Kunstwerk war auf den Boden gefallen – Leinwand und Rahmen beschädigt
Niemand weiß genau, wie es passierte. Tatsache ist, dass eines Morgens das große Ölgemälde Bernhard Eunom Philippis auf dem Boden des DCB-Ausstellungssaales lag. Der wertvolle Rahmen war zertrümmert, und die Leinwand hatte einen leichten Schaden erlitten.
Von Walter Krumbach
Paula Haindl, die zurzeit im Emil-Held-Archiv die Digitalisierung des Zeitungsbestandes durchführt, nahm sich in ihrer Eigenschaft als gelernte Restauratorin des Problems an: «Beim Untersuchen entdeckten wir, dass der Rahmen schon einmal beschädigt worden war.» Damals wurde er behelfsmäßig repariert und übermalt.
Die Leinwand «erlitt zum Glück nur einen minimalen Schaden. Links oben, fast an der Kante, waren zwei winzige Lücken von insgesamt zwei Quadratzentimetern, die einen Farbverlust aufwiesen, festzustellen», erläutert die Expertin. «Es ist ein Teil des schwarzen Hintergrunds und war somit leicht zu reparieren.» Bezeichnenderweise wurde die schadhafte Stelle nicht übermalt: «Beim Restaurieren verwendet man niemals die gleichen Materialien, die vom Maler eingesetzt wurden», betont Paula Haindl. «Man benutzt kompatible Werkstoffe, die außerdem reversibel sein müssen».
Beim Rahmen waren die Schäden erheblich größer. Besonders havariert waren drei Ecken. Mit der vierten, fast unversehrten, machte Paula Haindl einen Silikonabdruck. Mit diesem fertigte sie ebenso aus Silikon und Gips einen Abdruck: «Das ist das Schwierigste», versichert sie, «denn ein Bruchstück hat ja keine präzise Form. Die Ränder sind unregelmäßig, weshalb man die neue Form wie ein Puzzle zusammenfügen muss.» Dieser Vorgang «klappt nicht immer beim ersten Versuch», weiß Paula aus Erfahrung, «und in diesem Fall gelang es mit jedem Teil nach dreimaligen Versuchen».
Alte Farbmischung neu erstellen
Nachdem die Reparatur erfolgreich beendet war, musste sie die exakte Farbe des Rahmens nachbilden. Sie trug eine Schicht Goldfarbe auf, die danach auf «alt» getrimmt wurde. «Das ist eine besondere Kunst, weil die Farben nicht rein sind. Sie sind immer Mischungen. Man muss daher die Tönung, die man benötigt, zergliedern, um sie neu erstellen zu können».
Beim Betrachten des Gemäldes und seines Rahmens sind die Restaurierungsarbeiten nicht zu erkennen. Paula Haindls Eingriff darf somit als rundum gelungen gelten. Die Restauratorin hat diesen Auftrag mit Begeisterung erfüllt, da es sich bei dem Porträtierten «um eine herausragende historische Figur handelt und weil er höchstwahrscheinlich von einem großen Künstler gemalt wurde, nämlich Raymond Monvoisin».
Dieser herausragende französische Maler lebte mit einigen Unterbrechungen zwischen 1843 bis 1856 in Chile, wo er zahlreiche Porträts von Persönlichkeiten aus der gehobenen Gesellschaft anfertigte. «Ich bin fast 100-prozentig sicher, dass das Bild ein echter Monvoisin ist», versichert Paula Haindl. «Ich habe schon andere Monvoisins restauriert, und kann aufgrund dieser Erfahrung bezeugen, dass dieses Porträt stilistisch mit jenen übereinstimmt».
Nun fehlt noch das Gutachten eines Experten, der das Gemälde demnächst unter die Lupe nehmen wird. Wenn er, die die Restauratorin hofft, die Monvoisin-Autorschaft bestätigt, dann, meint sie, «könnte das Bild in jedem chilenischen Museum hängen».