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Prof. Dr.-Ing. Frank Dinter, Leiter des Centers für Solarenergie CSET Fraunhofer Chile Research

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Standort Chile kaum noch zu toppen

Professor Dr.-Ing. Frank Dinter, Leiter des Centers für Solarenergie CSET Fraunhofer Chile Research
Professor Dr.-Ing. Frank Dinter, Leiter des Centers für Solarenergie CSET Fraunhofer Chile Research

 

Nach Einsätzen in Spanien und Südafrika kam Prof. Dr.-Ing. Frank Dinter (56) im Juli 2017 nach Chile, um die Leitung des Centers for Solar Energy Technologies CSET der Fraunhofer Gesellschaft zu übernehmen. «Noch bessere Sonneneinstrahlung, noch besserer Wein» – für den Solarexperten ist der Standort Chile eigentlich nicht mehr zu toppen.

 

Von Petra Wilken

Frank Dinter stammt aus dem nordrhein-westfälischen Wülfrath im Kreis Düsseldorf. An der Gesamthochschule Essen studierte er Maschinenbau mit Energie und Kraftwerkstechnik im Hauptstudium. Zwei Semester lang belegte er Kernenergie. «Weil ich wissen wollte, wie sie funktioniert», sagt er.

Doch dann legte er sich auf den Schwerpunkt Solarenergie fest, zu einem Zeitpunkt, als der Siegeszug der Sonne als Energiespenderin noch in der Ferne lag: Er schrieb seine Diplomarbeit Ende der 1980er Jahre auf der spanisch-deutschen Solar-Forschungsplattform in Almería in Spanien. «In dem halben Jahr in Südspanien bin ich regelrecht infiziert worden – von Solarenergie, der mediterranen Küche und dem guten Wein. So fing alles an», erzählt Dinter.

 

Keiner wollte Solarfoscher, Öl war einfach zu billig

Seine Promotion schrieb er über Speicher für solarthermische Kraftwerke, als diese noch im Forschungsstadium waren. Nicht daran zu denken, einen Job auf seinem Fachgebiet zu bekommen. «Öl war so billig, dass keiner Solarforscher haben wollte», stellt er lakonisch fest. Also fing er Ende 1991 bei RWE in Essen an, dem riesigen Energieversorger, damals noch Monopolist, der ein Drittel in Braunkohle, ein Drittel in Nuklearenergie und ein Drittel mit einem Mix aus Gas und Hydroenergie machte. Doch 2008 war Dinters Zeit gekommen: Er wurde Head of Solar bei RWE Innogy.

RWE war inzwischen europaweit tätig und suchte eine Beteiligung an einem solarthermischen Kraftwerk in Südspanien. Diese Kraftwerkstechnologie wird auch CSP genannt, aus dem Englischen Concentrating Solar Power. Frank Dinter war als technischer Leiter für den Bau des 50-MW-Kraftwerks «Andasol 3» zuständig. Er eignete sich dabei nicht nur viel technisches Wissen an, er lernte auch, wie es auf einer Großbaustelle zugeht. «Zu Spitzenzeiten waren dort 600 Leute beschäftigt. Ich hatte einen Project Manager vor Ort. Ich selbst war in Essen in der Zentrale. Manchmal rief er mich an und war so gestresst, dass ich gesagt habe: „Komm, geh in die Sierra Nevada wandern.“ Dann bin ich runtergeflogen und habe seinen Job gemacht. Es war eine tolle Erfahrung, nicht nur das soziale Verhalten auf so einer Baustelle kennenzulernen.»

 

Lehrstuhl für solarthermische Energie

Doch irgendwann setzte RWE mehr auf Wind- als auf Sonnenenergie, und Frank Dinter merkte, dass es nach 20 Jahren Zeit wurde zu wechseln. Er nahm 2013 einen Lehrstuhl für solarthermische Energie an der Elite-Universität Stellenbosch in der Nähe von Kapstadt in Südafrika an. Von Südafrika kam er nach Chile, wo ihm das Fraunhofer Institut die Leitung des Centers für Solarenergie CSET anbot. «Ein Freund von mir scherzte: „Erst bist du von Deutschland nach Spanien gegangen, wo die Sonne und der Wein besser waren. Dann von Spanien nach Südafrika, wo die Sonne und der Wein noch besser waren. Und nun Chile“». Auch Dinter findet, dass Chile in diesem Sinne kaum noch zu toppen ist.

Immerhin gilt es als das Land mit der höchsten Sonneneinstrahlung weltweit. Deshalb ist es auch Chile, wo derzeit das erste CSP-Kraftwerk in Lateinamerika gebaut wird: 60 Kilometer von Calama entfernt entsteht das Projekt Cerro Dominador, mit einem 250 Meter hohen Zentralturm und 10.600 Heliostaten sowie 392.000 Sonnenkollektoren, die zusammen 210 MW Energie erzeugen werden. Der Bau war aus finanziellen Problemen gestoppt worden, konnte jedoch in diesem August wieder aufgenommen werden. 2020 soll das Kraftwerk ans Netz gehen.

 

Fraunhofer Chile Research mit dem Solarcenter CSET

Doch damit hat Dinters Arbeit nur indirekt zu tun. Das zum Fraunhofer Chile Research gehörende Solarcenter CSET ist im Innovationszentrum Anacleto Angelini auf dem Campus der Universidad Católica angesiedelt, wo Dinter ein internationales Team von 25 festen Mitarbeitern leitet. Sie arbeiten an den Themen Photovoltaik und Solarthermie, wobei sich letzterer in die Bereiche Kraftwerkstechnologie (CSP), Warmwasser und Prozesswärme für industrielle Anwendungen aufteilt. Auftrag des Teams ist es, mit chilenischen Forschungseinrichtungen und Universitäten zusammen zu arbeiten und Technologie für die heimische Industrie zu entwickeln. Dazu besteht ein Kooperationsabkommen mit der Universidad Católica. Zudem unterstützt das CSET die Regierung mit Studien für das Energieministerium und Corfo. Dabei zählt das chilenische Team auf das Know-how seines Mutterhauses im baden-württembergischen Freiburg, dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI mit über 1.000 Mitarbeitern.

Wie in Deutschland geht es der Fraunhofer Gesellschaft auch in Chile darum, Forschungsergebnisse in der Praxis umzusetzen. «Wir wollen Prototypen installieren», erläutert Dinter. Als Beispiel nennt er Reinigungs-Roboter für Photovoltaikanlagen, die CSET kürzlich in Kooperation mit der Universität Santa María im Auftrag eines Unternehmens entwickelt hat. «Die Luftverschmutzung in Santiago ist ein Thema. Es liegt schnell eine dicke Schicht Staub auf den Solarpanelen, so dass sie nicht mehr funktionieren. Das Problem kennen wir in Deutschland nicht. Da macht der Regen das sauber.»

 

Kooperation mit der Industrie

Die Zusammenarbeit mit der Industrie ist eine Grundvoraussetzung für die Arbeit der Solarforscher. Corfo ist daran interessiert, dass das deutsche Erfolgskonzept der angewandten Forschung auch in Chile Früchte trägt, weshalb die Wirtschaftsfördereinrichtung das CSET noch bis 2021 unterstützt. Danach soll sich das Forschungsinstitut aus Aufträgen aus der Wirtschaft finanzieren.

Frank Dinter hat diese Herausforderung gerne angenommen, da Chile ihm die Möglichkeit gibt, in seinem ursprünglichen Fachgebiet tätig zu sein. «Ich habe schon so viele Sachen gemacht in meinem Leben, bin ein total unruhiger Geist, will immer Dinge voranbringen». Zudem sei er eine Frohnatur. Sein sonniges Gemüt wird zweifelsohne hilfreich sein.

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