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Viña Lafken zwischen Pirque und Buin

Einzigartiger Wein von den Maipo-Terrassen

Das Weingut Lafken liegt am Maipo-Fluss südlich von Santiago de Chile
Das Weingut Lafken liegt am Maipo-Fluss südlich von Santiago de Chile

 

Nicht unweit von Concha y Toro, dem fünfgrößten Weingut der Welt, hat sich das deutsch-chilenische Ehepaar Miguel und Alexandra Besoain mit ihrer Viña Lafken einen Traum erfüllt: eine eigene Weinherstellung.

 

Von Arne Dettmann

Der Gigant Concha y Toro verfügt laut eigenen Angaben über sage und schreibe 11.300 Hektar Weinbaufläche in Chile, Argentinien und den USA. Miguel und Alexandra Besoain betreiben mit ihrer Viña Lafken dagegen nur auf sechs Hektar Weinbau. Doch eines haben die so unterschiedlichen Unternehmen gemeinsam: Beide liegen am Fluss Maipo, der aus den Anden entspringt, südlich von Santiago vorbei fließt und in den Pazifik mündet. Das rauschende Wasser hat sich hier über tausende von Jahren durchs Gestein gegraben und für den Anbau von Weinreben ganz besondere Standorteigenschaften geschaffen. Und aus diesen gilt es, einen individuellen Wein zu zaubern.

Miguel Besoain erklärt den Einfluss des Bodens auf den Geschmack des Weines.
Miguel Besoain erklärt den Einfluss des Bodens auf den Geschmack des Weines.

«Runde Steine. Gut für Cabernet Sauvignon», erklärt Miguel Besoain und hebt vom Boden ein wenig Erdmaterial auf. Hier im Weinberg, 300 Meter vom Ufer entfernt, muss einmal in der Vergangenheit der Maipo durchgeflossen sein, als er noch einen höheren Pegel aufwies. Als er sich schließlich auf sein heutiges Flussbett zurückzog, hinterließ er eine Terrassenlandschaft, auf der sich fluviale Sedimente abgelagert hatten. «Ein solcher Boden ist wie geschaffen für Rebpflanzen bringt glanzvolle und säurebetonte Cabernet Sauvignons mit frischem Aroma hervor.»

Eine andere Note für die Trauben

Weiter oben am Berghang ändert sich das Bild. Der Untergrund dort setzt sich mehr aus lehmigen und sandigen Lockersedimenten zusammen, eine sogenannte kolluviale Schicht, die durch Anschwemmung entstanden ist. «An diesen kleineren Steinen im Boden können sich die Wurzeln der Reben besser festhalten», erläutert der Winzer. Das ergebe nochmals eine andere Note für die Trauben, erläutert der Winzer. Für ihn selbst ein Glücksfall: Nach der Ernte Mitte bis Ende April könne er dann auf der Grundlage von alluvialen und colluvialen Böden mit der Komposition eines neuen Weines beginnen.

 

Dem Lauf der Sonne folgend und mit einer frischen Brise

Doch der Boden sei längst nicht alles. Zum klassischen Terroir, wie der französische Fachbegriff lautet, zählen auch Klima und der Mensch als Faktoren, die das Ergebnis und das Geschmackserlebnis in Nase und Mund beeinflussen.

Miguel Besoain deutet auf den Himmel und anschließend auf die Weinhänge. Die Lichtexposition hier bei der Viña Lafken sei optimal, die Stockreihe zudem vertikal in Nord-Süd-Richtung zum Lauf der Sonne ausgerichtet, um das Maximum an Energie herauszuholen. Der Wind aus den Bergen streiche außerdem als frische Brise durch das Maipo-Tal und sorge somit für eine gute Belüftung der Pflanzen. Das Risiko von Pilzbefall und schädlichem Frost würde daher verringert.

Bleibe schließlich noch der Mensch, dem es obliege, aus den gegebenen Standorteigenschaften einen exzellenten Wein zu keltern.

 

Ein Container voll landwirtschaftlicher Maschinen

Sein Traum sei es immer gewesen, eine eigene Bodega auf die Beine zu stellen, erzählt Miguel Besoain, der zunächst Forstwirtschaft in Chile studierte, dann aber seiner Berufung nachging und in Dijon Önologie studierte. In der Hauptstadt der ostfranzösischen Region Burgund, die eine der bedeutendsten Weinregionen des Landes darstellt und die für ihren Pinot Noir, Chardonnay, Chablis und Beaujolais berühmt ist, arbeitete der Chilene zwei Jahre lang. Es folgten sechs Jahre in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz, wo er ebenfalls als Önologe tätig war.

Dann kehrte er 2010 nach Chile zurück. Mit im Gepäck: ein Container voller landwirtschaftlicher Maschinen für den Weinbau. Die Umsetzung seines Traumes begann in einem Traktorschuppen, zehn Fässer machten den Anfang. Die Trauben stammten von dem 30 Hektar großen Areal seines Vaters zwischen Pirque und Buin, der seine Ernte an Kellereien verkauft, die daraus ihre Top-Weine produzieren – denn diese Trauben zählen zu den besten im Maipo-Tal.

Daraus lässt sich doch etwas Eigenes machen, dachte der Sohn und mietete einen halben Hektar Fläche an. Zusammen mit seiner deutschen Frau Alexandra, die er bei einem Aufenthalt in Brasilien kennen gelernt hatte, fand er auch einen Namen für die neue Viña: Lafken – das bedeutet auf Mapudungun Terrasse. Miguel Besoain: «Weingüter mit „Santa“ gibt es schon zu viele. Und meinen eigenen Namen wollte ich auch nicht verwenden.»

Weinprobe mit dem Winzer Miguel Besoain: Die Viña Lafken hat unter anderem Cabernet Sauvignon, Carménère, Pinot Noir sowie Weißweine im Angebot.
Weinprobe mit dem Winzer Miguel Besoain: Die Viña Lafken hat unter anderem Cabernet Sauvignon, Carménère, Pinot Noir sowie Weißweine im Angebot.

 

Organischer Anbau

Seine Lieblingstraube sei der Cabernet Sauvignon, den Lafken derzeit aus dem Jahrgang 2014 anbietet. Aber der Winzer hat auch eine Mischung (Cuvée / ensamblaje) mit anderen Sorten entwickelt, nämlich den Lafken Blend 2011. Außerdem kauft er von einem zwei Hektar großen Anbaugebiet in Casablanca die weißen Sorten Riesling und Gewürztraminer sowie Sauvignon Blanc auf, um daraus ebenfalls eigene Weine zu kreieren. Im Angebot stehen außerdem Carménère und Pinot Noir.

Der chilenische Önologe setzt auf den organischen Anbau, will heißen, dass er keine künstlichen Düngemittel-Granulate, sondern natürlichen Kompost verwendet, um den Nährstoffgehalt des Bodens anzureichern. Zwischen den Rebreihen des Weinguts sprießen Gräser und Unkraut – ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier keine chemisch-synthetischen Spritzmittel versprüht werden. Und dass die Trauben schonend per Hand und nicht mit einer Maschine geerntet werden, versteht sich von selbst. Miguel Besoain gibt allerdings zu bedenken: «Der organische Anbau ist eine Philosophie. Wir machen das aus einer ökologischen und qualitativen Überzeugung heraus. Der organische Anbau steht aber nicht automatisch für teure Spitzenweine.»

Barrique-Lager: Die Eichenfässer geben Gerbstoffe (Tannine) an den Wein ab.
Barrique-Lager: Die Eichenfässer geben Gerbstoffe (Tannine) an den Wein ab.

Doch wie keltert man nun einen exzellenten Wein? Offenbar mit viel Liebe zum Detail. Denn Miguel Besoain überlässt nichts dem Zufall. Sogar die Eichenfässer stellt er selbst her, wählt dabei das Holz aus und legt den Röstgrad fest. In den Barriques schlummert dann der Wein und nimmt Tannine auf. Die Gerbstoffe geben dem Produkt seine persönliche Struktur. Miguel Besoain: «Letztendlich kommt es darauf an, mit allen Einflussfaktoren zu spielen und auszuprobieren. Das Terroir, die einzigartigen Terrassen, verleihen dem Wein dabei seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter.»
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Viña Lafken

Kontakt: Alexandra Besoain
E-Mail: alexandra@lafkenwines.com
Telefon: +56 9 9100 9386
Internet: www.lafkenwines.com
Der Wein kann direkt über Alexandra Besoain bestellt werden, die zudem nach Absprache anliefert.[/box]

 

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