Werk Kopernikus’ wieder aufgewertet. Die modernen Wissenschaften sind auch in den vatikanischen Bibliotheken vertreten.

 

Kränkung oder Herausforderung durch Kopernikus?

Sigmund Freud bewertete die Folgen der «Kopernikanischen Revolution» als einer der großen Kränkungen der Menschheit. Denn diese habe in ihrer naiven Eigenliebe die Erfahrung erdulden müssen, «dass unsere Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalls ist, sondern ein winziges Teilchen eines in seiner Größe kaum vorstellbaren Weltsystems. Sie knüpft sich für uns an den Namen Kopernikus, obwohl schon die alexandrinische Wissenschaft ähnliches verkündet hatte.»

Wirklich Kränkung oder doch mehr Herausforderung? Nikolaus Kopernikus hat jedenfalls mit seinem heliozentrischen Modell ein Fenster geöffnet, das inspirierend wurde und die Astronomie bis heute so faszinierend macht, nicht nur hier in Chile mit den internationalen Observatorien, sondern weltweit.

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